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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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dich glücklich zu machen, um mit dir, deiner Mutter und meinem Vater ein neues Otaheiti zu gründen. Ich träumte von einer Republik, die alle Welt beglückt hätte. Ich konnte nicht glauben, dass die Menschen so grausam und ungerecht seien. Wie konnt' ich denken, dass einige Scherze in meinen Schriften, gegen meine Kollegen, die mich gereizt hatten, die Erinnerung an meine Dienste auslöschen würde? Ich verhehle gar nicht, dass ich als Opfer dieser Scherze und wegen meiner Freundschaft zu Danton sterbe. Ich danke meinen Mördern, dass sie mich mit ihm und Phelippeaux sterben lassen, und da meine Kollegen genug feige waren, uns preiszugeben und den Verleumdungen Gehör zu schenken, die ich nicht kenne, die aber gewiss die gröbsten sind, so kann ich sagen, dass wir als Opfer sterben, weil wir die Verbrecher öffentlich angeklagt haben, und wegen unserer Liebe zu Wahrheit. Wir können wohl dieses Zeugnis mit uns nehmen, dass wir als letzte Republikaner umkommen.

Verzeihe, liebe Freundin, da ich mein wirkliches Leben im Augenblick verlor als man uns trennte, und ich mich jetzt mit meinem Andenken beschäftige. Ich wollte mich eigentlich damit beschäftigen, es vergessen zu machen, meine Lucile, meine gute Loulou, mein Herzchen. Kränke dich nicht zu sehr über mich, rufe mich nicht, lebe für meinen Horaz, sprich ihm von mir. Du wirst ihm erzählen, das, was er jetzt noch nicht verstehen kann, dass ich ihn sehr geliebt habe.

Trotz meiner Todesstrafe glaube ich, dass es einen Gott gibt. Mein Blut wird meine Fehler und die Schwächen der menschlichen Natur auslöschen, und was gut an mir war, meine Tugend, meine Liebe zur Freiheit, wird Gott vergelten. Ich werde euch einst wiedersehen, oh, Lucile! Oh! Annette!*)Empfindsam, wie ich war, wird mich der Tod wenigstens vom Anblick so vieler Verbrechen befreien. Ist das ein so grosses Unglück? Adieu, mein Loulou, adieu, mein Leben, meine Gottheit auf Erden. Ich

*) Luciles Mutter.

dich glücklich zu machen, um mit dir, deiner Mutter und meinem Vater ein neues Otaheiti zu gründen. Ich träumte von einer Republik, die alle Welt beglückt hätte. Ich konnte nicht glauben, dass die Menschen so grausam und ungerecht seien. Wie konnt’ ich denken, dass einige Scherze in meinen Schriften, gegen meine Kollegen, die mich gereizt hatten, die Erinnerung an meine Dienste auslöschen würde? Ich verhehle gar nicht, dass ich als Opfer dieser Scherze und wegen meiner Freundschaft zu Danton sterbe. Ich danke meinen Mördern, dass sie mich mit ihm und Phélippeaux sterben lassen, und da meine Kollegen genug feige waren, uns preiszugeben und den Verleumdungen Gehör zu schenken, die ich nicht kenne, die aber gewiss die gröbsten sind, so kann ich sagen, dass wir als Opfer sterben, weil wir die Verbrecher öffentlich angeklagt haben, und wegen unserer Liebe zu Wahrheit. Wir können wohl dieses Zeugnis mit uns nehmen, dass wir als letzte Republikaner umkommen.

Verzeihe, liebe Freundin, da ich mein wirkliches Leben im Augenblick verlor als man uns trennte, und ich mich jetzt mit meinem Andenken beschäftige. Ich wollte mich eigentlich damit beschäftigen, es vergessen zu machen, meine Lucile, meine gute Loulou, mein Herzchen. Kränke dich nicht zu sehr über mich, rufe mich nicht, lebe für meinen Horaz, sprich ihm von mir. Du wirst ihm erzählen, das, was er jetzt noch nicht verstehen kann, dass ich ihn sehr geliebt habe.

Trotz meiner Todesstrafe glaube ich, dass es einen Gott gibt. Mein Blut wird meine Fehler und die Schwächen der menschlichen Natur auslöschen, und was gut an mir war, meine Tugend, meine Liebe zur Freiheit, wird Gott vergelten. Ich werde euch einst wiedersehen, oh, Lucile! Oh! Annette!*)Empfindsam, wie ich war, wird mich der Tod wenigstens vom Anblick so vieler Verbrechen befreien. Ist das ein so grosses Unglück? Adieu, mein Loulou, adieu, mein Leben, meine Gottheit auf Erden. Ich

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[177/0197] dich glücklich zu machen, um mit dir, deiner Mutter und meinem Vater ein neues Otaheiti zu gründen. Ich träumte von einer Republik, die alle Welt beglückt hätte. Ich konnte nicht glauben, dass die Menschen so grausam und ungerecht seien. Wie konnt’ ich denken, dass einige Scherze in meinen Schriften, gegen meine Kollegen, die mich gereizt hatten, die Erinnerung an meine Dienste auslöschen würde? Ich verhehle gar nicht, dass ich als Opfer dieser Scherze und wegen meiner Freundschaft zu Danton sterbe. Ich danke meinen Mördern, dass sie mich mit ihm und Phélippeaux sterben lassen, und da meine Kollegen genug feige waren, uns preiszugeben und den Verleumdungen Gehör zu schenken, die ich nicht kenne, die aber gewiss die gröbsten sind, so kann ich sagen, dass wir als Opfer sterben, weil wir die Verbrecher öffentlich angeklagt haben, und wegen unserer Liebe zu Wahrheit. Wir können wohl dieses Zeugnis mit uns nehmen, dass wir als letzte Republikaner umkommen. Verzeihe, liebe Freundin, da ich mein wirkliches Leben im Augenblick verlor als man uns trennte, und ich mich jetzt mit meinem Andenken beschäftige. Ich wollte mich eigentlich damit beschäftigen, es vergessen zu machen, meine Lucile, meine gute Loulou, mein Herzchen. Kränke dich nicht zu sehr über mich, rufe mich nicht, lebe für meinen Horaz, sprich ihm von mir. Du wirst ihm erzählen, das, was er jetzt noch nicht verstehen kann, dass ich ihn sehr geliebt habe. Trotz meiner Todesstrafe glaube ich, dass es einen Gott gibt. Mein Blut wird meine Fehler und die Schwächen der menschlichen Natur auslöschen, und was gut an mir war, meine Tugend, meine Liebe zur Freiheit, wird Gott vergelten. Ich werde euch einst wiedersehen, oh, Lucile! Oh! Annette! *)Empfindsam, wie ich war, wird mich der Tod wenigstens vom Anblick so vieler Verbrechen befreien. Ist das ein so grosses Unglück? Adieu, mein Loulou, adieu, mein Leben, meine Gottheit auf Erden. Ich *) Luciles Mutter.

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/197>, abgerufen am 22.11.2024.