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Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.

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Sie kam Donnerstag den 11. Juli gegen Mittag in Paris an, und stieg in der Rue Vieux Augustins Nr. 17, im "Hotel de la Providence" ab. Sie war müde von der Reise, ging um 5 Uhr nachmittags zu Bette, und schlief bis zum darauffolgenden Morgen den Schlaf der Jugend und des guten Gewissens. Ihr Opfer war gebracht, die Handlung im Geiste vollführt, sie empfand weder Unruhe noch Zweifel.

Sie war ihres Vorsatzes so sicher, dass sie nicht das Bedürfnis empfand, dessen Ausführung zu beschleunigen.

Am anderen Morgen begab sie sich zu Lanze de Perret, den sie jedoch nicht traf; seine Tochter übernahm den Empfehlungsbrief Barbaroux', Lanze de Perret wurde erst abends zurückerwartet. Charlotte Corday kehrte in ihr Hotelzimmer zurück und verbrachte dort den Tag mit Lesen und Nachdenken. Um 6 Uhr begab sie sich abermals zu Lanze de Perret, teilte ihm ihr Anliegen mit und bat ihn, sie zum Minister Garat zu führen, um ihre Bitte dort zu unterstützen. Dies war nur ein Vorwand, sie wollte einen jener Girondisten sehen, für die sie sich opferte.

Lanze de Perret versprach ihr, sie am nächsten Tag abzuholen und ihrem Wunsche zu entsprechen. Sie liess ihm Name und Adresse zurück. Bevor sie sich entfernte, sagte sie ihm: "Erlauben Sie mir, Bürger, Ihnen einen Rat zu geben, verlassen Sie den Convent, Sie können daselbst nichts mehr Gutes tun, begeben Sie sich nach Caen, um daselbst mit Ihren Brüdern und Kollegen zusammenzutreffen". Doch der Abgeordnete erwiderte sehr bestimmt: "Mein Posten ist in Paris und ich werde ihn nicht verlassen!" "Sie begehen einen Fehler," sagte Charlotte Corday; beinahe flehend fügte sie hinzu, "Flüchten Sie! Flüchten Sie vor morgen Abend." Sie ging ohne seine Antwort abzuwarten.

Am andern Tag, zeitig früh, holte Lanze de Perret Charlotte ab, um mit ihr zum Minister Garat zu gehen. Der Minister empfing sie jedoch nicht. Lanze de Perret meinte dann, Garat könne ihr eher schaden als nützen, da

Sie kam Donnerstag den 11. Juli gegen Mittag in Paris an, und stieg in der Rue Vieux Augustins Nr. 17, im „Hôtel de la Providence“ ab. Sie war müde von der Reise, ging um 5 Uhr nachmittags zu Bette, und schlief bis zum darauffolgenden Morgen den Schlaf der Jugend und des guten Gewissens. Ihr Opfer war gebracht, die Handlung im Geiste vollführt, sie empfand weder Unruhe noch Zweifel.

Sie war ihres Vorsatzes so sicher, dass sie nicht das Bedürfnis empfand, dessen Ausführung zu beschleunigen.

Am anderen Morgen begab sie sich zu Lanze de Perret, den sie jedoch nicht traf; seine Tochter übernahm den Empfehlungsbrief Barbaroux’, Lanze de Perret wurde erst abends zurückerwartet. Charlotte Corday kehrte in ihr Hôtelzimmer zurück und verbrachte dort den Tag mit Lesen und Nachdenken. Um 6 Uhr begab sie sich abermals zu Lanze de Perret, teilte ihm ihr Anliegen mit und bat ihn, sie zum Minister Garat zu führen, um ihre Bitte dort zu unterstützen. Dies war nur ein Vorwand, sie wollte einen jener Girondisten sehen, für die sie sich opferte.

Lanze de Perret versprach ihr, sie am nächsten Tag abzuholen und ihrem Wunsche zu entsprechen. Sie liess ihm Name und Adresse zurück. Bevor sie sich entfernte, sagte sie ihm: „Erlauben Sie mir, Bürger, Ihnen einen Rat zu geben, verlassen Sie den Convent, Sie können daselbst nichts mehr Gutes tun, begeben Sie sich nach Caen, um daselbst mit Ihren Brüdern und Kollegen zusammenzutreffen“. Doch der Abgeordnete erwiderte sehr bestimmt: „Mein Posten ist in Paris und ich werde ihn nicht verlassen!“ „Sie begehen einen Fehler,“ sagte Charlotte Corday; beinahe flehend fügte sie hinzu, „Flüchten Sie! Flüchten Sie vor morgen Abend.“ Sie ging ohne seine Antwort abzuwarten.

Am andern Tag, zeitig früh, holte Lanze de Perret Charlotte ab, um mit ihr zum Minister Garat zu gehen. Der Minister empfing sie jedoch nicht. Lanze de Perret meinte dann, Garat könne ihr eher schaden als nützen, da

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[30/0048] Sie kam Donnerstag den 11. Juli gegen Mittag in Paris an, und stieg in der Rue Vieux Augustins Nr. 17, im „Hôtel de la Providence“ ab. Sie war müde von der Reise, ging um 5 Uhr nachmittags zu Bette, und schlief bis zum darauffolgenden Morgen den Schlaf der Jugend und des guten Gewissens. Ihr Opfer war gebracht, die Handlung im Geiste vollführt, sie empfand weder Unruhe noch Zweifel. Sie war ihres Vorsatzes so sicher, dass sie nicht das Bedürfnis empfand, dessen Ausführung zu beschleunigen. Am anderen Morgen begab sie sich zu Lanze de Perret, den sie jedoch nicht traf; seine Tochter übernahm den Empfehlungsbrief Barbaroux’, Lanze de Perret wurde erst abends zurückerwartet. Charlotte Corday kehrte in ihr Hôtelzimmer zurück und verbrachte dort den Tag mit Lesen und Nachdenken. Um 6 Uhr begab sie sich abermals zu Lanze de Perret, teilte ihm ihr Anliegen mit und bat ihn, sie zum Minister Garat zu führen, um ihre Bitte dort zu unterstützen. Dies war nur ein Vorwand, sie wollte einen jener Girondisten sehen, für die sie sich opferte. Lanze de Perret versprach ihr, sie am nächsten Tag abzuholen und ihrem Wunsche zu entsprechen. Sie liess ihm Name und Adresse zurück. Bevor sie sich entfernte, sagte sie ihm: „Erlauben Sie mir, Bürger, Ihnen einen Rat zu geben, verlassen Sie den Convent, Sie können daselbst nichts mehr Gutes tun, begeben Sie sich nach Caen, um daselbst mit Ihren Brüdern und Kollegen zusammenzutreffen“. Doch der Abgeordnete erwiderte sehr bestimmt: „Mein Posten ist in Paris und ich werde ihn nicht verlassen!“ „Sie begehen einen Fehler,“ sagte Charlotte Corday; beinahe flehend fügte sie hinzu, „Flüchten Sie! Flüchten Sie vor morgen Abend.“ Sie ging ohne seine Antwort abzuwarten. Am andern Tag, zeitig früh, holte Lanze de Perret Charlotte ab, um mit ihr zum Minister Garat zu gehen. Der Minister empfing sie jedoch nicht. Lanze de Perret meinte dann, Garat könne ihr eher schaden als nützen, da

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Zitationshilfe: Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_frauen_1906/48>, abgerufen am 21.11.2024.