Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Vermischte Gedichte. Was bildet ihr nicht ein ihr auffgeblasner Geist/ Der den verachten Mann bald so/ bald anders heist/ Und täglich/ daß er ihr nicht werth noch würdig/ saget? Was sie gedenckt und thut ist voller Tyranney. Ein Sclave/ welchen stets der schweren Geissel Bley/ Der harte Prügel treibt/ ist nicht/ wie er/ geplaget. Bringt sie die Armutt euch zur Steuer in das Hauß/ So weichet alle Lust und alle Freude draus/ Der nackten Kinder Last/ die Brodt zu heischen pflegen/ Der leeren Kasten Zahl/ des Mangels Uberfluß Macht/ daß man Tag und Nacht in Sorgen leben muß. Da/ wo die Armutt ist/ kömmt alles ungelegen. Nehmt ihr ein schönes Weib/ so dencket zuvorhin/ Daß Furcht und Sorge nie von eurer Schwelle ziehn/ Des Nachbars Blicke kan eur Eyffer nicht verbitten/ Ihr stellt ein jeder nach: Wer jeden hindern will Der richtet wenig aus und unterfängt sich viel/ Ein schönes Frauensbild ist sehr beschwert zu hütten. Nehmt ihr ein häßlich Weib/ Vergnügen gutte Nacht! Aus eurem Hauße wird ein Kercker euch gemacht/ Kein Sonnenschein wird euch erfreuen oder plagen/ Die Thränen sind eur Tranck/ Betrübnis eure Kost. Denckt bey euch selber/ was ihr haben könt vor Lust/ Des schönsten Weibes kriegt man satt in dreyen Tagen. Wen ein vergiffter Pfeil von Amors Bogen trifft/ Der brauche nur alsbald das starcke Gegen-Gifft: Es wird ihm Lieb und Lust in kurtzer Zeit vertreiben. Hat dein verliebtes Hertz entzündet fremde Zier: Begehrstu kalt zu seyn? vermähle dich mit ihr. Kein besser Mittel kan Hippocrates verschreiben. O Leben/ welches uns das Leben sauer macht/ Tod/ den der Tod allein kan tödten/ gutte Nacht! Zur Rache müsse sich mein ärgster Feind vermählen. Mein ungezwungner Geist bleibt von dir ungefällt/ Die Freyheit gehet mir vor alles in der Welt/ Ich will mir eh ein Grab/ als eine Frau erwählen. A[nt-]
Vermiſchte Gedichte. Was bildet ihr nicht ein ihr auffgeblaſner Geiſt/ Der den verachten Mann bald ſo/ bald anders heiſt/ Und taͤglich/ daß er ihr nicht werth noch wuͤrdig/ ſaget? Was ſie gedenckt und thut iſt voller Tyranney. Ein Sclave/ welchen ſtets der ſchweren Geiſſel Bley/ Der harte Pruͤgel treibt/ iſt nicht/ wie er/ geplaget. Bringt ſie die Armutt euch zur Steuer in das Hauß/ So weichet alle Luſt und alle Freude draus/ Der nackten Kinder Laſt/ die Brodt zu heiſchen pflegen/ Der leeren Kaſten Zahl/ des Mangels Uberfluß Macht/ daß man Tag und Nacht in Sorgen leben muß. Da/ wo die Armutt iſt/ koͤmmt alles ungelegen. Nehmt ihr ein ſchoͤnes Weib/ ſo dencket zuvorhin/ Daß Furcht und Sorge nie von eurer Schwelle ziehn/ Des Nachbars Blicke kan eur Eyffer nicht verbitten/ Ihr ſtellt ein jeder nach: Wer jeden hindern will Der richtet wenig aus und unterfaͤngt ſich viel/ Ein ſchoͤnes Frauensbild iſt ſehr beſchwert zu huͤtten. Nehmt ihr ein haͤßlich Weib/ Vergnuͤgen gutte Nacht! Aus eurem Hauße wird ein Kercker euch gemacht/ Kein Sonnenſchein wird euch erfreuen oder plagen/ Die Thraͤnen ſind eur Tranck/ Betruͤbnis eure Koſt. Denckt bey euch ſelber/ was ihr haben koͤnt vor Luſt/ Des ſchoͤnſten Weibes kriegt man ſatt in dreyen Tagen. Wen ein vergiffter Pfeil von Amors Bogen trifft/ Der brauche nur alsbald das ſtarcke Gegen-Gifft: Es wird ihm Lieb und Luſt in kurtzer Zeit vertreiben. Hat dein verliebtes Hertz entzuͤndet fremde Zier: Begehrſtu kalt zu ſeyn? vermaͤhle dich mit ihr. Kein beſſer Mittel kan Hippocrates verſchreiben. O Leben/ welches uns das Leben ſauer macht/ Tod/ den der Tod allein kan toͤdten/ gutte Nacht! Zur Rache muͤſſe ſich mein aͤrgſter Feind vermaͤhlen. Mein ungezwungner Geiſt bleibt von dir ungefaͤllt/ Die Freyheit gehet mir vor alles in der Welt/ Ich will mir eh ein Grab/ als eine Frau erwaͤhlen. A[nt-]
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Vermiſchte Gedichte.
Was bildet ihr nicht ein ihr auffgeblaſner Geiſt/
Der den verachten Mann bald ſo/ bald anders heiſt/
Und taͤglich/ daß er ihr nicht werth noch wuͤrdig/ ſaget?
Was ſie gedenckt und thut iſt voller Tyranney.
Ein Sclave/ welchen ſtets der ſchweren Geiſſel Bley/
Der harte Pruͤgel treibt/ iſt nicht/ wie er/ geplaget.
Bringt ſie die Armutt euch zur Steuer in das Hauß/
So weichet alle Luſt und alle Freude draus/
Der nackten Kinder Laſt/ die Brodt zu heiſchen pflegen/
Der leeren Kaſten Zahl/ des Mangels Uberfluß
Macht/ daß man Tag und Nacht in Sorgen leben muß.
Da/ wo die Armutt iſt/ koͤmmt alles ungelegen.
Nehmt ihr ein ſchoͤnes Weib/ ſo dencket zuvorhin/
Daß Furcht und Sorge nie von eurer Schwelle ziehn/
Des Nachbars Blicke kan eur Eyffer nicht verbitten/
Ihr ſtellt ein jeder nach: Wer jeden hindern will
Der richtet wenig aus und unterfaͤngt ſich viel/
Ein ſchoͤnes Frauensbild iſt ſehr beſchwert zu huͤtten.
Nehmt ihr ein haͤßlich Weib/ Vergnuͤgen gutte Nacht!
Aus eurem Hauße wird ein Kercker euch gemacht/
Kein Sonnenſchein wird euch erfreuen oder plagen/
Die Thraͤnen ſind eur Tranck/ Betruͤbnis eure Koſt.
Denckt bey euch ſelber/ was ihr haben koͤnt vor Luſt/
Des ſchoͤnſten Weibes kriegt man ſatt in dreyen Tagen.
Wen ein vergiffter Pfeil von Amors Bogen trifft/
Der brauche nur alsbald das ſtarcke Gegen-Gifft:
Es wird ihm Lieb und Luſt in kurtzer Zeit vertreiben.
Hat dein verliebtes Hertz entzuͤndet fremde Zier:
Begehrſtu kalt zu ſeyn? vermaͤhle dich mit ihr.
Kein beſſer Mittel kan Hippocrates verſchreiben.
O Leben/ welches uns das Leben ſauer macht/
Tod/ den der Tod allein kan toͤdten/ gutte Nacht!
Zur Rache muͤſſe ſich mein aͤrgſter Feind vermaͤhlen.
Mein ungezwungner Geiſt bleibt von dir ungefaͤllt/
Die Freyheit gehet mir vor alles in der Welt/
Ich will mir eh ein Grab/ als eine Frau erwaͤhlen.
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