Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.solle. Roland hätte seine Abfassung sofort übergeben können, tat es aber nicht aus Rücksicht für seine Kollegen. Nach Hause zurückgekehrt, beschlossen er und Madame Roland, den Brief mit einigen begleitenden Zeilen sofort an den König zu senden. Am Abend des darauffolgenden Tages kam der Minister Servan zu Madame Roland und sagte ihr: "Beglückwünschen sie mich, ich bin fortgejagt worden." Madame Roland antwortete ihm: "Ich bin peinlich berührt, dass Ihnen als Erster diese Ehre widerfahren ist, aber ich hoffe, dass man nicht säumen wird, sie meinem Manne ebenfalls zuzuerkennen!" Als Roland der Geheimbrief, der seine Entlassung enthielt, übergeben wurde, rief er lachend, man hätte ihn allzulange auf die Freiheit warten lassen! Es war ein böses Verhängnis, das über dem König waltete, als er Rolands Ratschläge von der Hand wies. Die Ereignisse überstürzten sich jetzt. Der Aufruhr vom 30. Juni erniedrigte das Königtum, der Tuileriensturm vom 10 August machte es für immer unmöglich. Den Tag darauf bildete die gesetzgebende Versammlung ein neues Ministerium, aus Roland, Claviere, Servan, Lebrun, Monge und Danton. Aber die Verhältnisse hatten sich seit Rolands erstem Ministerium gewaltig geändert. An die Stelle eines bewegten politischen Lebens mit seinen Aufregungen war das fieberhafte, tödtliche Ringen zweier Parteien um die Herrschaft getreten. Bis zum 10. August waren die Girondisten mit den Jakobinern einig zusammen gegangen bei den Angriffen auf das Königtum, von da ab aber wurden sie von diesen überholt, bis am 31. Mai 1793 die Reihe des Unterliegens an sie kam. Es war eine glänzende, aufrichtige, ehrliche Partei, und sie zählte stolze, unerschrockene treue Charaktere und bedeutende Talente zu den ihren, aber es waren keine Staatsmänner, die ein festes Ziel im Auge hatten, das sie konsequent verfolgten. Mit jedem Schritte stiessen sie sich an den Konsequenzen solle. Roland hätte seine Abfassung sofort übergeben können, tat es aber nicht aus Rücksicht für seine Kollegen. Nach Hause zurückgekehrt, beschlossen er und Madame Roland, den Brief mit einigen begleitenden Zeilen sofort an den König zu senden. Am Abend des darauffolgenden Tages kam der Minister Servan zu Madame Roland und sagte ihr: „Beglückwünschen sie mich, ich bin fortgejagt worden.“ Madame Roland antwortete ihm: „Ich bin peinlich berührt, dass Ihnen als Erster diese Ehre widerfahren ist, aber ich hoffe, dass man nicht säumen wird, sie meinem Manne ebenfalls zuzuerkennen!“ Als Roland der Geheimbrief, der seine Entlassung enthielt, übergeben wurde, rief er lachend, man hätte ihn allzulange auf die Freiheit warten lassen! Es war ein böses Verhängnis, das über dem König waltete, als er Rolands Ratschläge von der Hand wies. Die Ereignisse überstürzten sich jetzt. Der Aufruhr vom 30. Juni erniedrigte das Königtum, der Tuileriensturm vom 10 August machte es für immer unmöglich. Den Tag darauf bildete die gesetzgebende Versammlung ein neues Ministerium, aus Roland, Clavière, Servan, Lebrun, Monge und Danton. Aber die Verhältnisse hatten sich seit Rolands erstem Ministerium gewaltig geändert. An die Stelle eines bewegten politischen Lebens mit seinen Aufregungen war das fieberhafte, tödtliche Ringen zweier Parteien um die Herrschaft getreten. Bis zum 10. August waren die Girondisten mit den Jakobinern einig zusammen gegangen bei den Angriffen auf das Königtum, von da ab aber wurden sie von diesen überholt, bis am 31. Mai 1793 die Reihe des Unterliegens an sie kam. Es war eine glänzende, aufrichtige, ehrliche Partei, und sie zählte stolze, unerschrockene treue Charaktere und bedeutende Talente zu den ihren, aber es waren keine Staatsmänner, die ein festes Ziel im Auge hatten, das sie konsequent verfolgten. 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Die Ereignisse überstürzten sich jetzt. Der Aufruhr vom 30. Juni erniedrigte das Königtum, der Tuileriensturm vom 10 August machte es für immer unmöglich. Den Tag darauf bildete die gesetzgebende Versammlung ein neues Ministerium, aus Roland, Clavière, Servan, Lebrun, Monge und Danton.</p> <p>Aber die Verhältnisse hatten sich seit Rolands erstem Ministerium gewaltig geändert. An die Stelle eines bewegten politischen Lebens mit seinen Aufregungen war das fieberhafte, tödtliche Ringen zweier Parteien um die Herrschaft getreten. Bis zum 10. August waren die Girondisten mit den Jakobinern einig zusammen gegangen bei den Angriffen auf das Königtum, von da ab aber wurden sie von diesen überholt, bis am 31. Mai 1793 die Reihe des Unterliegens an sie kam. Es war eine glänzende, aufrichtige, ehrliche Partei, und sie zählte stolze, unerschrockene treue Charaktere und bedeutende Talente zu den ihren, aber es waren keine Staatsmänner, die ein festes Ziel im Auge hatten, das sie konsequent verfolgten.</p> <p>Mit jedem Schritte stiessen sie sich an den Konsequenzen </p> </div> </body> </text> </TEI> [101/0120]
solle. Roland hätte seine Abfassung sofort übergeben können, tat es aber nicht aus Rücksicht für seine Kollegen. Nach Hause zurückgekehrt, beschlossen er und Madame Roland, den Brief mit einigen begleitenden Zeilen sofort an den König zu senden.
Am Abend des darauffolgenden Tages kam der Minister Servan zu Madame Roland und sagte ihr: „Beglückwünschen sie mich, ich bin fortgejagt worden.“ Madame Roland antwortete ihm: „Ich bin peinlich berührt, dass Ihnen als Erster diese Ehre widerfahren ist, aber ich hoffe, dass man nicht säumen wird, sie meinem Manne ebenfalls zuzuerkennen!“ Als Roland der Geheimbrief, der seine Entlassung enthielt, übergeben wurde, rief er lachend, man hätte ihn allzulange auf die Freiheit warten lassen!
Es war ein böses Verhängnis, das über dem König waltete, als er Rolands Ratschläge von der Hand wies. Die Ereignisse überstürzten sich jetzt. Der Aufruhr vom 30. Juni erniedrigte das Königtum, der Tuileriensturm vom 10 August machte es für immer unmöglich. Den Tag darauf bildete die gesetzgebende Versammlung ein neues Ministerium, aus Roland, Clavière, Servan, Lebrun, Monge und Danton.
Aber die Verhältnisse hatten sich seit Rolands erstem Ministerium gewaltig geändert. An die Stelle eines bewegten politischen Lebens mit seinen Aufregungen war das fieberhafte, tödtliche Ringen zweier Parteien um die Herrschaft getreten. Bis zum 10. August waren die Girondisten mit den Jakobinern einig zusammen gegangen bei den Angriffen auf das Königtum, von da ab aber wurden sie von diesen überholt, bis am 31. Mai 1793 die Reihe des Unterliegens an sie kam. Es war eine glänzende, aufrichtige, ehrliche Partei, und sie zählte stolze, unerschrockene treue Charaktere und bedeutende Talente zu den ihren, aber es waren keine Staatsmänner, die ein festes Ziel im Auge hatten, das sie konsequent verfolgten.
Mit jedem Schritte stiessen sie sich an den Konsequenzen
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