Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.Person in alle Gefahren begleiten zu dürfen. Doch die Treue des Weibes bis in den Tod feierte ihre täglichen Triumphe, als der Schrecken der Bürgerverfolgungen wütete. Häufig kam es vor, dass Frauen, die gar nicht zum Tode verurteilt waren, alles daran setzten, gleichzeitig mit ihren Männern auf dem Schafott zu sterben. So z. B. Madame Mouchy. Als ihr Mann ins Gefängnis des Luxembourg gebracht wurde, begab sie sich auch dahin. Man machte sie aufmerksam, dass im Verhaftsbefehl nur ihres Mannes, ihrer aber gar nicht erwähnt sei. Sie antwortete: "Da mein Mann verhaftet ist, so bin ich es auch." Als ihr Mann vor das Revolutionstribunal geführt wurde, ging sie ebenfalls mit; als man ihr sagte, sie sei nicht vorgeladen, erwiderte sie: "Da mein Mann vorgeladen ist, so bin ich es auch." Als er aufs Schafott stieg, ging sie ebenfalls mit. Man sagte ihr, dass sie nicht zum Tode verurteilt sei. "Da mein Mann zum Tode verurteilt ist, so bin ich es auch." Sie war glücklich, mit ihrem Manne sterben zu können, den sie so sehr liebte. Der alte, kranke Mann einer jungen schönen Frau, namens Lavergne, sollte zum Tode verurteilt werden. Trotz des Missverhältnisses der Jahre liebte sie ihn innig und wollte seinen Tod nicht überleben, sondern sein Schicksal teilen. Aber es gelang ihr nicht sogleich, sie bat die Richter, diese höhnten sie, verwiesen sie auf ihre Jugend und Schönheit, spotteten über ihren alten Mann und meinten, sie könne nun einen jungen leicht finden. Zu ihrem Schmerz gesellte sich Empörung und Zorn. Sie erwartete, in der Menge stehend, die Stunde, in der ihr Mann vor dem Revolutionstribunal erscheinen sollte. Da er schwer krank war, trug man ihn auf einer Matratze hinein; er antwortete mit ersterbender Stimme auf die ihm vorgelegten Fragen. Als sein Todesurteil verkündet wurde, schrie Madame Lavergne mit markerschütternder Stimme "Es lebe der König! Es lebe der König!" Sie schrie so lange, bis sie das erreichte, was sie wollte. Sie wurde verhaftet und gab beim Verhör an, dass sie aus lauter Begeisterung für den Person in alle Gefahren begleiten zu dürfen. Doch die Treue des Weibes bis in den Tod feierte ihre täglichen Triumphe, als der Schrecken der Bürgerverfolgungen wütete. Häufig kam es vor, dass Frauen, die gar nicht zum Tode verurteilt waren, alles daran setzten, gleichzeitig mit ihren Männern auf dem Schafott zu sterben. So z. B. Madame Mouchy. Als ihr Mann ins Gefängnis des Luxembourg gebracht wurde, begab sie sich auch dahin. Man machte sie aufmerksam, dass im Verhaftsbefehl nur ihres Mannes, ihrer aber gar nicht erwähnt sei. Sie antwortete: „Da mein Mann verhaftet ist, so bin ich es auch.“ Als ihr Mann vor das Revolutionstribunal geführt wurde, ging sie ebenfalls mit; als man ihr sagte, sie sei nicht vorgeladen, erwiderte sie: „Da mein Mann vorgeladen ist, so bin ich es auch.“ Als er aufs Schafott stieg, ging sie ebenfalls mit. Man sagte ihr, dass sie nicht zum Tode verurteilt sei. „Da mein Mann zum Tode verurteilt ist, so bin ich es auch.“ Sie war glücklich, mit ihrem Manne sterben zu können, den sie so sehr liebte. Der alte, kranke Mann einer jungen schönen Frau, namens Lavergne, sollte zum Tode verurteilt werden. Trotz des Missverhältnisses der Jahre liebte sie ihn innig und wollte seinen Tod nicht überleben, sondern sein Schicksal teilen. Aber es gelang ihr nicht sogleich, sie bat die Richter, diese höhnten sie, verwiesen sie auf ihre Jugend und Schönheit, spotteten über ihren alten Mann und meinten, sie könne nun einen jungen leicht finden. Zu ihrem Schmerz gesellte sich Empörung und Zorn. Sie erwartete, in der Menge stehend, die Stunde, in der ihr Mann vor dem Revolutionstribunal erscheinen sollte. Da er schwer krank war, trug man ihn auf einer Matratze hinein; er antwortete mit ersterbender Stimme auf die ihm vorgelegten Fragen. Als sein Todesurteil verkündet wurde, schrie Madame Lavergne mit markerschütternder Stimme „Es lebe der König! Es lebe der König!“ Sie schrie so lange, bis sie das erreichte, was sie wollte. Sie wurde verhaftet und gab beim Verhör an, dass sie aus lauter Begeisterung für den <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0010" n="IX"/> Person in alle Gefahren begleiten zu dürfen. Doch die Treue des Weibes bis in den Tod feierte ihre täglichen Triumphe, als der Schrecken der Bürgerverfolgungen wütete.</p> <p>Häufig kam es vor, dass Frauen, die gar nicht zum Tode verurteilt waren, alles daran setzten, gleichzeitig mit ihren Männern auf dem Schafott zu sterben. So z. B. Madame <hi rendition="#g">Mouchy</hi>. 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Aber es gelang ihr nicht sogleich, sie bat die Richter, diese höhnten sie, verwiesen sie auf ihre Jugend und Schönheit, spotteten über ihren alten Mann und meinten, sie könne nun einen jungen leicht finden. Zu ihrem Schmerz gesellte sich Empörung und Zorn. Sie erwartete, in der Menge stehend, die Stunde, in der ihr Mann vor dem Revolutionstribunal erscheinen sollte. Da er schwer krank war, trug man ihn auf einer Matratze hinein; er antwortete mit ersterbender Stimme auf die ihm vorgelegten Fragen. Als sein Todesurteil verkündet wurde, schrie Madame Lavergne mit markerschütternder Stimme „Es lebe der König! Es lebe der König!“ Sie schrie so lange, bis sie das erreichte, was sie wollte. Sie wurde verhaftet und gab beim Verhör an, dass sie aus lauter Begeisterung für den </p> </div> </front> </text> </TEI> [IX/0010]
Person in alle Gefahren begleiten zu dürfen. Doch die Treue des Weibes bis in den Tod feierte ihre täglichen Triumphe, als der Schrecken der Bürgerverfolgungen wütete.
Häufig kam es vor, dass Frauen, die gar nicht zum Tode verurteilt waren, alles daran setzten, gleichzeitig mit ihren Männern auf dem Schafott zu sterben. So z. B. Madame Mouchy. Als ihr Mann ins Gefängnis des Luxembourg gebracht wurde, begab sie sich auch dahin. Man machte sie aufmerksam, dass im Verhaftsbefehl nur ihres Mannes, ihrer aber gar nicht erwähnt sei. Sie antwortete: „Da mein Mann verhaftet ist, so bin ich es auch.“ Als ihr Mann vor das Revolutionstribunal geführt wurde, ging sie ebenfalls mit; als man ihr sagte, sie sei nicht vorgeladen, erwiderte sie: „Da mein Mann vorgeladen ist, so bin ich es auch.“ Als er aufs Schafott stieg, ging sie ebenfalls mit. Man sagte ihr, dass sie nicht zum Tode verurteilt sei. „Da mein Mann zum Tode verurteilt ist, so bin ich es auch.“ Sie war glücklich, mit ihrem Manne sterben zu können, den sie so sehr liebte. Der alte, kranke Mann einer jungen schönen Frau, namens Lavergne, sollte zum Tode verurteilt werden. Trotz des Missverhältnisses der Jahre liebte sie ihn innig und wollte seinen Tod nicht überleben, sondern sein Schicksal teilen. Aber es gelang ihr nicht sogleich, sie bat die Richter, diese höhnten sie, verwiesen sie auf ihre Jugend und Schönheit, spotteten über ihren alten Mann und meinten, sie könne nun einen jungen leicht finden. Zu ihrem Schmerz gesellte sich Empörung und Zorn. Sie erwartete, in der Menge stehend, die Stunde, in der ihr Mann vor dem Revolutionstribunal erscheinen sollte. Da er schwer krank war, trug man ihn auf einer Matratze hinein; er antwortete mit ersterbender Stimme auf die ihm vorgelegten Fragen. Als sein Todesurteil verkündet wurde, schrie Madame Lavergne mit markerschütternder Stimme „Es lebe der König! Es lebe der König!“ Sie schrie so lange, bis sie das erreichte, was sie wollte. Sie wurde verhaftet und gab beim Verhör an, dass sie aus lauter Begeisterung für den
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