Adler, Emma: Die berühmten Frauen der französischen Revolution 1789–1795. Wien, 1906.antwortete sie ihm. Nun liess er ihre Hand los und sie entwischte rasch. Kaum hatte sie ganz erregt ihr Zimmer aufgesucht, als sie die Stimme ihrer Mutter vernahm, die sie rief. Sie war verwirrt und hätte Zeit bedurft sich zu fassen, aber es half nichts, sie musste dem Ruf Folge leisten. Ihre Mutter bemerkte die Veränderung ihres Aussehens und fragte besorgt, was ihr geschehen sei, warum sie so bleich aussehe. Sie antwortete ausweichend, sie wisse nicht, sie habe das Bedürfnis ein Glas Wasser zu trinken. Dann wurde sie gefragt, was sie fühle, und sie wusste nichts anderes zu antworten, als dass ihr ein wenig unbehaglich zumute sei. Dabei zitterten ihre Kniee, als sie aber das Wasser getrunken hatte, kam sie wieder zu sich, konnte sich beherrschen, ihre Mutter beruhigen und nach dem Begehr fragen. Der peinliche Auftritt im Atelier war lange nicht zu verwischen und bereitete ihr doppelte Pein, da sie nicht wagte, ihrer Mutter davon Mitteilung zu machen. Sie hätte gar nicht gewusst, wie beginnen! Eine Zeit lang unterliess es Manon, ins Atelier zu gehen und sah den jungen Mann mit den zwei anderen Burschen bloss in Gegenwart ihrer Eltern am Mittagstisch. Das schien dem Burschen unangenehm und er suchte Manon einmal heimlich auf, als sie in der Küche beschäftigt war. Er stellte sie zur Rede, warum sie nicht mehr ins Atelier komme, entschuldigte sich wieder wegen seines Benehmens und bat sie, doch wieder wie früher hinzukommen. Sie sagte bloss "ja", und rannte davon. Nach und nach, fast unmerklich, begann sie ihre Angst und den Auftritt zu vergessen und ging wieder wie früher ins Atelier, um ihren Vater zu sprechen und das Nötige zu holen. Der junge Mensch suchte oft nach einer Gelegenheit, um auf den Auftritt zurückzukommen, darüber zu scherzen und ihn ihr als Kinderei hinzustellen; endlich brachte er es zuwege, auch sie darüber zum Lachen zu bringen. Daraus entstand eine Vertraulichkeit wie dies meist zwischen zwei antwortete sie ihm. Nun liess er ihre Hand los und sie entwischte rasch. Kaum hatte sie ganz erregt ihr Zimmer aufgesucht, als sie die Stimme ihrer Mutter vernahm, die sie rief. Sie war verwirrt und hätte Zeit bedurft sich zu fassen, aber es half nichts, sie musste dem Ruf Folge leisten. Ihre Mutter bemerkte die Veränderung ihres Aussehens und fragte besorgt, was ihr geschehen sei, warum sie so bleich aussehe. Sie antwortete ausweichend, sie wisse nicht, sie habe das Bedürfnis ein Glas Wasser zu trinken. Dann wurde sie gefragt, was sie fühle, und sie wusste nichts anderes zu antworten, als dass ihr ein wenig unbehaglich zumute sei. Dabei zitterten ihre Kniee, als sie aber das Wasser getrunken hatte, kam sie wieder zu sich, konnte sich beherrschen, ihre Mutter beruhigen und nach dem Begehr fragen. Der peinliche Auftritt im Atelier war lange nicht zu verwischen und bereitete ihr doppelte Pein, da sie nicht wagte, ihrer Mutter davon Mitteilung zu machen. Sie hätte gar nicht gewusst, wie beginnen! Eine Zeit lang unterliess es Manon, ins Atelier zu gehen und sah den jungen Mann mit den zwei anderen Burschen bloss in Gegenwart ihrer Eltern am Mittagstisch. Das schien dem Burschen unangenehm und er suchte Manon einmal heimlich auf, als sie in der Küche beschäftigt war. Er stellte sie zur Rede, warum sie nicht mehr ins Atelier komme, entschuldigte sich wieder wegen seines Benehmens und bat sie, doch wieder wie früher hinzukommen. Sie sagte bloss „ja“, und rannte davon. Nach und nach, fast unmerklich, begann sie ihre Angst und den Auftritt zu vergessen und ging wieder wie früher ins Atelier, um ihren Vater zu sprechen und das Nötige zu holen. Der junge Mensch suchte oft nach einer Gelegenheit, um auf den Auftritt zurückzukommen, darüber zu scherzen und ihn ihr als Kinderei hinzustellen; endlich brachte er es zuwege, auch sie darüber zum Lachen zu bringen. Daraus entstand eine Vertraulichkeit wie dies meist zwischen zwei <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0082" n="63"/> antwortete sie ihm. Nun liess er ihre Hand los und sie entwischte rasch.</p> <p>Kaum hatte sie ganz erregt ihr Zimmer aufgesucht, als sie die Stimme ihrer Mutter vernahm, die sie rief. Sie war verwirrt und hätte Zeit bedurft sich zu fassen, aber es half nichts, sie musste dem Ruf Folge leisten. Ihre Mutter bemerkte die Veränderung ihres Aussehens und fragte besorgt, was ihr geschehen sei, warum sie so bleich aussehe. Sie antwortete ausweichend, sie wisse nicht, sie habe das Bedürfnis ein Glas Wasser zu trinken. Dann wurde sie gefragt, was sie fühle, und sie wusste nichts anderes zu antworten, als dass ihr ein wenig unbehaglich zumute sei. Dabei zitterten ihre Kniee, als sie aber das Wasser getrunken hatte, kam sie wieder zu sich, konnte sich beherrschen, ihre Mutter beruhigen und nach dem Begehr fragen.</p> <p>Der peinliche Auftritt im Atelier war lange nicht zu verwischen und bereitete ihr doppelte Pein, da sie nicht wagte, ihrer Mutter davon Mitteilung zu machen. Sie hätte gar nicht gewusst, wie beginnen! Eine Zeit lang unterliess es Manon, ins Atelier zu gehen und sah den jungen Mann mit den zwei anderen Burschen bloss in Gegenwart ihrer Eltern am Mittagstisch. Das schien dem Burschen unangenehm und er suchte Manon einmal heimlich auf, als sie in der Küche beschäftigt war. Er stellte sie zur Rede, warum sie nicht mehr ins Atelier komme, entschuldigte sich wieder wegen seines Benehmens und bat sie, doch wieder wie früher hinzukommen. Sie sagte bloss „ja“, und rannte davon.</p> <p>Nach und nach, fast unmerklich, begann sie ihre Angst und den Auftritt zu vergessen und ging wieder wie früher ins Atelier, um ihren Vater zu sprechen und das Nötige zu holen. Der junge Mensch suchte oft nach einer Gelegenheit, um auf den Auftritt zurückzukommen, darüber zu scherzen und ihn ihr als Kinderei hinzustellen; endlich brachte er es zuwege, auch sie darüber zum Lachen zu bringen. Daraus entstand eine Vertraulichkeit wie dies meist zwischen zwei </p> </div> </body> </text> </TEI> [63/0082]
antwortete sie ihm. Nun liess er ihre Hand los und sie entwischte rasch.
Kaum hatte sie ganz erregt ihr Zimmer aufgesucht, als sie die Stimme ihrer Mutter vernahm, die sie rief. Sie war verwirrt und hätte Zeit bedurft sich zu fassen, aber es half nichts, sie musste dem Ruf Folge leisten. Ihre Mutter bemerkte die Veränderung ihres Aussehens und fragte besorgt, was ihr geschehen sei, warum sie so bleich aussehe. Sie antwortete ausweichend, sie wisse nicht, sie habe das Bedürfnis ein Glas Wasser zu trinken. Dann wurde sie gefragt, was sie fühle, und sie wusste nichts anderes zu antworten, als dass ihr ein wenig unbehaglich zumute sei. Dabei zitterten ihre Kniee, als sie aber das Wasser getrunken hatte, kam sie wieder zu sich, konnte sich beherrschen, ihre Mutter beruhigen und nach dem Begehr fragen.
Der peinliche Auftritt im Atelier war lange nicht zu verwischen und bereitete ihr doppelte Pein, da sie nicht wagte, ihrer Mutter davon Mitteilung zu machen. Sie hätte gar nicht gewusst, wie beginnen! Eine Zeit lang unterliess es Manon, ins Atelier zu gehen und sah den jungen Mann mit den zwei anderen Burschen bloss in Gegenwart ihrer Eltern am Mittagstisch. Das schien dem Burschen unangenehm und er suchte Manon einmal heimlich auf, als sie in der Küche beschäftigt war. Er stellte sie zur Rede, warum sie nicht mehr ins Atelier komme, entschuldigte sich wieder wegen seines Benehmens und bat sie, doch wieder wie früher hinzukommen. Sie sagte bloss „ja“, und rannte davon.
Nach und nach, fast unmerklich, begann sie ihre Angst und den Auftritt zu vergessen und ging wieder wie früher ins Atelier, um ihren Vater zu sprechen und das Nötige zu holen. Der junge Mensch suchte oft nach einer Gelegenheit, um auf den Auftritt zurückzukommen, darüber zu scherzen und ihn ihr als Kinderei hinzustellen; endlich brachte er es zuwege, auch sie darüber zum Lachen zu bringen. Daraus entstand eine Vertraulichkeit wie dies meist zwischen zwei
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2013-02-11T11:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-11T11:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-02-11T11:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |