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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Himmel-Schlüssel.
Auff diesen Abend folgt des Grabes schwartze Nacht.
Wohl dem/ der so den Tag des Lebens zugebracht/
Daß er die stille Nacht in süsser Ruh verschließt/
Und frölich mit der Zeit den andern Morgen grüßt/
Der einen ewigs Licht und Leben hoffen heist/
Den andern in das Reich der steten Nacht verweist.
O Licht/ von welchem ich empfangen Schein und Licht/
Mein Morgen weiß ohn dich von keinem Lichte nicht/
Mein Mittag muß ohn dich seyn düstre Mitternacht/
Mein Abend wird ohn dich in Schrecken zugebracht/
Drauff folget eine Nacht/ die mir in Ewigkeit
Mit schwerer Finsternis und trüben Schatten dräut.
Der Morgen ist nunmehr durch deine Gunst vorbey/
Darinn kein Augenblick von finstren Wercken frey/
Dieselben laß/ verbannt vor deinem Angesicht/
In stete Finsterniß/ mich weiter schrecken nicht;
Den Mittag meiner Zeit und Jahre tret ich an/
Gieb/ daß ich von dir Licht und Sonne schöpffen kan/
Daß sich mein Auge lenckt nach deiner Lehre Pol/
Biß ich den eitlen Glantz der Welt gesegnen soll/
Und von der trüben Nacht des Todes unerschreckt/
Zur frohen Ewigkeit von dir werd aufferweckt.
Nach dreymahl überstandener
Feuers-Gefahr.
Ach GOtt/ ein schweres Jahr ist wieder nun zum Ende/
Daß Hauß und Hoff noch steht/ daß Haab und Gutt noch
währt/
Von keiner grimmen Macht des Feuers auffgezehrt/
Ist einig und allein das Wunder deiner Hände.
Wir sehn mit Zittern zu/ daß unsrer Andacht Flammen
In kalten Hertzen lau/ und fast erstorben seyn.
Wolt uns dein strenges Recht zur Straffe laden ein/
So wäre/ was man hat/ vorlängst geschmeltzt zusammen.
Wir hätten selbst an Leib und Seele brennen sollen/
Doch deine Gütt ohn End' ist grösser als die Schuld.
Du
B 5
Himmel-Schluͤſſel.
Auff dieſen Abend folgt des Grabes ſchwartze Nacht.
Wohl dem/ der ſo den Tag des Lebens zugebracht/
Daß er die ſtille Nacht in ſuͤſſer Ruh verſchließt/
Und froͤlich mit der Zeit den andern Morgen gruͤßt/
Der einen ewigs Licht und Leben hoffen heiſt/
Den andern in das Reich der ſteten Nacht verweiſt.
O Licht/ von welchem ich empfangen Schein und Licht/
Mein Morgen weiß ohn dich von keinem Lichte nicht/
Mein Mittag muß ohn dich ſeyn duͤſtre Mitternacht/
Mein Abend wird ohn dich in Schrecken zugebracht/
Drauff folget eine Nacht/ die mir in Ewigkeit
Mit ſchwerer Finſternis und truͤben Schatten draͤut.
Der Morgen iſt nunmehr durch deine Gunſt vorbey/
Darinn kein Augenblick von finſtren Wercken frey/
Dieſelben laß/ verbannt vor deinem Angeſicht/
In ſtete Finſterniß/ mich weiter ſchrecken nicht;
Den Mittag meiner Zeit und Jahre tret ich an/
Gieb/ daß ich von dir Licht und Sonne ſchoͤpffen kan/
Daß ſich mein Auge lenckt nach deiner Lehre Pol/
Biß ich den eitlen Glantz der Welt geſegnen ſoll/
Und von der truͤben Nacht des Todes unerſchreckt/
Zur frohen Ewigkeit von dir werd aufferweckt.
Nach dreymahl uͤberſtandener
Feuers-Gefahr.
Ach GOtt/ ein ſchweres Jahr iſt wieder nun zum Ende/
Daß Hauß und Hoff noch ſteht/ daß Haab und Gutt noch
waͤhrt/
Von keiner grimmen Macht des Feuers auffgezehrt/
Iſt einig und allein das Wunder deiner Haͤnde.
Wir ſehn mit Zittern zu/ daß unſrer Andacht Flammen
In kalten Hertzen lau/ und faſt erſtorben ſeyn.
Wolt uns dein ſtrenges Recht zur Straffe laden ein/
So waͤre/ was man hat/ vorlaͤngſt geſchmeltzt zuſammen.
Wir haͤtten ſelbſt an Leib und Seele brennen ſollen/
Doch deine Guͤtt ohn End’ iſt groͤſſer als die Schuld.
Du
B 5
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[25/0445] Himmel-Schluͤſſel. Auff dieſen Abend folgt des Grabes ſchwartze Nacht. Wohl dem/ der ſo den Tag des Lebens zugebracht/ Daß er die ſtille Nacht in ſuͤſſer Ruh verſchließt/ Und froͤlich mit der Zeit den andern Morgen gruͤßt/ Der einen ewigs Licht und Leben hoffen heiſt/ Den andern in das Reich der ſteten Nacht verweiſt. O Licht/ von welchem ich empfangen Schein und Licht/ Mein Morgen weiß ohn dich von keinem Lichte nicht/ Mein Mittag muß ohn dich ſeyn duͤſtre Mitternacht/ Mein Abend wird ohn dich in Schrecken zugebracht/ Drauff folget eine Nacht/ die mir in Ewigkeit Mit ſchwerer Finſternis und truͤben Schatten draͤut. Der Morgen iſt nunmehr durch deine Gunſt vorbey/ Darinn kein Augenblick von finſtren Wercken frey/ Dieſelben laß/ verbannt vor deinem Angeſicht/ In ſtete Finſterniß/ mich weiter ſchrecken nicht; Den Mittag meiner Zeit und Jahre tret ich an/ Gieb/ daß ich von dir Licht und Sonne ſchoͤpffen kan/ Daß ſich mein Auge lenckt nach deiner Lehre Pol/ Biß ich den eitlen Glantz der Welt geſegnen ſoll/ Und von der truͤben Nacht des Todes unerſchreckt/ Zur frohen Ewigkeit von dir werd aufferweckt. Nach dreymahl uͤberſtandener Feuers-Gefahr. Ach GOtt/ ein ſchweres Jahr iſt wieder nun zum Ende/ Daß Hauß und Hoff noch ſteht/ daß Haab und Gutt noch waͤhrt/ Von keiner grimmen Macht des Feuers auffgezehrt/ Iſt einig und allein das Wunder deiner Haͤnde. Wir ſehn mit Zittern zu/ daß unſrer Andacht Flammen In kalten Hertzen lau/ und faſt erſtorben ſeyn. Wolt uns dein ſtrenges Recht zur Straffe laden ein/ So waͤre/ was man hat/ vorlaͤngſt geſchmeltzt zuſammen. Wir haͤtten ſelbſt an Leib und Seele brennen ſollen/ Doch deine Guͤtt ohn End’ iſt groͤſſer als die Schuld. Du B 5

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/445>, abgerufen am 22.11.2024.