Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.wurde. Die Untersuchung ergab, dass es eine pure Erfindung der zwei französischen Schwindler war, als hätte Theroigne Maria Antoinette nach dem Leben getrachtet. Als der Prozess zu Ende war, fuhr sie unter starker Bedeckung nach Wien; um jedes Aufsehen zu vermeiden, reiste sie unter dem Namen Lahaye. Nach einigen Wochen erhielt sie vom Kaiser Leopold II. ein Gnadengeld von 600 fl. und den Befehl, Wien zu verlassen und die Stadt nie wieder zu betreten. Die zwei Franzosen hatten gar nichts erreicht und mussten schliesslich froh sein, eine kleine Summe von Hofrat von Blanc zu ihrer Rückreise geschenkt zu bekommen. Ende November 1791 verliess Theroigne Wien und begab sich zuerst nach Lüttich. Zu Beginn des folgenden Jahres kam sie wieder nach Paris, aber sie fand nicht mehr die Beachtung und Bewunderung wie ehedem. Ihre Petitionen und Ansprachen waren unklar, verworren. Am 26. Jänner 1792 kam sie in den Jakobiner-Klub und wurde in einer Ansprache gefeiert und zu den überstandenen Leiden und Verfolgungen beglückwünscht. Armes Mädchen! Furchtbare Zeiten standen ihr noch bevor, der Tod wäre minder schrecklich gewesen als ihre letzten Lebensjahre. Am 15. Mai 1793 erlitt Theroigne eine so schmähliche Behandlung, dass sich ihr Geist darob völlig verwirrte und umnachtete. Eine grössere Anzahl Weiber, die sich Mitglieder der "Societe fraternelle" nannten, machten sich selbst zu Aufsichtsorganen und hielten Leute, die ihnen verdächtig schienen, an. Sie stürzten sich auf Theroigne, die sich auf der Terasse der Feuillants befand, schrieen einüber das anderemal, sie sei eine Anhängerin Brissots und schlugen unbarmherzig darein; sie rissen ihr die Kleider vom Leibe, bis sie völlig entblösst dastand, dann peitschten sie sie gehörig, während die heulende Menge um sie herum tanzte und: Nieder mit Brissot und der Brissotine!" schrieen. Es gelang einigen Männern nur mit Mühe, zu wurde. Die Untersuchung ergab, dass es eine pure Erfindung der zwei französischen Schwindler war, als hätte Théroigne Maria Antoinette nach dem Leben getrachtet. Als der Prozess zu Ende war, fuhr sie unter starker Bedeckung nach Wien; um jedes Aufsehen zu vermeiden, reiste sie unter dem Namen Lahaye. Nach einigen Wochen erhielt sie vom Kaiser Leopold II. ein Gnadengeld von 600 fl. und den Befehl, Wien zu verlassen und die Stadt nie wieder zu betreten. Die zwei Franzosen hatten gar nichts erreicht und mussten schliesslich froh sein, eine kleine Summe von Hofrat von Blanc zu ihrer Rückreise geschenkt zu bekommen. Ende November 1791 verliess Théroigne Wien und begab sich zuerst nach Lüttich. Zu Beginn des folgenden Jahres kam sie wieder nach Paris, aber sie fand nicht mehr die Beachtung und Bewunderung wie ehedem. Ihre Petitionen und Ansprachen waren unklar, verworren. Am 26. Jänner 1792 kam sie in den Jakobiner-Klub und wurde in einer Ansprache gefeiert und zu den überstandenen Leiden und Verfolgungen beglückwünscht. Armes Mädchen! Furchtbare Zeiten standen ihr noch bevor, der Tod wäre minder schrecklich gewesen als ihre letzten Lebensjahre. Am 15. Mai 1793 erlitt Théroigne eine so schmähliche Behandlung, dass sich ihr Geist darob völlig verwirrte und umnachtete. Eine grössere Anzahl Weiber, die sich Mitglieder der „Sociètè fraternelle“ nannten, machten sich selbst zu Aufsichtsorganen und hielten Leute, die ihnen verdächtig schienen, an. Sie stürzten sich auf Théroigne, die sich auf der Terasse der Feuillants befand, schrieen einüber das anderemal, sie sei eine Anhängerin Brissots und schlugen unbarmherzig darein; sie rissen ihr die Kleider vom Leibe, bis sie völlig entblösst dastand, dann peitschten sie sie gehörig, während die heulende Menge um sie herum tanzte und: Nieder mit Brissot und der Brissotine!“ schrieen. Es gelang einigen Männern nur mit Mühe, zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0041" n="24"/> wurde. Die Untersuchung ergab, dass es eine pure Erfindung der zwei französischen Schwindler war, als hätte Théroigne Maria Antoinette nach dem Leben getrachtet. Als der Prozess zu Ende war, fuhr sie unter starker Bedeckung nach Wien; um jedes Aufsehen zu vermeiden, reiste sie unter dem Namen Lahaye. Nach einigen Wochen erhielt sie vom Kaiser Leopold II. ein Gnadengeld von 600 fl. und den Befehl, Wien zu verlassen und die Stadt nie wieder zu betreten. Die zwei Franzosen hatten gar nichts erreicht und mussten schliesslich froh sein, eine kleine Summe von Hofrat von Blanc zu ihrer Rückreise geschenkt zu bekommen. Ende November 1791 verliess Théroigne Wien und begab sich zuerst nach Lüttich.</p> <p>Zu Beginn des folgenden Jahres kam sie wieder nach Paris, aber sie fand nicht mehr die Beachtung und Bewunderung wie ehedem. Ihre Petitionen und <choice><sic>Anspracheu</sic><corr>Ansprachen</corr></choice> waren unklar, verworren.</p> <p>Am 26. Jänner 1792 kam sie in den Jakobiner-Klub und wurde in einer Ansprache gefeiert und zu den überstandenen Leiden und Verfolgungen beglückwünscht.</p> <p>Armes Mädchen! Furchtbare Zeiten standen ihr noch bevor, der Tod wäre minder schrecklich gewesen als ihre letzten Lebensjahre.</p> <p>Am 15. Mai 1793 erlitt Théroigne eine so schmähliche Behandlung, dass sich ihr Geist darob völlig verwirrte und umnachtete. Eine grössere Anzahl Weiber, die sich Mitglieder der „Sociètè fraternelle“ nannten, machten sich selbst zu Aufsichtsorganen und hielten Leute, die ihnen verdächtig schienen, an. Sie stürzten sich auf Théroigne, die sich auf der Terasse der Feuillants befand, schrieen einüber das anderemal, sie sei eine Anhängerin Brissots und schlugen unbarmherzig darein; sie rissen ihr die Kleider vom Leibe, bis sie völlig entblösst dastand, dann peitschten sie sie gehörig, während die heulende Menge um sie herum tanzte und: Nieder mit Brissot und der Brissotine!“ schrieen. Es gelang einigen Männern nur mit Mühe, zu </p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0041]
wurde. Die Untersuchung ergab, dass es eine pure Erfindung der zwei französischen Schwindler war, als hätte Théroigne Maria Antoinette nach dem Leben getrachtet. Als der Prozess zu Ende war, fuhr sie unter starker Bedeckung nach Wien; um jedes Aufsehen zu vermeiden, reiste sie unter dem Namen Lahaye. Nach einigen Wochen erhielt sie vom Kaiser Leopold II. ein Gnadengeld von 600 fl. und den Befehl, Wien zu verlassen und die Stadt nie wieder zu betreten. Die zwei Franzosen hatten gar nichts erreicht und mussten schliesslich froh sein, eine kleine Summe von Hofrat von Blanc zu ihrer Rückreise geschenkt zu bekommen. Ende November 1791 verliess Théroigne Wien und begab sich zuerst nach Lüttich.
Zu Beginn des folgenden Jahres kam sie wieder nach Paris, aber sie fand nicht mehr die Beachtung und Bewunderung wie ehedem. Ihre Petitionen und Ansprachen waren unklar, verworren.
Am 26. Jänner 1792 kam sie in den Jakobiner-Klub und wurde in einer Ansprache gefeiert und zu den überstandenen Leiden und Verfolgungen beglückwünscht.
Armes Mädchen! Furchtbare Zeiten standen ihr noch bevor, der Tod wäre minder schrecklich gewesen als ihre letzten Lebensjahre.
Am 15. Mai 1793 erlitt Théroigne eine so schmähliche Behandlung, dass sich ihr Geist darob völlig verwirrte und umnachtete. Eine grössere Anzahl Weiber, die sich Mitglieder der „Sociètè fraternelle“ nannten, machten sich selbst zu Aufsichtsorganen und hielten Leute, die ihnen verdächtig schienen, an. Sie stürzten sich auf Théroigne, die sich auf der Terasse der Feuillants befand, schrieen einüber das anderemal, sie sei eine Anhängerin Brissots und schlugen unbarmherzig darein; sie rissen ihr die Kleider vom Leibe, bis sie völlig entblösst dastand, dann peitschten sie sie gehörig, während die heulende Menge um sie herum tanzte und: Nieder mit Brissot und der Brissotine!“ schrieen. Es gelang einigen Männern nur mit Mühe, zu
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-02-11T11:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-11T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-02-11T11:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |