Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.von der die Geschichte Erwähnung tut. Unter den Vorkämpfern für die Gleichberechtigung der Geschlechter war sie nicht die erste, aber die tapferste unter allen Frauen der französischen Revolution. Ihr gebührt der Ruhm, die Frauenbewegung zuerst organisiert und zu einem beachtenswerten Faktor im öffentlichen Leben gemacht zu haben. Marie Olimpe de Gouges wurde 1755 in Montauban geboren. Ihre Mutter war Modistin, nach einer anderen Erzählung Kleidertrödlerin; ihr Vater hatte in der Literatur einen Namen. Man muss dieser Aussage Olimpe de Gouges Glauben schenken, trotzdem sein Name nie enthüllt worden ist. Man behauptete auch, sie sei die Tochter Ludwig XV. Dazu bemerkt sie in ihrem "Testament politique" folgendes: "Ich bin nicht die Tochter eines Königs, aber die eines mit Lorbeeren gekrönten Hauptes, ich bin die Tochter eines berühmten Mannes, der berühmt ebensosehr durch seine Tugenden, als seine literarischen Talente war. Er hat nur einen Fehler in seinem Leben begangen und dieser traf mich, ich werde aber nichts weiter darüber sagen." Mit 15 Jahren heiratete sie einen gewissen Aubry, einen ehemaligen Restaurateur aus Paris, der sich einiges Vermögen erworben und sich dann nach Montauban zurückgezogen hatte, wo ihn die Schönheit der jungen Olimpe festhielt. Mit 16 Jahren war sie bereits Witwe und Mutter eines Knaben. Ihr Mann hatte ihr ein Vermögen von beiläufig 60.000 Francs hinterlassen. In der Blüte ihrer Jahre, leuchtend von Glück und Zauber, voll von Illusionen ging sie unter Beibehaltung ihres Mädchennamens nach Paris. Ihrer südlichen Einbildungskraft hätte weniger als der Nimbus dieser zauberhaften Hauptstadt genügt, um auf sie einzuwirken. Mit ihren romantischen, aberteulichen Ideen wurde sie bald in einen Wirbel von Liebeshändeln hineingedrängt. Sie wurde die Seele aller epikureischen Gesellschaften. von der die Geschichte Erwähnung tut. Unter den Vorkämpfern für die Gleichberechtigung der Geschlechter war sie nicht die erste, aber die tapferste unter allen Frauen der französischen Revolution. Ihr gebührt der Ruhm, die Frauenbewegung zuerst organisiert und zu einem beachtenswerten Faktor im öffentlichen Leben gemacht zu haben. Marie Olimpe de Gouges wurde 1755 in Montauban geboren. Ihre Mutter war Modistin, nach einer anderen Erzählung Kleidertrödlerin; ihr Vater hatte in der Literatur einen Namen. Man muss dieser Aussage Olimpe de Gouges Glauben schenken, trotzdem sein Name nie enthüllt worden ist. Man behauptete auch, sie sei die Tochter Ludwig XV. Dazu bemerkt sie in ihrem „Testament politique“ folgendes: „Ich bin nicht die Tochter eines Königs, aber die eines mit Lorbeeren gekrönten Hauptes, ich bin die Tochter eines berühmten Mannes, der berühmt ebensosehr durch seine Tugenden, als seine literarischen Talente war. Er hat nur einen Fehler in seinem Leben begangen und dieser traf mich, ich werde aber nichts weiter darüber sagen.“ Mit 15 Jahren heiratete sie einen gewissen Aubry, einen ehemaligen Restaurateur aus Paris, der sich einiges Vermögen erworben und sich dann nach Montauban zurückgezogen hatte, wo ihn die Schönheit der jungen Olimpe festhielt. Mit 16 Jahren war sie bereits Witwe und Mutter eines Knaben. Ihr Mann hatte ihr ein Vermögen von beiläufig 60.000 Francs hinterlassen. In der Blüte ihrer Jahre, leuchtend von Glück und Zauber, voll von Illusionen ging sie unter Beibehaltung ihres Mädchennamens nach Paris. Ihrer südlichen Einbildungskraft hätte weniger als der Nimbus dieser zauberhaften Hauptstadt genügt, um auf sie einzuwirken. Mit ihren romantischen, aberteulichen Ideen wurde sie bald in einen Wirbel von Liebeshändeln hineingedrängt. Sie wurde die Seele aller epikureischen Gesellschaften. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0204" n="183"/> von der die Geschichte Erwähnung tut. Unter den Vorkämpfern für die Gleichberechtigung der Geschlechter war sie nicht die erste, aber die tapferste unter allen Frauen der französischen Revolution. Ihr gebührt der Ruhm, die Frauenbewegung zuerst organisiert und zu einem beachtenswerten Faktor im öffentlichen Leben gemacht zu haben.</p> <p>Marie Olimpe de Gouges wurde 1755 in Montauban geboren. Ihre Mutter war Modistin, nach einer anderen Erzählung Kleidertrödlerin; ihr Vater hatte in der Literatur einen Namen. Man muss dieser Aussage Olimpe de Gouges Glauben schenken, trotzdem sein Name nie enthüllt worden ist. Man behauptete auch, sie sei die Tochter Ludwig XV. Dazu bemerkt sie in ihrem „Testament politique“ folgendes: „Ich bin nicht die Tochter eines Königs, aber die eines mit Lorbeeren gekrönten Hauptes, ich bin die Tochter eines berühmten Mannes, der berühmt ebensosehr durch seine Tugenden, als seine literarischen Talente war. Er hat nur einen Fehler in seinem Leben begangen und dieser traf mich, ich werde aber nichts weiter darüber sagen.“</p> <p>Mit 15 Jahren heiratete sie einen gewissen Aubry, einen ehemaligen Restaurateur aus Paris, der sich einiges Vermögen erworben und sich dann nach Montauban zurückgezogen hatte, wo ihn die Schönheit der jungen Olimpe festhielt. Mit 16 Jahren war sie bereits Witwe und Mutter eines Knaben. Ihr Mann hatte ihr ein Vermögen von beiläufig 60.000 Francs hinterlassen. In der Blüte ihrer Jahre, leuchtend von Glück und Zauber, voll von Illusionen ging sie unter Beibehaltung ihres Mädchennamens nach Paris. Ihrer südlichen Einbildungskraft hätte weniger als der Nimbus dieser zauberhaften <choice><sic>Haupstadt</sic><corr>Hauptstadt</corr></choice> genügt, um auf sie einzuwirken. Mit ihren romantischen, aberteulichen Ideen wurde sie bald in einen Wirbel von Liebeshändeln hineingedrängt. Sie wurde die Seele aller epikureischen Gesellschaften.</p> </div> </body> </text> </TEI> [183/0204]
von der die Geschichte Erwähnung tut. Unter den Vorkämpfern für die Gleichberechtigung der Geschlechter war sie nicht die erste, aber die tapferste unter allen Frauen der französischen Revolution. Ihr gebührt der Ruhm, die Frauenbewegung zuerst organisiert und zu einem beachtenswerten Faktor im öffentlichen Leben gemacht zu haben.
Marie Olimpe de Gouges wurde 1755 in Montauban geboren. Ihre Mutter war Modistin, nach einer anderen Erzählung Kleidertrödlerin; ihr Vater hatte in der Literatur einen Namen. Man muss dieser Aussage Olimpe de Gouges Glauben schenken, trotzdem sein Name nie enthüllt worden ist. Man behauptete auch, sie sei die Tochter Ludwig XV. Dazu bemerkt sie in ihrem „Testament politique“ folgendes: „Ich bin nicht die Tochter eines Königs, aber die eines mit Lorbeeren gekrönten Hauptes, ich bin die Tochter eines berühmten Mannes, der berühmt ebensosehr durch seine Tugenden, als seine literarischen Talente war. Er hat nur einen Fehler in seinem Leben begangen und dieser traf mich, ich werde aber nichts weiter darüber sagen.“
Mit 15 Jahren heiratete sie einen gewissen Aubry, einen ehemaligen Restaurateur aus Paris, der sich einiges Vermögen erworben und sich dann nach Montauban zurückgezogen hatte, wo ihn die Schönheit der jungen Olimpe festhielt. Mit 16 Jahren war sie bereits Witwe und Mutter eines Knaben. Ihr Mann hatte ihr ein Vermögen von beiläufig 60.000 Francs hinterlassen. In der Blüte ihrer Jahre, leuchtend von Glück und Zauber, voll von Illusionen ging sie unter Beibehaltung ihres Mädchennamens nach Paris. Ihrer südlichen Einbildungskraft hätte weniger als der Nimbus dieser zauberhaften Hauptstadt genügt, um auf sie einzuwirken. Mit ihren romantischen, aberteulichen Ideen wurde sie bald in einen Wirbel von Liebeshändeln hineingedrängt. Sie wurde die Seele aller epikureischen Gesellschaften.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-02-11T11:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-11T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-02-11T11:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |