Abschatz, Hans Assmann von: Poetische Ubersetzungen und Gedichte. Leipzig, 1704.Vermischte Gedichte. Bey Holtz und Thon wird frey getischt/ Wenn Gifft im Golde wird gemischt? Wirst du dich/ wer du bist/ nur selbst zu Rathe fragen/ So darff dir fremder Mund nicht deine Mängel sagen? Sey nicht in der Rechnung faul/ Miß den Beutel/ nicht das Maul. Ist ein Kressel in der Taschen/ Mustu nicht Lampreten naschen. Viel lernen/ wenig nützen/ viel wissen/ sich nicht kennen/ Mag man mit guttem Grunde die gröste Thorheit nennen. [B]ist du schön; so lehrt der Spiegel auch der Seele Glantz zu schätzen; ist du greulich; solchen Fehler durch die Tugend zu erse- tzen: ist du jung; die Zeit zum Gutten nütz- und schützlich anzu- legen/ ist du alt; der Jugend Thorheit und das Ende zu erwe- gen. Siehst du einen elend seyn/ Bild ihn dir als Mensch nur ein. Wen du siehst gedultig seyn/ Bilde dir nicht elend ein. Gib l
Vermiſchte Gedichte. Bey Holtz und Thon wird frey getiſcht/ Wenn Gifft im Golde wird gemiſcht? Wirſt du dich/ wer du biſt/ nur ſelbſt zu Rathe fragen/ So darff dir fremder Mund nicht deine Maͤngel ſagen? Sey nicht in der Rechnung faul/ Miß den Beutel/ nicht das Maul. Iſt ein Kreſſel in der Taſchen/ Muſtu nicht Lampreten naſchen. Viel lernen/ wenig nuͤtzen/ viel wiſſen/ ſich nicht kennen/ Mag man mit guttem Grunde die groͤſte Thorheit neñen. [B]iſt du ſchoͤn; ſo lehrt der Spiegel auch der Seele Glantz zu ſchaͤtzen; iſt du greulich; ſolchen Fehler durch die Tugend zu erſe- tzen: iſt du jung; die Zeit zum Gutten nuͤtz- und ſchuͤtzlich anzu- legen/ iſt du alt; der Jugend Thorheit und das Ende zu erwe- gen. Siehſt du einen elend ſeyn/ Bild ihn dir als Menſch nur ein. Wen du ſiehſt gedultig ſeyn/ Bilde dir nicht elend ein. Gib l
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Vermiſchte Gedichte.
Bey Holtz und Thon wird frey getiſcht/
Wenn Gifft im Golde wird gemiſcht?
Wirſt du dich/ wer du biſt/ nur ſelbſt zu Rathe fragen/
So darff dir fremder Mund nicht deine Maͤngel ſagen?
Sey nicht in der Rechnung faul/
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Viel lernen/ wenig nuͤtzen/ viel wiſſen/ ſich nicht kennen/
Mag man mit guttem Grunde die groͤſte Thorheit neñen.
Biſt du ſchoͤn; ſo lehrt der Spiegel auch der Seele Glantz
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iſt du jung; die Zeit zum Gutten nuͤtz- und ſchuͤtzlich anzu-
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