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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785.

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Funfzehntes Capitel.
pacität, welche sich durch Hitze und Kälte beständig ver-
ändert, sie bewegen und auf sie wirken.

Da die Wärme oder die Bewegung des Feuers das
erste Triebrad in der thierischen Maschine ist, und so lange
diese Maschine dauert, das Hauptprincipium ihrer Erhal-
tung ausmacht, da ferner die Elektricität so viele Erschei-
nungen zeigt, welche man von den Phänomenen des Feu-
ers gar nicht unterscheiden kann, so müssen wir uns noth-
wendig eine große Vorstellung von der Wichtigkeit der
elektrischen Materie für die Medicin machen. Doch kann
man, allgemein genommen, die Stärke der Lebenskräfte
nicht nach dem Grade der Wärme beurtheilen, weil der
Grad der Wärme bloß eine gewisse Menge derselben be-
stimmt, welche auf eine besondere Art wirket.

Es ist bekannt, daß dieses belebende Principium auch
das Wachsthum der Pflanzen beschleuniget. Elektrisirte
Myrthen blühten eher, als andere von eben derselben Art
und Größe in eben demselben Gewächshause. Täglich
elektrisirte Saamen sind in drey bis vier Tagen besser auf-
gegangen und gewachsen, als andere von eben derselben
Art und unter übrigens vollkommen gleichen Umständen in
eilf bis zwölf Tagen. Eben so hat Herr Achard gezeigt,
daß man die Elektricität an statt der Wärme zu Beschleu-
nigung des Auslaufens der Eyer gebrauchen könne. Die
Vermuthung eines scharfsinnigen Schriftstellers ist gar
nicht unwahrscheinlich, daß die vegetirende Kraft, welche
in den immergrünenden Bäumen und Pflanzen das ganze
Jahr hindurch wirkt, davon herrühre, weil diese Bäume
mehr Harz enthalten, als diejenigen, deren Blätter im
Herbste abfallen, und daß sie dadurch in den Stand ge-
setzt werden, die Säfte, welche ihre beständige Vegetation
unterha[l]ten, an sich zu ziehen und zu behalten, wodurch
der Mangel der Sonnenwärme einigermassen ersetzt wird.
Man kann dieses aus ihren natürlichen Eigenschaften
schließen, und die starke elektrische Kraft ihrer Blätter
bestätiget es. Eben dieser Schriftsteller glaubt, das bey

Funfzehntes Capitel.
pacität, welche ſich durch Hitze und Kälte beſtändig ver-
ändert, ſie bewegen und auf ſie wirken.

Da die Wärme oder die Bewegung des Feuers das
erſte Triebrad in der thieriſchen Maſchine iſt, und ſo lange
dieſe Maſchine dauert, das Hauptprincipium ihrer Erhal-
tung ausmacht, da ferner die Elektricität ſo viele Erſchei-
nungen zeigt, welche man von den Phänomenen des Feu-
ers gar nicht unterſcheiden kann, ſo müſſen wir uns noth-
wendig eine große Vorſtellung von der Wichtigkeit der
elektriſchen Materie für die Medicin machen. Doch kann
man, allgemein genommen, die Stärke der Lebenskräfte
nicht nach dem Grade der Wärme beurtheilen, weil der
Grad der Wärme bloß eine gewiſſe Menge derſelben be-
ſtimmt, welche auf eine beſondere Art wirket.

Es iſt bekannt, daß dieſes belebende Principium auch
das Wachsthum der Pflanzen beſchleuniget. Elektriſirte
Myrthen blühten eher, als andere von eben derſelben Art
und Größe in eben demſelben Gewächshauſe. Täglich
elektriſirte Saamen ſind in drey bis vier Tagen beſſer auf-
gegangen und gewachſen, als andere von eben derſelben
Art und unter übrigens vollkommen gleichen Umſtänden in
eilf bis zwölf Tagen. Eben ſo hat Herr Achard gezeigt,
daß man die Elektricität an ſtatt der Wärme zu Beſchleu-
nigung des Auslaufens der Eyer gebrauchen könne. Die
Vermuthung eines ſcharfſinnigen Schriftſtellers iſt gar
nicht unwahrſcheinlich, daß die vegetirende Kraft, welche
in den immergrünenden Bäumen und Pflanzen das ganze
Jahr hindurch wirkt, davon herrühre, weil dieſe Bäume
mehr Harz enthalten, als diejenigen, deren Blätter im
Herbſte abfallen, und daß ſie dadurch in den Stand ge-
ſetzt werden, die Säfte, welche ihre beſtändige Vegetation
unterha[l]ten, an ſich zu ziehen und zu behalten, wodurch
der Mangel der Sonnenwärme einigermaſſen erſetzt wird.
Man kann dieſes aus ihren natürlichen Eigenſchaften
ſchließen, und die ſtarke elektriſche Kraft ihrer Blätter
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[190/0210] Funfzehntes Capitel. pacität, welche ſich durch Hitze und Kälte beſtändig ver- ändert, ſie bewegen und auf ſie wirken. Da die Wärme oder die Bewegung des Feuers das erſte Triebrad in der thieriſchen Maſchine iſt, und ſo lange dieſe Maſchine dauert, das Hauptprincipium ihrer Erhal- tung ausmacht, da ferner die Elektricität ſo viele Erſchei- nungen zeigt, welche man von den Phänomenen des Feu- ers gar nicht unterſcheiden kann, ſo müſſen wir uns noth- wendig eine große Vorſtellung von der Wichtigkeit der elektriſchen Materie für die Medicin machen. Doch kann man, allgemein genommen, die Stärke der Lebenskräfte nicht nach dem Grade der Wärme beurtheilen, weil der Grad der Wärme bloß eine gewiſſe Menge derſelben be- ſtimmt, welche auf eine beſondere Art wirket. Es iſt bekannt, daß dieſes belebende Principium auch das Wachsthum der Pflanzen beſchleuniget. Elektriſirte Myrthen blühten eher, als andere von eben derſelben Art und Größe in eben demſelben Gewächshauſe. Täglich elektriſirte Saamen ſind in drey bis vier Tagen beſſer auf- gegangen und gewachſen, als andere von eben derſelben Art und unter übrigens vollkommen gleichen Umſtänden in eilf bis zwölf Tagen. Eben ſo hat Herr Achard gezeigt, daß man die Elektricität an ſtatt der Wärme zu Beſchleu- nigung des Auslaufens der Eyer gebrauchen könne. Die Vermuthung eines ſcharfſinnigen Schriftſtellers iſt gar nicht unwahrſcheinlich, daß die vegetirende Kraft, welche in den immergrünenden Bäumen und Pflanzen das ganze Jahr hindurch wirkt, davon herrühre, weil dieſe Bäume mehr Harz enthalten, als diejenigen, deren Blätter im Herbſte abfallen, und daß ſie dadurch in den Stand ge- ſetzt werden, die Säfte, welche ihre beſtändige Vegetation unterhalten, an ſich zu ziehen und zu behalten, wodurch der Mangel der Sonnenwärme einigermaſſen erſetzt wird. Man kann dieſes aus ihren natürlichen Eigenſchaften ſchließen, und die ſtarke elektriſche Kraft ihrer Blätter beſtätiget es. Eben dieſer Schriftſteller glaubt, das bey

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Elena Kirillova: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-06-18T11:17:52Z)
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  • Kustoden: nicht übernommen
  • rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert



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Zitationshilfe: Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/210>, abgerufen am 23.11.2024.