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Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785.

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Versuch

Es ist nicht unwahrscheinlich, daß man in Zukunft
an den meisten Körpern eine Polarität entdecken werde,
vermöge welcher sie Richtungen annehmen, die mit den
verschiedenen Affinitäten der Elemente, aus welchen sie
zusammengesetzt sind, im Verhältnisse stehen.

Diese Richtung der mit dem Magnet bestrichenen
Nadeln ist von der größten Wichtigkeit für die menschliche
Gesellschaft. Sie setzt den Schiffer in Stand, über das
Meer zu seegeln, und bringt durch dieses Mittel die Kün-
ste, Manufacturen und Kenntnisse entsernter Länder mit
einander in Verbindung. Der Feldmesser, der Mark-
scheider und der Astronom ziehen aus dieser wunderbaren
Eigenschaft mancherley Vortheile.

Der Seecompaß besteht aus drey Theilen, der Büch-
se, der Scheibe und der Nadel.

Die Scheibe ist ein Kreis von steifem Papier, wel-
cher den Horizont vorstellet, mit den darauf verzeichneten
Weltgegenden; die Magnetnadel wird an der untern Seite
dieser Scheibe befestiget; der Mittelpunkt der Nadel ist
durchbohrt, und in das Loch ist eine Haube mit einem ke-
gelförmigen Achate befestiget; diese Haube ruht auf einer
an den Boden der Büchse befestigten Nadel; die Büchse
hat einen Glasdeckel, und hängt vermittelst zweener Stifte
in einem Kasten.

Es ist nicht gewiß ausgemacht, wer der erste Erfin-
der des Seecompasses gewesen sey; einige schreiben diese
Ehre dem Flavio Gioja von Amalfi in Campanien zu,
welcher im Anfange des 14ten Jahrhunderts lebte, an-
dere leiten die Erfindung aus dem Orient her, noch andere
glauben, sie sey schon früher in Europa bekannt gewesen.

Die entgegengesetzten Pole zweener Magnete ziehen
einander an. Die Nordpole zweener Magnete stoßen ein-
ander ab, und eben so auch die Südpole. Diese Phäno
mene lassen sich sehr leicht durch eine Menge angenehmer
Versuche erläutern.

Verſuch

Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß man in Zukunft
an den meiſten Körpern eine Polarität entdecken werde,
vermöge welcher ſie Richtungen annehmen, die mit den
verſchiedenen Affinitäten der Elemente, aus welchen ſie
zuſammengeſetzt ſind, im Verhältniſſe ſtehen.

Dieſe Richtung der mit dem Magnet beſtrichenen
Nadeln iſt von der größten Wichtigkeit für die menſchliche
Geſellſchaft. Sie ſetzt den Schiffer in Stand, über das
Meer zu ſeegeln, und bringt durch dieſes Mittel die Kün-
ſte, Manufacturen und Kenntniſſe entſernter Länder mit
einander in Verbindung. Der Feldmeſſer, der Mark-
ſcheider und der Aſtronom ziehen aus dieſer wunderbaren
Eigenſchaft mancherley Vortheile.

Der Seecompaß beſteht aus drey Theilen, der Büch-
ſe, der Scheibe und der Nadel.

Die Scheibe iſt ein Kreis von ſteifem Papier, wel-
cher den Horizont vorſtellet, mit den darauf verzeichneten
Weltgegenden; die Magnetnadel wird an der untern Seite
dieſer Scheibe befeſtiget; der Mittelpunkt der Nadel iſt
durchbohrt, und in das Loch iſt eine Haube mit einem ke-
gelförmigen Achate befeſtiget; dieſe Haube ruht auf einer
an den Boden der Büchſe befeſtigten Nadel; die Büchſe
hat einen Glasdeckel, und hängt vermittelſt zweener Stifte
in einem Kaſten.

Es iſt nicht gewiß ausgemacht, wer der erſte Erfin-
der des Seecompaſſes geweſen ſey; einige ſchreiben dieſe
Ehre dem Flavio Gioja von Amalfi in Campanien zu,
welcher im Anfange des 14ten Jahrhunderts lebte, an-
dere leiten die Erfindung aus dem Orient her, noch andere
glauben, ſie ſey ſchon früher in Europa bekannt geweſen.

Die entgegengeſetzten Pole zweener Magnete ziehen
einander an. Die Nordpole zweener Magnete ſtoßen ein-
ander ab, und eben ſo auch die Südpole. Dieſe Phäno
mene laſſen ſich ſehr leicht durch eine Menge angenehmer
Verſuche erläutern.

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[252/0272] Verſuch Es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß man in Zukunft an den meiſten Körpern eine Polarität entdecken werde, vermöge welcher ſie Richtungen annehmen, die mit den verſchiedenen Affinitäten der Elemente, aus welchen ſie zuſammengeſetzt ſind, im Verhältniſſe ſtehen. Dieſe Richtung der mit dem Magnet beſtrichenen Nadeln iſt von der größten Wichtigkeit für die menſchliche Geſellſchaft. Sie ſetzt den Schiffer in Stand, über das Meer zu ſeegeln, und bringt durch dieſes Mittel die Kün- ſte, Manufacturen und Kenntniſſe entſernter Länder mit einander in Verbindung. Der Feldmeſſer, der Mark- ſcheider und der Aſtronom ziehen aus dieſer wunderbaren Eigenſchaft mancherley Vortheile. Der Seecompaß beſteht aus drey Theilen, der Büch- ſe, der Scheibe und der Nadel. Die Scheibe iſt ein Kreis von ſteifem Papier, wel- cher den Horizont vorſtellet, mit den darauf verzeichneten Weltgegenden; die Magnetnadel wird an der untern Seite dieſer Scheibe befeſtiget; der Mittelpunkt der Nadel iſt durchbohrt, und in das Loch iſt eine Haube mit einem ke- gelförmigen Achate befeſtiget; dieſe Haube ruht auf einer an den Boden der Büchſe befeſtigten Nadel; die Büchſe hat einen Glasdeckel, und hängt vermittelſt zweener Stifte in einem Kaſten. Es iſt nicht gewiß ausgemacht, wer der erſte Erfin- der des Seecompaſſes geweſen ſey; einige ſchreiben dieſe Ehre dem Flavio Gioja von Amalfi in Campanien zu, welcher im Anfange des 14ten Jahrhunderts lebte, an- dere leiten die Erfindung aus dem Orient her, noch andere glauben, ſie ſey ſchon früher in Europa bekannt geweſen. Die entgegengeſetzten Pole zweener Magnete ziehen einander an. Die Nordpole zweener Magnete ſtoßen ein- ander ab, und eben ſo auch die Südpole. Dieſe Phäno mene laſſen ſich ſehr leicht durch eine Menge angenehmer Verſuche erläutern.

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Zitationshilfe: Adams, George: Versuch über die Electricität. Leipzig, 1785, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adams_elektricitaet_1785/272>, abgerufen am 23.11.2024.