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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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Aber dank ihrer ausnehmenden Feigheit wird bald kein Mensch in Frankreich sein, fähig, meinen Traum zu verwirklichen."

Diese energische Mahnung hatte ihre Wirkung. Tallien antwortete folgendes: "Seien Sie, gnädige Frau, ebenso vorsichtig, als ich Mut haben werde, und trachten Sie, Ihre Gemütsruhe wieder zu finden." Er hielt Wort: Schon hatte er mit einigen Kollegen die Verschwörung angezettelt, die darauf hinzielte, Robespierre zu stürzen. Am 9. Thermidor stieg er auf die Rednertribüne, beschuldigte den Tyrannen und schwang einen Dolch. Er siegte und Robespierre war nicht mehr. Es ist nicht festgestellt worden, ob Robespierre selbst, oder einer seiner Feinde zwei Schüsse abgefeuert hatten, durch die seine Kinnlade zertrümmert wurde. Er sprach kein Wort mehr und liess die Schmähungen seiner Gegner ruhig über sich ergehen. Am 10. Thermidor wurde Robespierre und zwanzig andere zum Tode geführt. Dem Mute und den Reizen der Frau Tallien verdankte man eine der entscheidensten Revolutionen.

Tallien hätte diese Energie nicht gezeigt ohne die heftige Leidenschaft, die ihn dazu entflammte. Er erhielt seinen Lohn, die schöne Marquise v. Fontenay heiratete ihn am 26. Dezember 1794.

Indessen, man sollte es nicht glauben, selbst nach dem 9. Thermidor hatte sich Tallien im Konvent und auf der Rednertribüne der Jakobiner wegen seiner Mässigung in Bordeaux zu rechtfertigen. Carrier beschuldigte ihn, sich mit den Missetätern dieser Stadt durch seine Nachsicht ausgesöhnt, die Aristokraten und Aufkäufer beschützt zu haben.

Fast gleichzeitig wurde ihm von anderer Seite die Verhaftung der 84 Schauspieler und der 2000 Zuschauer zum Vorwurf gemacht. Er forderte die genaue Prüfung seines Verhaltens. Gleichzeitig machte er die Mitteilung, dass er sich mit der Marquise v. Fontenay vermählt habe.

Aber dank ihrer ausnehmenden Feigheit wird bald kein Mensch in Frankreich sein, fähig, meinen Traum zu verwirklichen.“

Diese energische Mahnung hatte ihre Wirkung. Tallien antwortete folgendes: „Seien Sie, gnädige Frau, ebenso vorsichtig, als ich Mut haben werde, und trachten Sie, Ihre Gemütsruhe wieder zu finden.“ Er hielt Wort: Schon hatte er mit einigen Kollegen die Verschwörung angezettelt, die darauf hinzielte, Robespierre zu stürzen. Am 9. Thermidor stieg er auf die Rednertribüne, beschuldigte den Tyrannen und schwang einen Dolch. Er siegte und Robespierre war nicht mehr. Es ist nicht festgestellt worden, ob Robespierre selbst, oder einer seiner Feinde zwei Schüsse abgefeuert hatten, durch die seine Kinnlade zertrümmert wurde. Er sprach kein Wort mehr und liess die Schmähungen seiner Gegner ruhig über sich ergehen. Am 10. Thermidor wurde Robespierre und zwanzig andere zum Tode geführt. Dem Mute und den Reizen der Frau Tallien verdankte man eine der entscheidensten Revolutionen.

Tallien hätte diese Energie nicht gezeigt ohne die heftige Leidenschaft, die ihn dazu entflammte. Er erhielt seinen Lohn, die schöne Marquise v. Fontenay heiratete ihn am 26. Dezember 1794.

Indessen, man sollte es nicht glauben, selbst nach dem 9. Thermidor hatte sich Tallien im Konvent und auf der Rednertribüne der Jakobiner wegen seiner Mässigung in Bordeaux zu rechtfertigen. Carrier beschuldigte ihn, sich mit den Missetätern dieser Stadt durch seine Nachsicht ausgesöhnt, die Aristokraten und Aufkäufer beschützt zu haben.

Fast gleichzeitig wurde ihm von anderer Seite die Verhaftung der 84 Schauspieler und der 2000 Zuschauer zum Vorwurf gemacht. Er forderte die genaue Prüfung seines Verhaltens. Gleichzeitig machte er die Mitteilung, dass er sich mit der Marquise v. Fontenay vermählt habe.

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[221/0244] Aber dank ihrer ausnehmenden Feigheit wird bald kein Mensch in Frankreich sein, fähig, meinen Traum zu verwirklichen.“ Diese energische Mahnung hatte ihre Wirkung. Tallien antwortete folgendes: „Seien Sie, gnädige Frau, ebenso vorsichtig, als ich Mut haben werde, und trachten Sie, Ihre Gemütsruhe wieder zu finden.“ Er hielt Wort: Schon hatte er mit einigen Kollegen die Verschwörung angezettelt, die darauf hinzielte, Robespierre zu stürzen. Am 9. Thermidor stieg er auf die Rednertribüne, beschuldigte den Tyrannen und schwang einen Dolch. Er siegte und Robespierre war nicht mehr. Es ist nicht festgestellt worden, ob Robespierre selbst, oder einer seiner Feinde zwei Schüsse abgefeuert hatten, durch die seine Kinnlade zertrümmert wurde. Er sprach kein Wort mehr und liess die Schmähungen seiner Gegner ruhig über sich ergehen. Am 10. Thermidor wurde Robespierre und zwanzig andere zum Tode geführt. Dem Mute und den Reizen der Frau Tallien verdankte man eine der entscheidensten Revolutionen. Tallien hätte diese Energie nicht gezeigt ohne die heftige Leidenschaft, die ihn dazu entflammte. Er erhielt seinen Lohn, die schöne Marquise v. Fontenay heiratete ihn am 26. Dezember 1794. Indessen, man sollte es nicht glauben, selbst nach dem 9. Thermidor hatte sich Tallien im Konvent und auf der Rednertribüne der Jakobiner wegen seiner Mässigung in Bordeaux zu rechtfertigen. Carrier beschuldigte ihn, sich mit den Missetätern dieser Stadt durch seine Nachsicht ausgesöhnt, die Aristokraten und Aufkäufer beschützt zu haben. Fast gleichzeitig wurde ihm von anderer Seite die Verhaftung der 84 Schauspieler und der 2000 Zuschauer zum Vorwurf gemacht. Er forderte die genaue Prüfung seines Verhaltens. Gleichzeitig machte er die Mitteilung, dass er sich mit der Marquise v. Fontenay vermählt habe.

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/244>, abgerufen am 28.04.2024.