Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.Olimpe de Gouges. Olimpe de Gouges war 38 oder, wie die böse Welt behauptete, 40 Jahre alt, als ihr Haupt unter dem Beil der Guillotine fiel. Am 2. November 1793 unterlag diese Feindin der Schreckensherrschaft dem Hass Robespierres, und ihr heldenhafter Kampf für die Rechte der Frauen war grausam unterbrochen. Ihr Dasein hatte etwas Seltsames, Ueberspanntes. Trotzdem sie weder lesen noch schreiben konnte, hat sie zahlreiche Bücher veröffentlicht! Sie, die schwache Frau, verstand es, manchem Manne Schrecken einzujagen, und selbst Robespierre machte sie zurückweichen. Sie genoss das Leben in vollen Zügen, aber jeder Augenblick fand sie bereit, es freudig zu opfern. Ihre Gedanken waren nicht immer sehr klar, oft sogar verworren, trotzdem findet man in ihren Werken geistsprühende Stellen, voll von Genialität, aber das meiste in sehr nachlässigem Stil geschrieben. Sie war in allem, was sie tat, leidenschaftlich, alle ihre Handlungen zeugten von einem heftigen Temperament und glichen wahren Ausbrüchen der Leidenschaft, aber sie waren immer von Aufopferung und Begeisterung erfüllt. Sie bildete ein Gemisch von Grösse und von Lächerlichkeit, von Tugenden und von Fehlern. In jeder Beziehung exzentrisch, brach sie auch die Fesseln, die die Frauen hemmten, und von einem unbändigen Wunsch nach Freiheit getrieben, verstand sie es, die Rechte der Frauen in energischen Broschüren, oder auf der Tribüne des Jakobinerklubs in leidenschaftlichen Reden zu verteidigen. Olimpe de Gouges ist die erste politische Rednerin, Olimpe de Gouges. Olimpe de Gouges war 38 oder, wie die böse Welt behauptete, 40 Jahre alt, als ihr Haupt unter dem Beil der Guillotine fiel. Am 2. November 1793 unterlag diese Feindin der Schreckensherrschaft dem Hass Robespierres, und ihr heldenhafter Kampf für die Rechte der Frauen war grausam unterbrochen. Ihr Dasein hatte etwas Seltsames, Ueberspanntes. Trotzdem sie weder lesen noch schreiben konnte, hat sie zahlreiche Bücher veröffentlicht! Sie, die schwache Frau, verstand es, manchem Manne Schrecken einzujagen, und selbst Robespierre machte sie zurückweichen. Sie genoss das Leben in vollen Zügen, aber jeder Augenblick fand sie bereit, es freudig zu opfern. Ihre Gedanken waren nicht immer sehr klar, oft sogar verworren, trotzdem findet man in ihren Werken geistsprühende Stellen, voll von Genialität, aber das meiste in sehr nachlässigem Stil geschrieben. Sie war in allem, was sie tat, leidenschaftlich, alle ihre Handlungen zeugten von einem heftigen Temperament und glichen wahren Ausbrüchen der Leidenschaft, aber sie waren immer von Aufopferung und Begeisterung erfüllt. Sie bildete ein Gemisch von Grösse und von Lächerlichkeit, von Tugenden und von Fehlern. In jeder Beziehung exzentrisch, brach sie auch die Fesseln, die die Frauen hemmten, und von einem unbändigen Wunsch nach Freiheit getrieben, verstand sie es, die Rechte der Frauen in energischen Broschüren, oder auf der Tribüne des Jakobinerklubs in leidenschaftlichen Reden zu verteidigen. Olimpe de Gouges ist die erste politische Rednerin, <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0202" n="182"/> <div n="1"> <head>Olimpe de Gouges.<lb/></head> <p> Olimpe de Gouges war 38 oder, wie die böse Welt behauptete, 40 Jahre alt, als ihr Haupt unter dem Beil der Guillotine fiel. Am 2. November 1793 unterlag diese Feindin der <choice><sic>Schreckensherrshaft</sic><corr>Schreckensherrschaft</corr></choice> dem Hass Robespierres, und ihr heldenhafter Kampf für die Rechte der Frauen war grausam unterbrochen.</p> <p>Ihr Dasein hatte etwas Seltsames, Ueberspanntes. Trotzdem sie weder lesen noch schreiben konnte, hat sie zahlreiche Bücher veröffentlicht! Sie, die schwache Frau, verstand es, manchem Manne Schrecken einzujagen, und selbst Robespierre machte sie zurückweichen. Sie genoss das Leben in vollen Zügen, aber jeder Augenblick fand sie bereit, es freudig zu opfern. Ihre Gedanken waren nicht immer sehr klar, oft sogar verworren, trotzdem findet man in ihren Werken geistsprühende Stellen, voll von Genialität, aber das meiste in sehr nachlässigem Stil geschrieben.</p> <p>Sie war in allem, was sie tat, leidenschaftlich, alle ihre Handlungen zeugten von einem heftigen Temperament und glichen wahren Ausbrüchen der Leidenschaft, aber sie waren immer von Aufopferung und Begeisterung erfüllt. Sie bildete ein Gemisch von Grösse und von Lächerlichkeit, von Tugenden und von Fehlern. In jeder Beziehung exzentrisch, brach sie auch die Fesseln, die die Frauen hemmten, und von einem unbändigen Wunsch nach Freiheit getrieben, verstand sie es, die Rechte der Frauen in energischen Broschüren, oder auf der Tribüne des Jakobinerklubs in leidenschaftlichen Reden zu verteidigen. Olimpe de Gouges ist die erste politische Rednerin, </p> </div> </body> </text> </TEI> [182/0202]
Olimpe de Gouges.
Olimpe de Gouges war 38 oder, wie die böse Welt behauptete, 40 Jahre alt, als ihr Haupt unter dem Beil der Guillotine fiel. Am 2. November 1793 unterlag diese Feindin der Schreckensherrschaft dem Hass Robespierres, und ihr heldenhafter Kampf für die Rechte der Frauen war grausam unterbrochen.
Ihr Dasein hatte etwas Seltsames, Ueberspanntes. Trotzdem sie weder lesen noch schreiben konnte, hat sie zahlreiche Bücher veröffentlicht! Sie, die schwache Frau, verstand es, manchem Manne Schrecken einzujagen, und selbst Robespierre machte sie zurückweichen. Sie genoss das Leben in vollen Zügen, aber jeder Augenblick fand sie bereit, es freudig zu opfern. Ihre Gedanken waren nicht immer sehr klar, oft sogar verworren, trotzdem findet man in ihren Werken geistsprühende Stellen, voll von Genialität, aber das meiste in sehr nachlässigem Stil geschrieben.
Sie war in allem, was sie tat, leidenschaftlich, alle ihre Handlungen zeugten von einem heftigen Temperament und glichen wahren Ausbrüchen der Leidenschaft, aber sie waren immer von Aufopferung und Begeisterung erfüllt. Sie bildete ein Gemisch von Grösse und von Lächerlichkeit, von Tugenden und von Fehlern. In jeder Beziehung exzentrisch, brach sie auch die Fesseln, die die Frauen hemmten, und von einem unbändigen Wunsch nach Freiheit getrieben, verstand sie es, die Rechte der Frauen in energischen Broschüren, oder auf der Tribüne des Jakobinerklubs in leidenschaftlichen Reden zu verteidigen. Olimpe de Gouges ist die erste politische Rednerin,
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