Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Himmel-Schlüssel. Was kein gefallner Geist in Ewigkeit kan hoffen/Ist uns durch dich erlangt/ ein ausgesöhnter GOtt; Der Himmel stehet uns durch deine Wohlthat offen/ Der Segen vor den Fluch/ das Leben vor den Tod. Du/ deinem Vater gleich/ an Alter und Gewalt/ Verleugnest uns zu gutt die göttliche Gestalt/ Und läst dich Pflege-Sohn des armen Josephs nennen: Du grosses Fürsten-Kind wirst an die Brust gelegt/ Der Mutter/ welche dich vor Vater muß erkennen/ Und dich als reine Magd auff keuschen Armen trägt. Der König aller Welt giebt einem Bettler nach/ Die finstre Stallung ist sein königlich Gemach/ Die Krippe fasset den/ der alle Welt erfüllet/ Der/ dem der Himmel ist sein täglich Ehren-Kleid/ Wird durstig und entblöst in Windeln eingehüllet/ Lebt reich von allem Gutt in höchster Dürfftigkeit. Der des Gesetzes Joch von unsern Schultern thut Vergeust demselben nach sein königliches Blutt/ Nimmt die beschwerte Last auff seinen edlen Rücken/ Die unsre Zärtligkeit nicht länger tragen kan: Vor dem sich Könige von fremden Landen bücken/ Den nimmt ein fremdes Land vor armen Fremdling an. Der manchen Fürsten-Thron in Asch und Staub verkehrt/ Flieht bey der finstern Nacht vor seiner Feinde Schwerd/ Will einsam und verjagt in zarter Jugend reisen/ Erduldet ungescheut des Fliehens Ungemach/ Damit er uns den Weg zum Himmel möchte weisen/ Und wir durch Noth und Tod mit Freuden folgen nach. O süsses Wunder-Kind/ wie kräfftig liebest du! Du schleust den Feinden nicht dein liebreich Hertze zu/ Du wilt sie ewig auch an deiner Seite wissen/ Giebst ihnen/ was du selbst begiebst/ die Himmels-Ruh/ Versüssest ihren Tod durch Tod und Bluttvergiessen/ O süsses Wunder-Kind/ wie kräfftig liebest du? Hier
Himmel-Schluͤſſel. Was kein gefallner Geiſt in Ewigkeit kan hoffen/Iſt uns durch dich erlangt/ ein ausgeſoͤhnter GOtt; Der Himmel ſtehet uns durch deine Wohlthat offen/ Der Segen vor den Fluch/ das Leben vor den Tod. Du/ deinem Vater gleich/ an Alter und Gewalt/ Verleugneſt uns zu gutt die goͤttliche Geſtalt/ Und laͤſt dich Pflege-Sohn des armen Joſephs nennen: Du groſſes Fuͤrſten-Kind wirſt an die Bruſt gelegt/ Der Mutter/ welche dich vor Vater muß erkennen/ Und dich als reine Magd auff keuſchen Armen traͤgt. Der Koͤnig aller Welt giebt einem Bettler nach/ Die finſtre Stallung iſt ſein koͤniglich Gemach/ Die Krippe faſſet den/ der alle Welt erfuͤllet/ Der/ dem der Himmel iſt ſein taͤglich Ehren-Kleid/ Wird durſtig und entbloͤſt in Windeln eingehuͤllet/ Lebt reich von allem Gutt in hoͤchſter Duͤrfftigkeit. Der des Geſetzes Joch von unſern Schultern thut Vergeuſt demſelben nach ſein koͤnigliches Blutt/ Nimmt die beſchwerte Laſt auff ſeinen edlen Ruͤcken/ Die unſre Zaͤrtligkeit nicht laͤnger tragen kan: Vor dem ſich Koͤnige von fremden Landen buͤcken/ Den nimmt ein fremdes Land vor armen Fremdling an. Der manchen Fuͤrſten-Thron in Aſch und Staub verkehrt/ Flieht bey der finſtern Nacht vor ſeiner Feinde Schwerd/ Will einſam und verjagt in zarter Jugend reiſen/ Erduldet ungeſcheut des Fliehens Ungemach/ Damit er uns den Weg zum Himmel moͤchte weiſen/ Und wir durch Noth und Tod mit Freuden folgen nach. O ſuͤſſes Wunder-Kind/ wie kraͤfftig liebeſt du! Du ſchleuſt den Feinden nicht dein liebreich Hertze zu/ Du wilt ſie ewig auch an deiner Seite wiſſen/ Giebſt ihnen/ was du ſelbſt begiebſt/ die Himmels-Ruh/ Verſuͤſſeſt ihren Tod durch Tod und Bluttvergieſſen/ O ſuͤſſes Wunder-Kind/ wie kraͤfftig liebeſt du? Hier
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Himmel-Schluͤſſel.
Was kein gefallner Geiſt in Ewigkeit kan hoffen/
Iſt uns durch dich erlangt/ ein ausgeſoͤhnter GOtt;
Der Himmel ſtehet uns durch deine Wohlthat offen/
Der Segen vor den Fluch/ das Leben vor den Tod.
Du/ deinem Vater gleich/ an Alter und Gewalt/
Verleugneſt uns zu gutt die goͤttliche Geſtalt/
Und laͤſt dich Pflege-Sohn des armen Joſephs nennen:
Du groſſes Fuͤrſten-Kind wirſt an die Bruſt gelegt/
Der Mutter/ welche dich vor Vater muß erkennen/
Und dich als reine Magd auff keuſchen Armen traͤgt.
Der Koͤnig aller Welt giebt einem Bettler nach/
Die finſtre Stallung iſt ſein koͤniglich Gemach/
Die Krippe faſſet den/ der alle Welt erfuͤllet/
Der/ dem der Himmel iſt ſein taͤglich Ehren-Kleid/
Wird durſtig und entbloͤſt in Windeln eingehuͤllet/
Lebt reich von allem Gutt in hoͤchſter Duͤrfftigkeit.
Der des Geſetzes Joch von unſern Schultern thut
Vergeuſt demſelben nach ſein koͤnigliches Blutt/
Nimmt die beſchwerte Laſt auff ſeinen edlen Ruͤcken/
Die unſre Zaͤrtligkeit nicht laͤnger tragen kan:
Vor dem ſich Koͤnige von fremden Landen buͤcken/
Den nimmt ein fremdes Land vor armen Fremdling an.
Der manchen Fuͤrſten-Thron in Aſch und Staub verkehrt/
Flieht bey der finſtern Nacht vor ſeiner Feinde Schwerd/
Will einſam und verjagt in zarter Jugend reiſen/
Erduldet ungeſcheut des Fliehens Ungemach/
Damit er uns den Weg zum Himmel moͤchte weiſen/
Und wir durch Noth und Tod mit Freuden folgen nach.
O ſuͤſſes Wunder-Kind/ wie kraͤfftig liebeſt du!
Du ſchleuſt den Feinden nicht dein liebreich Hertze zu/
Du wilt ſie ewig auch an deiner Seite wiſſen/
Giebſt ihnen/ was du ſelbſt begiebſt/ die Himmels-Ruh/
Verſuͤſſeſt ihren Tod durch Tod und Bluttvergieſſen/
O ſuͤſſes Wunder-Kind/ wie kraͤfftig liebeſt du?
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