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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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MARINI.
Das stoltze Rom ist hin/ der Tyber Pracht verflossen/
Quirinens Ruff ist todt/ der alle Welt erfüllt:
Was ewig wird genannt hat kurtze Zeit genossen
Den angemaßten Ruhm/ und weist ein wahres Bild
Der schnöden Eitelkeit. Was Rom vorhin gewesen/
Ist nun desselben Grab/ ist Asche/ Schutt und Grauß:
Was wir vom Coelius und Aventinus lesen
Sucht unser thränend Aug anizt vergebens aus:
Die eingefallne Last mit Graß und Moß bedeckt/
Hält seine Leiche selbst für ihm und uns versteckt.
Jedoch was seh ich hier? ein neues Rom entstehen:
Man führet/ wie vorhin/ viel Schlösser in die Lufft/
Man lernt den Tyber-Strom in Marmol-Gräntzen gehen/
Jerneuert und bestärckt manch halb-begrabne Grufft/
Der Tempel Poliphem hat neuen Schmuck und Auge/
Man baut die alten Gäng und Läuben wieder nach.
Welch angehobnes Werck ist/ das dem Nachfahr tauge?
Man bessert/ bricht und baut/ damit man auch ein Fach
Für Nahm und Wappen findt/ und geht die Welt nicht ein/
So wird das neue Rom ein ander Phönix seyn.


Bezwingerin der Welt/ wer hat dich zu dem Fall
Von deinem Thron gebracht? wer hat der stoltzen Glieder
en großen Leib beraubt? wer hat dir hin und wieder
ie Bein umher gestreut? kein schlauer Hannibal
at dich in Grund gestürtzt/ kein Brennus umgekehrt.
om muste seinen Tod in eignem Busen haben/
ich selbsten feinden an/ ertödten und begraben:
ie Hoffart war der Feind/ die Zwietracht war das Schwerdt.
O große
e 4


MARINI.
Das ſtoltze Rom iſt hin/ der Tyber Pracht verfloſſen/
Quirinens Ruff iſt todt/ der alle Welt erfuͤllt:
Was ewig wird genannt hat kurtze Zeit genoſſen
Den angemaßten Ruhm/ und weiſt ein wahres Bild
Der ſchnoͤden Eitelkeit. Was Rom vorhin geweſen/
Iſt nun deſſelben Grab/ iſt Aſche/ Schutt und Grauß:
Was wir vom Cœlius und Aventinus leſen
Sucht unſer thraͤnend Aug anizt vergebens aus:
Die eingefallne Laſt mit Graß und Moß bedeckt/
Haͤlt ſeine Leiche ſelbſt fuͤr ihm und uns verſteckt.
Jedoch was ſeh ich hier? ein neues Rom entſtehen:
Man fuͤhret/ wie vorhin/ viel Schloͤſſer in die Lufft/
Man lernt den Tyber-Strom in Marmol-Graͤntzen gehen/
Jerneuert und beſtaͤrckt manch halb-begrabne Grufft/
Der Tempel Poliphem hat neuen Schmuck und Auge/
Man baut die alten Gaͤng und Laͤuben wieder nach.
Welch angehobnes Werck iſt/ das dem Nachfahr tauge?
Man beſſert/ bricht und baut/ damit man auch ein Fach
Fuͤr Nahm und Wappen findt/ und geht die Welt nicht ein/
So wird das neue Rom ein ander Phoͤnix ſeyn.


Bezwingerin der Welt/ wer hat dich zu dem Fall
Von deinem Thron gebracht? wer hat der ſtoltzen Glieder
en großen Leib beraubt? wer hat dir hin und wieder
ie Bein umher geſtreut? kein ſchlauer Hannibal
at dich in Grund geſtuͤrtzt/ kein Brennus umgekehrt.
om muſte ſeinen Tod in eignem Buſen haben/
ich ſelbſten feinden an/ ertoͤdten und begraben:
ie Hoffart war der Feind/ die Zwietracht war das Schwerdt.
O große
e 4
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[71/0651] MARINI. Das ſtoltze Rom iſt hin/ der Tyber Pracht verfloſſen/ Quirinens Ruff iſt todt/ der alle Welt erfuͤllt: Was ewig wird genannt hat kurtze Zeit genoſſen Den angemaßten Ruhm/ und weiſt ein wahres Bild Der ſchnoͤden Eitelkeit. Was Rom vorhin geweſen/ Iſt nun deſſelben Grab/ iſt Aſche/ Schutt und Grauß: Was wir vom Cœlius und Aventinus leſen Sucht unſer thraͤnend Aug anizt vergebens aus: Die eingefallne Laſt mit Graß und Moß bedeckt/ Haͤlt ſeine Leiche ſelbſt fuͤr ihm und uns verſteckt. Jedoch was ſeh ich hier? ein neues Rom entſtehen: Man fuͤhret/ wie vorhin/ viel Schloͤſſer in die Lufft/ Man lernt den Tyber-Strom in Marmol-Graͤntzen gehen/ Jerneuert und beſtaͤrckt manch halb-begrabne Grufft/ Der Tempel Poliphem hat neuen Schmuck und Auge/ Man baut die alten Gaͤng und Laͤuben wieder nach. Welch angehobnes Werck iſt/ das dem Nachfahr tauge? Man beſſert/ bricht und baut/ damit man auch ein Fach Fuͤr Nahm und Wappen findt/ und geht die Welt nicht ein/ So wird das neue Rom ein ander Phoͤnix ſeyn. Bezwingerin der Welt/ wer hat dich zu dem Fall Von deinem Thron gebracht? wer hat der ſtoltzen Glieder en großen Leib beraubt? wer hat dir hin und wieder ie Bein umher geſtreut? kein ſchlauer Hannibal at dich in Grund geſtuͤrtzt/ kein Brennus umgekehrt. om muſte ſeinen Tod in eignem Buſen haben/ ich ſelbſten feinden an/ ertoͤdten und begraben: ie Hoffart war der Feind/ die Zwietracht war das Schwerdt. O große e 4

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/651>, abgerufen am 22.11.2024.