Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.ihrer Tochter auf das Land begeben zu können, wohin häusliche Angelegenheiten, ihre erschütterte Gesundheit und viele andere Gründe sie zu fahren veranlassten. Unter anderem erwog sie auch, um wieviel leichter es für Roland gegebenenfalls sein würde, sich der Verfolgung seiner Feinde zu entziehen, wenn es zu den äussersten Gewalttätigkeiten käme, wenn er sich ohne seine Familie befände. Die Ausfolgung des Passes wurde durch unnötige Schwierigkeiten all zu eifriger Beamten verzögert, in deren Augen Madame Roland verdächtig erschien. Als ihr bedeutet wurde den Pass abzuholen, lag sie krank zu Bette und konnte es eine Woche lang nicht verlassen. Sie beschloss nach Ablauf dieser Zeit, sich dahin zu begeben, es war ein Freitag, da hörte sie Sturm läuten und fand den Augenblick für ungeeignet. Sie hörte die Lärmkanone, die Aufregungen des Tages weckten bei ihr jenes Interesse das grosse Begebenheiten einflössen, ohne eine peinliche Empfindung daneben zu erzeugen. Energische Charaktere hassen nichts so sehr als die Ungewissheit. Die Herabwürdigung des Konventes, seine täglichen Handlungen der Schwäche und Sklaverei schienen ihr so betrübend, dass sie die Ausschreitungen beinahe vorzog, weil sie von diesen Klärung der Zustände erhoffte. Freunde gingen ab und zu, die sie über die Lage der Dinge unterrichteten. Man fand es ratsam, dass Roland bei Freunden übernachte. Um 1/25 Uhr Abend stellten sich sechs bewaffnete Männer bei Roland vor. Einer von ihnen verlas einen Befehl vom "Comite revolutionnaire", kraft dessen sie ihn für verhaftet erklärten. Roland erwiderte hierauf: "Ich kenne kein Gesetz, das die Gewalt begründet, die Sie anführen und ich werde den Befehlen, deren Ausfluss sie sind, nicht Folge leisten. Wenn Sie Gewalt anwenden, so werde ich Ihnen nur den Widerstand eines Mannes meines Alters entgegenstellen können. Aber ich werde bis zum letzten Augenblick dagegen protestieren." Der Sprecher sagte, er habe nicht den Befehl erhalten Gewalt anzuwenden. Er werde sich in den Gemeinderat ihrer Tochter auf das Land begeben zu können, wohin häusliche Angelegenheiten, ihre erschütterte Gesundheit und viele andere Gründe sie zu fahren veranlassten. Unter anderem erwog sie auch, um wieviel leichter es für Roland gegebenenfalls sein würde, sich der Verfolgung seiner Feinde zu entziehen, wenn es zu den äussersten Gewalttätigkeiten käme, wenn er sich ohne seine Familie befände. Die Ausfolgung des Passes wurde durch unnötige Schwierigkeiten all zu eifriger Beamten verzögert, in deren Augen Madame Roland verdächtig erschien. Als ihr bedeutet wurde den Pass abzuholen, lag sie krank zu Bette und konnte es eine Woche lang nicht verlassen. Sie beschloss nach Ablauf dieser Zeit, sich dahin zu begeben, es war ein Freitag, da hörte sie Sturm läuten und fand den Augenblick für ungeeignet. Sie hörte die Lärmkanone, die Aufregungen des Tages weckten bei ihr jenes Interesse das grosse Begebenheiten einflössen, ohne eine peinliche Empfindung daneben zu erzeugen. Energische Charaktere hassen nichts so sehr als die Ungewissheit. Die Herabwürdigung des Konventes, seine täglichen Handlungen der Schwäche und Sklaverei schienen ihr so betrübend, dass sie die Ausschreitungen beinahe vorzog, weil sie von diesen Klärung der Zustände erhoffte. Freunde gingen ab und zu, die sie über die Lage der Dinge unterrichteten. Man fand es ratsam, dass Roland bei Freunden übernachte. Um ½5 Uhr Abend stellten sich sechs bewaffnete Männer bei Roland vor. Einer von ihnen verlas einen Befehl vom „Comité revolutionnaire“, kraft dessen sie ihn für verhaftet erklärten. Roland erwiderte hierauf: „Ich kenne kein Gesetz, das die Gewalt begründet, die Sie anführen und ich werde den Befehlen, deren Ausfluss sie sind, nicht Folge leisten. Wenn Sie Gewalt anwenden, so werde ich Ihnen nur den Widerstand eines Mannes meines Alters entgegenstellen können. Aber ich werde bis zum letzten Augenblick dagegen protestieren.“ Der Sprecher sagte, er habe nicht den Befehl erhalten Gewalt anzuwenden. Er werde sich in den Gemeinderat <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0129" n="110"/> ihrer Tochter auf das Land begeben zu können, wohin häusliche Angelegenheiten, ihre erschütterte Gesundheit und viele andere Gründe sie zu fahren veranlassten. Unter anderem erwog sie auch, um wieviel leichter es für Roland gegebenenfalls sein würde, sich der Verfolgung seiner Feinde zu entziehen, wenn es zu den äussersten Gewalttätigkeiten käme, wenn er sich ohne seine Familie befände.</p> <p>Die Ausfolgung des Passes wurde durch unnötige Schwierigkeiten all zu eifriger Beamten verzögert, in deren Augen Madame Roland verdächtig erschien. Als ihr bedeutet wurde den Pass abzuholen, lag sie krank zu Bette und konnte es eine Woche lang nicht verlassen. Sie beschloss nach Ablauf dieser Zeit, sich dahin zu begeben, es war ein Freitag, da hörte sie Sturm läuten und fand den Augenblick für ungeeignet. Sie hörte die Lärmkanone, die Aufregungen des Tages weckten bei ihr jenes Interesse das grosse Begebenheiten einflössen, ohne eine peinliche Empfindung daneben zu erzeugen. Energische Charaktere hassen nichts so sehr als die Ungewissheit. Die Herabwürdigung des Konventes, seine täglichen Handlungen der Schwäche und Sklaverei schienen ihr so betrübend, dass sie die Ausschreitungen beinahe vorzog, weil sie von diesen Klärung der Zustände erhoffte. Freunde gingen ab und zu, die sie über die Lage der Dinge unterrichteten. Man fand es ratsam, dass Roland bei Freunden übernachte. Um ½5 Uhr Abend stellten sich sechs bewaffnete Männer bei Roland vor. Einer von ihnen verlas einen Befehl vom „Comité revolutionnaire“, kraft dessen sie ihn für verhaftet erklärten. Roland erwiderte hierauf: „Ich kenne kein Gesetz, das die Gewalt begründet, die Sie anführen und ich werde den Befehlen, deren Ausfluss sie sind, nicht Folge leisten. Wenn Sie Gewalt anwenden, so werde ich Ihnen nur den Widerstand eines Mannes meines Alters entgegenstellen können. Aber ich werde bis zum letzten Augenblick dagegen protestieren.“ Der Sprecher sagte, er habe nicht den Befehl erhalten Gewalt anzuwenden. Er werde sich in den Gemeinderat </p> </div> </body> </text> </TEI> [110/0129]
ihrer Tochter auf das Land begeben zu können, wohin häusliche Angelegenheiten, ihre erschütterte Gesundheit und viele andere Gründe sie zu fahren veranlassten. Unter anderem erwog sie auch, um wieviel leichter es für Roland gegebenenfalls sein würde, sich der Verfolgung seiner Feinde zu entziehen, wenn es zu den äussersten Gewalttätigkeiten käme, wenn er sich ohne seine Familie befände.
Die Ausfolgung des Passes wurde durch unnötige Schwierigkeiten all zu eifriger Beamten verzögert, in deren Augen Madame Roland verdächtig erschien. Als ihr bedeutet wurde den Pass abzuholen, lag sie krank zu Bette und konnte es eine Woche lang nicht verlassen. Sie beschloss nach Ablauf dieser Zeit, sich dahin zu begeben, es war ein Freitag, da hörte sie Sturm läuten und fand den Augenblick für ungeeignet. Sie hörte die Lärmkanone, die Aufregungen des Tages weckten bei ihr jenes Interesse das grosse Begebenheiten einflössen, ohne eine peinliche Empfindung daneben zu erzeugen. Energische Charaktere hassen nichts so sehr als die Ungewissheit. Die Herabwürdigung des Konventes, seine täglichen Handlungen der Schwäche und Sklaverei schienen ihr so betrübend, dass sie die Ausschreitungen beinahe vorzog, weil sie von diesen Klärung der Zustände erhoffte. Freunde gingen ab und zu, die sie über die Lage der Dinge unterrichteten. Man fand es ratsam, dass Roland bei Freunden übernachte. Um ½5 Uhr Abend stellten sich sechs bewaffnete Männer bei Roland vor. Einer von ihnen verlas einen Befehl vom „Comité revolutionnaire“, kraft dessen sie ihn für verhaftet erklärten. Roland erwiderte hierauf: „Ich kenne kein Gesetz, das die Gewalt begründet, die Sie anführen und ich werde den Befehlen, deren Ausfluss sie sind, nicht Folge leisten. Wenn Sie Gewalt anwenden, so werde ich Ihnen nur den Widerstand eines Mannes meines Alters entgegenstellen können. Aber ich werde bis zum letzten Augenblick dagegen protestieren.“ Der Sprecher sagte, er habe nicht den Befehl erhalten Gewalt anzuwenden. Er werde sich in den Gemeinderat
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