Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Vermischte Gedichte. Ein Trunck auff Hofe-Recht kan nicht verjagen Die Feindschafft/ deren Grund im Hertzen wohnt. Ein volles Maul wird im Vertrauen sagen/ Was nüchtern Strang und Schwerdt mit Angst belohnt. Durch Wein erkauffter Mutt macht schlechte Helden/ Fällt/ wenn der dichte Rausch vorbey/ in Koth. Wer sich wohl nüchtern darff bey Hofe melden/ Wird truncken abgeweist mit Schimpff und Spott. So wird ein Reben-Feind den Wein verachten. Wem sollen wir nun Glauben messen bey? Wenn ich den Grund der Warheit will betrachten/ Däucht mich/ daß der und jener unrecht sey. Es schuff ja selber GOtt die edlen Reben/ Und Roah must ihr erster Gärtner seyn/ Der rechte Brauch ist drum nicht auffzuheben/ Ob gleich ein Mißbrauch ist geschlichen ein. Ich weiß/ ihr Brüder werdt mir Beyfall geben/ Und diesen Tag nicht ohne Wein begehn/ Nun wohl/ euch schmecke gutt das Naß der Reben/ So lang eur Rahme wird im Zeit-Buch stehn. Legt euch den Tag mit einem Räuschgen nieder/ Und stehet in Gesundheit wieder auff/ Ein reiches Weib bringt künfftig alles wieder/ Und gienge gleich ein halbes Dörffgen drauff. Der Glücks-Topff. Wenn wir der finstern Höl und Wohnung sind entgangen/Darinn uns die Natur neun Monat hält gefangen. on solcher düstern Nacht und tieffem Schlaff entrissen/ es hellen Tages Licht zum ersten mahl begrüssen/ o pfleget uns alsbald der Himmel vorzuschreiben/ as der und jener Mensch vor Lebens-Art soll treiben. Es g 3
Vermiſchte Gedichte. Ein Trunck auff Hofe-Recht kan nicht verjagen Die Feindſchafft/ deren Grund im Hertzen wohnt. Ein volles Maul wird im Vertrauen ſagen/ Was nuͤchtern Strang und Schwerdt mit Angſt belohnt. Durch Wein erkauffter Mutt macht ſchlechte Helden/ Faͤllt/ wenn der dichte Rauſch vorbey/ in Koth. Wer ſich wohl nuͤchtern darff bey Hofe melden/ Wird truncken abgeweiſt mit Schimpff und Spott. So wird ein Reben-Feind den Wein verachten. Wem ſollen wir nun Glauben meſſen bey? Wenn ich den Grund der Warheit will betrachten/ Daͤucht mich/ daß der und jener unrecht ſey. Es ſchuff ja ſelber GOtt die edlen Reben/ Und Roah muſt ihr erſter Gaͤrtner ſeyn/ Der rechte Brauch iſt drum nicht auffzuheben/ Ob gleich ein Mißbrauch iſt geſchlichen ein. Ich weiß/ ihr Bruͤder werdt mir Beyfall geben/ Und dieſen Tag nicht ohne Wein begehn/ Nun wohl/ euch ſchmecke gutt das Naß der Reben/ So lang eur Rahme wird im Zeit-Buch ſtehn. Legt euch den Tag mit einem Raͤuſchgen nieder/ Und ſtehet in Geſundheit wieder auff/ Ein reiches Weib bringt kuͤnfftig alles wieder/ Und gienge gleich ein halbes Doͤrffgen drauff. Der Gluͤcks-Topff. Wenn wir der finſtern Hoͤl und Wohnung ſind entgangen/Darinn uns die Natur neun Monat haͤlt gefangen. on ſolcher duͤſtern Nacht und tieffem Schlaff entriſſen/ es hellen Tages Licht zum erſten mahl begruͤſſen/ o pfleget uns alsbald der Himmel vorzuſchreiben/ as der und jener Menſch vor Lebens-Art ſoll treiben. Es g 3
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Vermiſchte Gedichte.
Ein Trunck auff Hofe-Recht kan nicht verjagen
Die Feindſchafft/ deren Grund im Hertzen wohnt.
Ein volles Maul wird im Vertrauen ſagen/
Was nuͤchtern Strang und Schwerdt mit Angſt belohnt.
Durch Wein erkauffter Mutt macht ſchlechte Helden/
Faͤllt/ wenn der dichte Rauſch vorbey/ in Koth.
Wer ſich wohl nuͤchtern darff bey Hofe melden/
Wird truncken abgeweiſt mit Schimpff und Spott.
So wird ein Reben-Feind den Wein verachten.
Wem ſollen wir nun Glauben meſſen bey?
Wenn ich den Grund der Warheit will betrachten/
Daͤucht mich/ daß der und jener unrecht ſey.
Es ſchuff ja ſelber GOtt die edlen Reben/
Und Roah muſt ihr erſter Gaͤrtner ſeyn/
Der rechte Brauch iſt drum nicht auffzuheben/
Ob gleich ein Mißbrauch iſt geſchlichen ein.
Ich weiß/ ihr Bruͤder werdt mir Beyfall geben/
Und dieſen Tag nicht ohne Wein begehn/
Nun wohl/ euch ſchmecke gutt das Naß der Reben/
So lang eur Rahme wird im Zeit-Buch ſtehn.
Legt euch den Tag mit einem Raͤuſchgen nieder/
Und ſtehet in Geſundheit wieder auff/
Ein reiches Weib bringt kuͤnfftig alles wieder/
Und gienge gleich ein halbes Doͤrffgen drauff.
Der Gluͤcks-Topff.
Wenn wir der finſtern Hoͤl und Wohnung ſind entgangen/
Darinn uns die Natur neun Monat haͤlt gefangen.
on ſolcher duͤſtern Nacht und tieffem Schlaff entriſſen/
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o pfleget uns alsbald der Himmel vorzuſchreiben/
as der und jener Menſch vor Lebens-Art ſoll treiben.
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