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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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ich mit meiner Milch genährt habe, mit allen meinen Gefühlen durchdringen. Die Zeit wird kommen, wo du beurteilen können wirst, welche Beherrschung ich mir in diesem Augenblick auferlegen muss, um beim Anblick deines sanften Gesichtes nicht schwach zu werden. Ich drücke dich an mein Herz.

Leb' wohl, meine Eudora!"

An Madame Creuze la Touche:

"Bürgerin, Sie schulden dem Unglück und Sie verdanken dem Vertrauen ein Gut, das mir sehr teuer ist. Ich glaube an die Vortrefflichkeit der Wahl der Freundschaft, das ist die Grundlage meiner Hoffnungen für den Gegenstand meiner liebevollen Bekümmernis, der meine gegenwärtige Lage schwierig macht.

Der Mut lässt leicht die eigenen Leiden ertragen, aber das Herz einer Mutter ist schwer über das Schicksal eines Kindes zu beruhigen, dem sie sich entrissen fühlt.

Wenn das Unglück ein geheiligtes Gepräge aufdrückt, möge es meine liebe Eudora behüten, ich werde nicht sagen, vor ähnlichen Leiden, wie ich sie empfinde, aber vor denen, die in meinen Augen unendlich mehr zu fürchtenden Gefahren! Möge sie sich ihre Unschuld bewahren, und möge sie eines Tages dazu gelangen, in Frieden und unbeachtet den rührenden Beruf einer Gattin und Mutter zu erfüllen. Sie muss sich dazu durch ein tätiges, geregeltes Leben vorbereiten und zu der Neigung der Pflichten ihres Geschlechtes noch einige Kunstfertigkeiten hinzufügen, die ihr vielleicht einmal von Nutzen sein werden; ich weiss, dass sie bei ihnen hiefür die Mittel findet.

Sie haben einen Sohn, ich wage es nicht, Ihnen zu sagen, dass dieser Gedanke mich beunruhigt hat, aber Sie besitzen auch eine Tochter, und da fühlte ich mich wieder beruhigt. Das heisst einer empfindsamen Seele genug gesagt, einer Mutter, einem Wesen, wie ich Sie mir vorstelle.

ich mit meiner Milch genährt habe, mit allen meinen Gefühlen durchdringen. Die Zeit wird kommen, wo du beurteilen können wirst, welche Beherrschung ich mir in diesem Augenblick auferlegen muss, um beim Anblick deines sanften Gesichtes nicht schwach zu werden. Ich drücke dich an mein Herz.

Leb’ wohl, meine Eudora!“

An Madame Creuzé la Touche:

„Bürgerin, Sie schulden dem Unglück und Sie verdanken dem Vertrauen ein Gut, das mir sehr teuer ist. Ich glaube an die Vortrefflichkeit der Wahl der Freundschaft, das ist die Grundlage meiner Hoffnungen für den Gegenstand meiner liebevollen Bekümmernis, der meine gegenwärtige Lage schwierig macht.

Der Mut lässt leicht die eigenen Leiden ertragen, aber das Herz einer Mutter ist schwer über das Schicksal eines Kindes zu beruhigen, dem sie sich entrissen fühlt.

Wenn das Unglück ein geheiligtes Gepräge aufdrückt, möge es meine liebe Eudora behüten, ich werde nicht sagen, vor ähnlichen Leiden, wie ich sie empfinde, aber vor denen, die in meinen Augen unendlich mehr zu fürchtenden Gefahren! Möge sie sich ihre Unschuld bewahren, und möge sie eines Tages dazu gelangen, in Frieden und unbeachtet den rührenden Beruf einer Gattin und Mutter zu erfüllen. Sie muss sich dazu durch ein tätiges, geregeltes Leben vorbereiten und zu der Neigung der Pflichten ihres Geschlechtes noch einige Kunstfertigkeiten hinzufügen, die ihr vielleicht einmal von Nutzen sein werden; ich weiss, dass sie bei ihnen hiefür die Mittel findet.

Sie haben einen Sohn, ich wage es nicht, Ihnen zu sagen, dass dieser Gedanke mich beunruhigt hat, aber Sie besitzen auch eine Tochter, und da fühlte ich mich wieder beruhigt. Das heisst einer empfindsamen Seele genug gesagt, einer Mutter, einem Wesen, wie ich Sie mir vorstelle.

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[141/0160] ich mit meiner Milch genährt habe, mit allen meinen Gefühlen durchdringen. Die Zeit wird kommen, wo du beurteilen können wirst, welche Beherrschung ich mir in diesem Augenblick auferlegen muss, um beim Anblick deines sanften Gesichtes nicht schwach zu werden. Ich drücke dich an mein Herz. Leb’ wohl, meine Eudora!“ An Madame Creuzé la Touche: „Bürgerin, Sie schulden dem Unglück und Sie verdanken dem Vertrauen ein Gut, das mir sehr teuer ist. Ich glaube an die Vortrefflichkeit der Wahl der Freundschaft, das ist die Grundlage meiner Hoffnungen für den Gegenstand meiner liebevollen Bekümmernis, der meine gegenwärtige Lage schwierig macht. Der Mut lässt leicht die eigenen Leiden ertragen, aber das Herz einer Mutter ist schwer über das Schicksal eines Kindes zu beruhigen, dem sie sich entrissen fühlt. Wenn das Unglück ein geheiligtes Gepräge aufdrückt, möge es meine liebe Eudora behüten, ich werde nicht sagen, vor ähnlichen Leiden, wie ich sie empfinde, aber vor denen, die in meinen Augen unendlich mehr zu fürchtenden Gefahren! Möge sie sich ihre Unschuld bewahren, und möge sie eines Tages dazu gelangen, in Frieden und unbeachtet den rührenden Beruf einer Gattin und Mutter zu erfüllen. Sie muss sich dazu durch ein tätiges, geregeltes Leben vorbereiten und zu der Neigung der Pflichten ihres Geschlechtes noch einige Kunstfertigkeiten hinzufügen, die ihr vielleicht einmal von Nutzen sein werden; ich weiss, dass sie bei ihnen hiefür die Mittel findet. Sie haben einen Sohn, ich wage es nicht, Ihnen zu sagen, dass dieser Gedanke mich beunruhigt hat, aber Sie besitzen auch eine Tochter, und da fühlte ich mich wieder beruhigt. Das heisst einer empfindsamen Seele genug gesagt, einer Mutter, einem Wesen, wie ich Sie mir vorstelle.

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/160>, abgerufen am 03.05.2024.