Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.Marat vorgedrungen, und zu welcher Zeit haben Sie das Verbrechen an seiner Person begangen?" Antwort: "Frauen haben mir die Türe geöffnet. Man hat mir den Eintritt zu Marat verweigert, aber als er mich auf mein Ansuchen bestehen hörte, verlangte er selbst, dass man mich einlasse. Er hat mehrere Fragen über die in Caen wohnenden Abgeordneten an mich gerichtet, er fragte mich um ihre Namen, wie auch um jene der Munizipalbeamten. Ich habe sie ihm genannt, und als Marat sagte, dass es nicht mehr lange dauern würde, dass er sie würde guillotinieren lassen, zog ich mein Messer, das ich im Busen versteckt hielt, und habe damit Marat im Bade den tötlichen Stoss versetzt." Frage: "Haben Sie nicht versucht, nachdem Sie dieses Verbrechen vollführt haben, zu entweichen?" Antwort: "Ich wäre durch die Türe entwichen, wenn man sich dem nicht wiedersetzt hätte." Frage: "Es ist Grund vorhanden zu glauben, dass Sie uns imponieren wollen, indem Sie behaupten, dass niemand von Ihrem Vorhaben verständigt war, wie auch in Anbetracht der Menge des Bargeldes, womit Sie versehen sind, besonders viel für ein Mädchen Ihres Alters." Antwort: "Ich habe mich mit diesem Gelde, das mein Eigentum ist, versehen, weil ich von niemanden etwas verlangen wollte." Frage: "Sind Sie Mädchen?" Antwort: "Ja." Frage: "Sind Sie nicht heute in Saint-Pelagie öder in anderen Gefängnissen dieser Stadt gewesen?" Antwort: "Nein. Ich weiss nicht einmal wo diese Gefängnisse sich befinden." Endlich war der furchtbare Tag, der 17. Juli 1794, herangekommen, an dem Charlotte Corday vor dem Revolutionstribunal erscheinen sollte. Nachdem sie vorgeführt worden war, liess man sie auf der Anklagebank Platz nehmen und richtete die üblichen Marat vorgedrungen, und zu welcher Zeit haben Sie das Verbrechen an seiner Person begangen?“ Antwort: „Frauen haben mir die Türe geöffnet. Man hat mir den Eintritt zu Marat verweigert, aber als er mich auf mein Ansuchen bestehen hörte, verlangte er selbst, dass man mich einlasse. Er hat mehrere Fragen über die in Caen wohnenden Abgeordneten an mich gerichtet, er fragte mich um ihre Namen, wie auch um jene der Munizipalbeamten. Ich habe sie ihm genannt, und als Marat sagte, dass es nicht mehr lange dauern würde, dass er sie würde guillotinieren lassen, zog ich mein Messer, das ich im Busen versteckt hielt, und habe damit Marat im Bade den tötlichen Stoss versetzt.“ Frage: „Haben Sie nicht versucht, nachdem Sie dieses Verbrechen vollführt haben, zu entweichen?“ Antwort: „Ich wäre durch die Türe entwichen, wenn man sich dem nicht wiedersetzt hätte.“ Frage: „Es ist Grund vorhanden zu glauben, dass Sie uns imponieren wollen, indem Sie behaupten, dass niemand von Ihrem Vorhaben verständigt war, wie auch in Anbetracht der Menge des Bargeldes, womit Sie versehen sind, besonders viel für ein Mädchen Ihres Alters.“ Antwort: „Ich habe mich mit diesem Gelde, das mein Eigentum ist, versehen, weil ich von niemanden etwas verlangen wollte.“ Frage: „Sind Sie Mädchen?“ Antwort: „Ja.“ Frage: „Sind Sie nicht heute in Saint-Pelagie öder in anderen Gefängnissen dieser Stadt gewesen?“ Antwort: „Nein. Ich weiss nicht einmal wo diese Gefängnisse sich befinden.“ Endlich war der furchtbare Tag, der 17. Juli 1794, herangekommen, an dem Charlotte Corday vor dem Revolutionstribunal erscheinen sollte. Nachdem sie vorgeführt worden war, liess man sie auf der Anklagebank Platz nehmen und richtete die üblichen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0058" n="40"/> Marat vorgedrungen, und zu welcher Zeit haben Sie das Verbrechen an seiner Person begangen?“</p> <p><hi rendition="#g">Antwort</hi>: „Frauen haben mir die Türe geöffnet. Man hat mir den Eintritt zu Marat verweigert, aber als er mich auf mein Ansuchen bestehen hörte, verlangte er selbst, dass man mich einlasse. Er hat mehrere Fragen über die in Caen wohnenden Abgeordneten an mich gerichtet, er fragte mich um ihre Namen, wie auch um jene der Munizipalbeamten. Ich habe sie ihm genannt, und als Marat sagte, dass es nicht mehr lange dauern würde, dass er sie würde guillotinieren lassen, zog ich mein Messer, das ich im Busen versteckt hielt, und habe damit Marat im Bade den tötlichen Stoss versetzt.“</p> <p><hi rendition="#g">Frage</hi>: „Haben Sie nicht versucht, nachdem Sie dieses Verbrechen vollführt haben, zu entweichen?“</p> <p><hi rendition="#g">Antwort:</hi> „Ich wäre durch die Türe entwichen, wenn man sich dem nicht wiedersetzt hätte.“</p> <p><hi rendition="#g">Frage</hi>: „Es ist Grund vorhanden zu glauben, dass Sie uns imponieren wollen, indem Sie behaupten, dass niemand von Ihrem Vorhaben verständigt war, wie auch in Anbetracht der Menge des Bargeldes, womit Sie versehen sind, besonders viel für ein Mädchen Ihres Alters.“</p> <p><hi rendition="#g">Antwort</hi>: „Ich habe mich mit diesem Gelde, das mein Eigentum ist, versehen, weil ich von niemanden etwas verlangen wollte.“</p> <p><hi rendition="#g">Frage</hi>: „Sind Sie Mädchen?“</p> <p><hi rendition="#g">Antwort</hi>: „Ja.“</p> <p><hi rendition="#g">Frage</hi>: „Sind Sie nicht heute in Saint-Pelagie öder in anderen Gefängnissen dieser Stadt gewesen?“</p> <p><hi rendition="#g">Antwort</hi>: „Nein. 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Marat vorgedrungen, und zu welcher Zeit haben Sie das Verbrechen an seiner Person begangen?“
Antwort: „Frauen haben mir die Türe geöffnet. Man hat mir den Eintritt zu Marat verweigert, aber als er mich auf mein Ansuchen bestehen hörte, verlangte er selbst, dass man mich einlasse. Er hat mehrere Fragen über die in Caen wohnenden Abgeordneten an mich gerichtet, er fragte mich um ihre Namen, wie auch um jene der Munizipalbeamten. Ich habe sie ihm genannt, und als Marat sagte, dass es nicht mehr lange dauern würde, dass er sie würde guillotinieren lassen, zog ich mein Messer, das ich im Busen versteckt hielt, und habe damit Marat im Bade den tötlichen Stoss versetzt.“
Frage: „Haben Sie nicht versucht, nachdem Sie dieses Verbrechen vollführt haben, zu entweichen?“
Antwort: „Ich wäre durch die Türe entwichen, wenn man sich dem nicht wiedersetzt hätte.“
Frage: „Es ist Grund vorhanden zu glauben, dass Sie uns imponieren wollen, indem Sie behaupten, dass niemand von Ihrem Vorhaben verständigt war, wie auch in Anbetracht der Menge des Bargeldes, womit Sie versehen sind, besonders viel für ein Mädchen Ihres Alters.“
Antwort: „Ich habe mich mit diesem Gelde, das mein Eigentum ist, versehen, weil ich von niemanden etwas verlangen wollte.“
Frage: „Sind Sie Mädchen?“
Antwort: „Ja.“
Frage: „Sind Sie nicht heute in Saint-Pelagie öder in anderen Gefängnissen dieser Stadt gewesen?“
Antwort: „Nein. Ich weiss nicht einmal wo diese Gefängnisse sich befinden.“
Endlich war der furchtbare Tag, der 17. Juli 1794, herangekommen, an dem Charlotte Corday vor dem Revolutionstribunal erscheinen sollte.
Nachdem sie vorgeführt worden war, liess man sie auf der Anklagebank Platz nehmen und richtete die üblichen
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