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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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Madame Roland vorgeschrieben; aber sie erzählt selbst, dass der Kerkermeister ein ehrenhafter, munterer und verbindlicher Mensch war, der in die Ausübung seiner Amtsverrichtungen alles, was Gerechtigkeit und Humanität wünschenswert erscheinen lassen, hineinlegte. Man reichte ihr auf ihr Verlangen zum Frühstück eine Bavaroise. Der Kommissär sagte ihr noch, bevor er sich zurückzog, dass Roland sich nicht hätte entfernen sollen, wenn er unschuldig sei. Madame Roland konnte sich nicht enthalten, diesen frechen Worten entgegen zu treten: "Es ist doch zu sonderbar, dass man einen solchen Mann, der so grosse Dienste für die Freiheit geleistet hat, verdächtigen kann. Es ist zu widerwärtig, einen Minister, dessen Vorgehen so offen, dessen Rechenschaft so klar vorliegt, mit solcher Erbitterung verleumdet und verfolgt zu sehen. Gerecht wie Aristides, streng wie Cato, so scheinen nur seine Tugenden ihm Feinde gemacht zu haben; die Wut dieser kennt keine Grenzen. Möge sie sich gegen mich richten, ich werde ihr trotzen und mich ihr preisgeben. Er muss sich für sein Land erhalten, dem er noch grosse Dienste erweisen kann." Die Herren gingen verlegen weg. Madame Roland frühstückte ruhig, während man für sie ein Zimmer herrichtete. Die Kerkermeistersfrau sagte ihr, sie könne den Tag über bei ihr bleiben, und falls sie bis abends das für sie bestimmte Zimmer nicht in Ordnung gebracht haben würde, werde man im Salon ein Bett für sie herrichten. Sie sagte noch einige freundliche Worte, wie sehr sie jedesmal bedauere, wenn sie sehen müsse, dass eine Person ihres Geschlechtes dorthin komme, denn nicht alle seien so heiter wie Madame Roland.

Madame Roland dankte ihr lächelnd für ihre Teilnahme, worauf sich die Frau entfernte und die Türe versperrte.

"Da bin ich nun im Gefängnis, sagte ich mir. Ich setzte mich und sammelte mich gründlich. Ich würde die Augenblicke, die nun folgten, nicht für jene vertauschen, die andere für die glücklichsten meines Lebens halten, ich werde

Madame Roland vorgeschrieben; aber sie erzählt selbst, dass der Kerkermeister ein ehrenhafter, munterer und verbindlicher Mensch war, der in die Ausübung seiner Amtsverrichtungen alles, was Gerechtigkeit und Humanität wünschenswert erscheinen lassen, hineinlegte. Man reichte ihr auf ihr Verlangen zum Frühstück eine Bavaroise. Der Kommissär sagte ihr noch, bevor er sich zurückzog, dass Roland sich nicht hätte entfernen sollen, wenn er unschuldig sei. Madame Roland konnte sich nicht enthalten, diesen frechen Worten entgegen zu treten: „Es ist doch zu sonderbar, dass man einen solchen Mann, der so grosse Dienste für die Freiheit geleistet hat, verdächtigen kann. Es ist zu widerwärtig, einen Minister, dessen Vorgehen so offen, dessen Rechenschaft so klar vorliegt, mit solcher Erbitterung verleumdet und verfolgt zu sehen. Gerecht wie Aristides, streng wie Cato, so scheinen nur seine Tugenden ihm Feinde gemacht zu haben; die Wut dieser kennt keine Grenzen. Möge sie sich gegen mich richten, ich werde ihr trotzen und mich ihr preisgeben. Er muss sich für sein Land erhalten, dem er noch grosse Dienste erweisen kann.“ Die Herren gingen verlegen weg. Madame Roland frühstückte ruhig, während man für sie ein Zimmer herrichtete. Die Kerkermeistersfrau sagte ihr, sie könne den Tag über bei ihr bleiben, und falls sie bis abends das für sie bestimmte Zimmer nicht in Ordnung gebracht haben würde, werde man im Salon ein Bett für sie herrichten. Sie sagte noch einige freundliche Worte, wie sehr sie jedesmal bedauere, wenn sie sehen müsse, dass eine Person ihres Geschlechtes dorthin komme, denn nicht alle seien so heiter wie Madame Roland.

Madame Roland dankte ihr lächelnd für ihre Teilnahme, worauf sich die Frau entfernte und die Türe versperrte.

„Da bin ich nun im Gefängnis, sagte ich mir. Ich setzte mich und sammelte mich gründlich. Ich würde die Augenblicke, die nun folgten, nicht für jene vertauschen, die andere für die glücklichsten meines Lebens halten, ich werde

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[117/0136] Madame Roland vorgeschrieben; aber sie erzählt selbst, dass der Kerkermeister ein ehrenhafter, munterer und verbindlicher Mensch war, der in die Ausübung seiner Amtsverrichtungen alles, was Gerechtigkeit und Humanität wünschenswert erscheinen lassen, hineinlegte. Man reichte ihr auf ihr Verlangen zum Frühstück eine Bavaroise. Der Kommissär sagte ihr noch, bevor er sich zurückzog, dass Roland sich nicht hätte entfernen sollen, wenn er unschuldig sei. Madame Roland konnte sich nicht enthalten, diesen frechen Worten entgegen zu treten: „Es ist doch zu sonderbar, dass man einen solchen Mann, der so grosse Dienste für die Freiheit geleistet hat, verdächtigen kann. Es ist zu widerwärtig, einen Minister, dessen Vorgehen so offen, dessen Rechenschaft so klar vorliegt, mit solcher Erbitterung verleumdet und verfolgt zu sehen. Gerecht wie Aristides, streng wie Cato, so scheinen nur seine Tugenden ihm Feinde gemacht zu haben; die Wut dieser kennt keine Grenzen. Möge sie sich gegen mich richten, ich werde ihr trotzen und mich ihr preisgeben. Er muss sich für sein Land erhalten, dem er noch grosse Dienste erweisen kann.“ Die Herren gingen verlegen weg. Madame Roland frühstückte ruhig, während man für sie ein Zimmer herrichtete. Die Kerkermeistersfrau sagte ihr, sie könne den Tag über bei ihr bleiben, und falls sie bis abends das für sie bestimmte Zimmer nicht in Ordnung gebracht haben würde, werde man im Salon ein Bett für sie herrichten. Sie sagte noch einige freundliche Worte, wie sehr sie jedesmal bedauere, wenn sie sehen müsse, dass eine Person ihres Geschlechtes dorthin komme, denn nicht alle seien so heiter wie Madame Roland. Madame Roland dankte ihr lächelnd für ihre Teilnahme, worauf sich die Frau entfernte und die Türe versperrte. „Da bin ich nun im Gefängnis, sagte ich mir. Ich setzte mich und sammelte mich gründlich. Ich würde die Augenblicke, die nun folgten, nicht für jene vertauschen, die andere für die glücklichsten meines Lebens halten, ich werde

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/136>, abgerufen am 24.11.2024.