Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.ADONIS Blumen. Den köstlichen PlatzDer Seel offt falschem Sinn zu Raube geben! Was vor ein Schmertzen ists/ verliebt zu leben! Man stirbet ohn sterben/ Muß offt um diß verderben/ Was ungemahlt/ Die Mühe nicht zahlt/ Die Seele falschem Sinn zum Raube geben. Was vor ein Schmertzen ists/ verliebt zu leben! Könte sich ein krancker Mutt Seiner Bande machen loß/ Wenn das Hertz zu wehe thut/ So säß in des Glückes Schoß Wer empfindt der Liebe Glutt. Aber weil der Sternen Schluß Selten wieder machet frey Den mit Lieb' umstrickten Fuß/ Lebt in harter Sclaverey Wer der Liebe dienen muß. O wie glücklich/ wer nicht liebet/ Wer nicht fühlt in seinem Hertzen Heisse Schmertzen Von dem Triebe Blinder Liebe/ Der die Welt sich untergiebet. O wie glücklich/ wer nicht liebet! Den kein falscher Blick betrübet/ Dem das Zürnen und Liebkosen Zweyer Rosen Ohne U 4
ADONIS Blumen. Den koͤſtlichen PlatzDer Seel offt falſchem Sinn zu Raube geben! Was vor ein Schmertzen iſts/ verliebt zu leben! Man ſtirbet ohn ſterben/ Muß offt um diß verderben/ Was ungemahlt/ Die Muͤhe nicht zahlt/ Die Seele falſchem Sinn zum Raube geben. Was vor ein Schmertzen iſts/ verliebt zu leben! Koͤnte ſich ein krancker Mutt Seiner Bande machen loß/ Wenn das Hertz zu wehe thut/ So ſaͤß in des Gluͤckes Schoß Wer empfindt der Liebe Glutt. Aber weil der Sternen Schluß Selten wieder machet frey Den mit Lieb’ umſtrickten Fuß/ Lebt in harter Sclaverey Wer der Liebe dienen muß. O wie gluͤcklich/ wer nicht liebet/ Wer nicht fuͤhlt in ſeinem Hertzen Heiſſe Schmertzen Von dem Triebe Blinder Liebe/ Der die Welt ſich untergiebet. O wie gluͤcklich/ wer nicht liebet! Den kein falſcher Blick betruͤbet/ Dem das Zuͤrnen und Liebkoſen Zweyer Roſen Ohne U 4
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ADONIS Blumen.
Den koͤſtlichen Platz
Der Seel offt falſchem Sinn zu Raube geben!
Was vor ein Schmertzen iſts/ verliebt zu leben!
Man ſtirbet ohn ſterben/
Muß offt um diß verderben/
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Die Muͤhe nicht zahlt/
Die Seele falſchem Sinn zum Raube geben.
Was vor ein Schmertzen iſts/ verliebt zu leben!
Koͤnte ſich ein krancker Mutt
Seiner Bande machen loß/
Wenn das Hertz zu wehe thut/
So ſaͤß in des Gluͤckes Schoß
Wer empfindt der Liebe Glutt.
Aber weil der Sternen Schluß
Selten wieder machet frey
Den mit Lieb’ umſtrickten Fuß/
Lebt in harter Sclaverey
Wer der Liebe dienen muß.
O wie gluͤcklich/ wer nicht liebet/
Wer nicht fuͤhlt in ſeinem Hertzen
Heiſſe Schmertzen
Von dem Triebe
Blinder Liebe/
Der die Welt ſich untergiebet.
O wie gluͤcklich/ wer nicht liebet!
Den kein falſcher Blick betruͤbet/
Dem das Zuͤrnen und Liebkoſen
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