Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.ADONIS Blumen. Heist unsre Unschuld stets in Sorgen stehen/Und zwischen Dorn und Eiß behutsam gehen. Die schlimme Welt denckt/ Ich und Du Müß ihr an Boßheit gleiche seyn/ Dringt sich mit schälem Aug herzu/ Greifft unsern keuschen Freuden ein/ Und wolte gern/ was sie nicht kan genüssen/ Auch andern ohne Schuld verboten wissen. Zwar wehe thut der schwere Zwang/ Zu dem man uns verbinden will; Jedoch wird solcher Uberdrang Auch haben sein gestecktes Ziel. Der Tugend reines Kleid kan nichts beflecken; Die Zeit wird unser Recht der Welt entdecken. Der beste Rath ist hier Gedult: Bleib' mir beständig/ wie du bist/ Ich lebe dir in stillem hold/ So brechen wir der Feinde List. Wenn Redligkeit sich kan zun Sternen heben/ Muß der Verleumder Maul im Kothe kleben. Die krancke Fillis. Ach Amor/ soll ich dir nicht klagen meine Noth! Ich seh die Fillis hier in meinen Armen liegen; Die matte Seele will dem siechen Leib' entfliegen; Stirbt sie/ so ist dein Ruhm und meine Freude todt. Ach/ schick ihr kühle Lufft mit deinen Flügeln zu/ Laß deine zarte Sehn ihr kranckes Haubt umschlüssen/ Gib deinen Köcher her zu legen unters Küssen/ Damit ihr Leib erhöht kan nehmen seine Ruh. Verwechsle mit Betrug dem Tode seinen Pfeil/ Daß sie dein heilsam Gold empfind in ihrem Hertzen/ Wenn ihr sein rauher Stahl soll bringen Todes-Schmertzen/ So machest du (in ihr und mir) zwey Hertzen heil. Du
ADONIS Blumen. Heiſt unſre Unſchuld ſtets in Sorgen ſtehen/Und zwiſchen Dorn und Eiß behutſam gehen. Die ſchlimme Welt denckt/ Ich und Du Muͤß ihr an Boßheit gleiche ſeyn/ Dringt ſich mit ſchaͤlem Aug herzu/ Greifft unſern keuſchen Freuden ein/ Und wolte gern/ was ſie nicht kan genuͤſſen/ Auch andern ohne Schuld verboten wiſſen. Zwar wehe thut der ſchwere Zwang/ Zu dem man uns verbinden will; Jedoch wird ſolcher Uberdrang Auch haben ſein geſtecktes Ziel. Der Tugend reines Kleid kan nichts beflecken; Die Zeit wird unſer Recht der Welt entdecken. Der beſte Rath iſt hier Gedult: Bleib’ mir beſtaͤndig/ wie du biſt/ Ich lebe dir in ſtillem hold/ So brechen wir der Feinde Liſt. Wenn Redligkeit ſich kan zun Sternen heben/ Muß der Verleumder Maul im Kothe kleben. Die krancke Fillis. Ach Amor/ ſoll ich dir nicht klagen meine Noth! Ich ſeh die Fillis hier in meinen Armen liegen; Die matte Seele will dem ſiechen Leib’ entfliegen; Stirbt ſie/ ſo iſt dein Ruhm und meine Freude todt. Ach/ ſchick ihr kuͤhle Lufft mit deinen Fluͤgeln zu/ Laß deine zarte Sehn ihr kranckes Haubt umſchluͤſſen/ Gib deinen Koͤcher her zu legen unters Kuͤſſen/ Damit ihr Leib erhoͤht kan nehmen ſeine Ruh. Verwechsle mit Betrug dem Tode ſeinen Pfeil/ Daß ſie dein heilſam Gold empfind in ihrem Hertzen/ Wenn ihr ſein rauher Stahl ſoll bringen Todes-Schmertzen/ So macheſt du (in ihr und mir) zwey Hertzen heil. Du
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ADONIS Blumen.
Heiſt unſre Unſchuld ſtets in Sorgen ſtehen/
Und zwiſchen Dorn und Eiß behutſam gehen.
Die ſchlimme Welt denckt/ Ich und Du
Muͤß ihr an Boßheit gleiche ſeyn/
Dringt ſich mit ſchaͤlem Aug herzu/
Greifft unſern keuſchen Freuden ein/
Und wolte gern/ was ſie nicht kan genuͤſſen/
Auch andern ohne Schuld verboten wiſſen.
Zwar wehe thut der ſchwere Zwang/
Zu dem man uns verbinden will;
Jedoch wird ſolcher Uberdrang
Auch haben ſein geſtecktes Ziel.
Der Tugend reines Kleid kan nichts beflecken;
Die Zeit wird unſer Recht der Welt entdecken.
Der beſte Rath iſt hier Gedult:
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So brechen wir der Feinde Liſt.
Wenn Redligkeit ſich kan zun Sternen heben/
Muß der Verleumder Maul im Kothe kleben.
Die krancke Fillis.
Ach Amor/ ſoll ich dir nicht klagen meine Noth!
Ich ſeh die Fillis hier in meinen Armen liegen;
Die matte Seele will dem ſiechen Leib’ entfliegen;
Stirbt ſie/ ſo iſt dein Ruhm und meine Freude todt.
Ach/ ſchick ihr kuͤhle Lufft mit deinen Fluͤgeln zu/
Laß deine zarte Sehn ihr kranckes Haubt umſchluͤſſen/
Gib deinen Koͤcher her zu legen unters Kuͤſſen/
Damit ihr Leib erhoͤht kan nehmen ſeine Ruh.
Verwechsle mit Betrug dem Tode ſeinen Pfeil/
Daß ſie dein heilſam Gold empfind in ihrem Hertzen/
Wenn ihr ſein rauher Stahl ſoll bringen Todes-Schmertzen/
So macheſt du (in ihr und mir) zwey Hertzen heil.
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