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Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.

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Vermischte Gedichte.
Fragst du nach dem nicht mehr/ der schon zurücke blieben/
So sorgst du desto mehr dem ersten fürzuschieben.
Diß machts/ daß sich nicht leicht iemand für glücklich preist/
Noch als ein satter Gast vergnügt von hinnen reist.
Der Fehler liegt an uns und unserm Unvergnügen:
Die beste Weißheit ist/ wies Zeit und Glücke fügen
Für sich zufrieden seyn. Damit ihr mich nicht schäzt
Gleich andern unvergnügt/ es ist genung geschwäzt.
Fünff Frauenzimmer/ fünff Sinnen.
Fünff Sinnen geben sich uns itzund anzuschauen:
Wie aber sollen wir dieselben theilen ein?
Daß wir nicht stossen an bey Fräulein oder Frauen/
So wird des Wirthes Rath darzu vonnöthen seyn.
Zwar zeigt sich das Gesicht in hold-beflammten Blicken/
Und frisches Feuer ist der Fräulein Eigenthum;
Doch will sich noch ein Sinn zu ihrer Anmutt schicken.
Wo schöne Blumen blühn/ hat der Geruch den Ruhm.
Der Wirthin Höfligkeit will man sich selbst entdecken/
Ob ihr von jedem Sinn ein sonders Lob gebührt/
Daß sie es diesen Tag am meisten sucht vom Schmecken/
Indem sie uns zum Glaß und gutter Speise führt.
Wo hoher Tugend Preiß mit vollem Glantze spielet/
Erschallet auch der Klang darvon mit hellem Thon.
Wenn Auge/ Ruch/ Geschmack und Ohr Vergnügun[g]
fühlet/

So bleibt noch über diß der fünffte Sinn mein Lohn.
Verbündnis-Regeln der Gesellschafft zum
weltlichen Einsiedler.
Wer kommen will in dieses Hauß/
Darff nicht die ungetreuen Sinnen
Mit falschen Farben zieren aus;
Ein treues Hertz allein ist angenehm hierinnen.
Wer
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Vermiſchte Gedichte.
Fragſt du nach dem nicht mehr/ der ſchon zuruͤcke blieben/
So ſorgſt du deſto mehr dem erſten fuͤrzuſchieben.
Diß machts/ daß ſich nicht leicht iemand fuͤr gluͤcklich preiſt/
Noch als ein ſatter Gaſt vergnuͤgt von hinnen reiſt.
Der Fehler liegt an uns und unſerm Unvergnuͤgen:
Die beſte Weißheit iſt/ wies Zeit und Gluͤcke fuͤgen
Fuͤr ſich zufrieden ſeyn. Damit ihr mich nicht ſchaͤzt
Gleich andern unvergnuͤgt/ es iſt genung geſchwaͤzt.
Fuͤnff Frauenzimmer/ fuͤnff Sinnen.
Fuͤnff Sinnen geben ſich uns itzund anzuſchauen:
Wie aber ſollen wir dieſelben theilen ein?
Daß wir nicht ſtoſſen an bey Fraͤulein oder Frauen/
So wird des Wirthes Rath darzu vonnoͤthen ſeyn.
Zwar zeigt ſich das Geſicht in hold-beflammten Blicken/
Und friſches Feuer iſt der Fraͤulein Eigenthum;
Doch will ſich noch ein Sinn zu ihrer Anmutt ſchicken.
Wo ſchoͤne Blumen bluͤhn/ hat der Geruch den Ruhm.
Der Wirthin Hoͤfligkeit will man ſich ſelbſt entdecken/
Ob ihr von jedem Sinn ein ſonders Lob gebuͤhrt/
Daß ſie es dieſen Tag am meiſten ſucht vom Schmecken/
Indem ſie uns zum Glaß und gutter Speiſe fuͤhrt.
Wo hoher Tugend Preiß mit vollem Glantze ſpielet/
Erſchallet auch der Klang darvon mit hellem Thon.
Wenn Auge/ Ruch/ Geſchmack und Ohr Vergnuͤgun[g]
fuͤhlet/

So bleibt noch uͤber diß der fuͤnffte Sinn mein Lohn.
Verbuͤndnis-Regeln der Geſellſchafft zum
weltlichen Einſiedler.
Wer kommen will in dieſes Hauß/
Darff nicht die ungetreuen Sinnen
Mit falſchen Farben zieren aus;
Ein treues Hertz allein iſt angenehm hierinnen.
Wer
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[137/0717] Vermiſchte Gedichte. Fragſt du nach dem nicht mehr/ der ſchon zuruͤcke blieben/ So ſorgſt du deſto mehr dem erſten fuͤrzuſchieben. Diß machts/ daß ſich nicht leicht iemand fuͤr gluͤcklich preiſt/ Noch als ein ſatter Gaſt vergnuͤgt von hinnen reiſt. Der Fehler liegt an uns und unſerm Unvergnuͤgen: Die beſte Weißheit iſt/ wies Zeit und Gluͤcke fuͤgen Fuͤr ſich zufrieden ſeyn. Damit ihr mich nicht ſchaͤzt Gleich andern unvergnuͤgt/ es iſt genung geſchwaͤzt. Fuͤnff Frauenzimmer/ fuͤnff Sinnen. Fuͤnff Sinnen geben ſich uns itzund anzuſchauen: Wie aber ſollen wir dieſelben theilen ein? Daß wir nicht ſtoſſen an bey Fraͤulein oder Frauen/ So wird des Wirthes Rath darzu vonnoͤthen ſeyn. Zwar zeigt ſich das Geſicht in hold-beflammten Blicken/ Und friſches Feuer iſt der Fraͤulein Eigenthum; Doch will ſich noch ein Sinn zu ihrer Anmutt ſchicken. Wo ſchoͤne Blumen bluͤhn/ hat der Geruch den Ruhm. Der Wirthin Hoͤfligkeit will man ſich ſelbſt entdecken/ Ob ihr von jedem Sinn ein ſonders Lob gebuͤhrt/ Daß ſie es dieſen Tag am meiſten ſucht vom Schmecken/ Indem ſie uns zum Glaß und gutter Speiſe fuͤhrt. Wo hoher Tugend Preiß mit vollem Glantze ſpielet/ Erſchallet auch der Klang darvon mit hellem Thon. Wenn Auge/ Ruch/ Geſchmack und Ohr Vergnuͤgung fuͤhlet/ So bleibt noch uͤber diß der fuͤnffte Sinn mein Lohn. Verbuͤndnis-Regeln der Geſellſchafft zum weltlichen Einſiedler. Wer kommen will in dieſes Hauß/ Darff nicht die ungetreuen Sinnen Mit falſchen Farben zieren aus; Ein treues Hertz allein iſt angenehm hierinnen. Wer i 5

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Zitationshilfe: Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/abschatz_gedichte_1704/717>, abgerufen am 22.11.2024.