Adler, Alfred: Studie über Minderwertigkeit von Organen. Berlin u. a., 1907.Einleitung. Eine Betrachtung der Erkrankungen des Harnapparates kann in Daß mehrere dieser ursächlichen Momente selbst in hohem Grade Weniger klar liegen die Verhältnisse in bezug auf jene Fälle, die Einleitung. Eine Betrachtung der Erkrankungen des Harnapparates kann in Daß mehrere dieser ursächlichen Momente selbst in hohem Grade Weniger klar liegen die Verhältnisse in bezug auf jene Fälle, die <TEI> <text> <pb facs="#f0013"/> <body> <div n="1"> <head>Einleitung.</head><lb/> <p>Eine Betrachtung der Erkrankungen des Harnapparates kann in<lb/> der weitläufigsten Weise angestellt werden, solange die Symptomato-<lb/> logie in Frage steht. Wie bei allen anderen Krankheiten ist auch in<lb/> der Nierenpathologie die Lehre von den Symptomen auf reiner Em-<lb/> pirie aufgebaut, ruht also auf sicherem Fundament und ist reich ge-<lb/> nug ausgestattet, um die Diagnostik der Nierenerkrankungen auf sichere<lb/> Wege zu leiten. Der Rahmen verengt sich aber sofort, wenn sich die<lb/> Betrachtung der Ätiologie zuwendet. Die Lehre von den Ursachen der<lb/> Nierenerkrankungen liest sich wie eine kurzgefaßte Sammlung von Ge-<lb/> meinplätzen, in der Begriffe, wie Disposition, Erkältung, Gifte, Infek-<lb/> tion, Kreislaufstörung immer wiederkehren und ihre Rolle spielen, wie<lb/> bei anderen Organerkrankungen auch.</p><lb/> <p>Daß mehrere dieser ursächlichen Momente selbst in hohem Grade<lb/> einer Begriffsbestimmung bedürftig sind, soll nicht einmal besonders<lb/> hervorgehoben werden. Schwerer fällt ins Gewicht, wie wenig fest-<lb/> stehendes Material verfügbar ist, um die Frage nach der Krankheits-<lb/> lokalisation in der Niere zu erledigen. Am ehesten entspricht noch den<lb/> Grundbegriffen der Pathologie die Hervorhebung von Miterkrankungen<lb/> der Niere bei Vergiftung und Infektion sowie von konsekutiven Ver-<lb/> änderungen bei Erkrankungen des Kreislaufapparates, von denen die<lb/> Harnorgane wie andere Organe auch gemäß ihrer Relation zu den<lb/> Krankheitsherden befallen werden.</p><lb/> <p>Weniger klar liegen die Verhältnisse in bezug auf jene Fälle, die<lb/> man als „genuine“ oder „primäre“ Erkrankungen der Niere zu be-<lb/> zeichnen gezwungen ist. Eine große Reihe von Krankheiten fällt unter<lb/> diesen Namen. Sie alle haben das Gemeinsame, daß die letzte Ursache<lb/> ihrer pathologischen Gestaltung nicht über das Nierenorgan hinaus ver-<lb/> folgt werden kann und daß eine entferntere oder gar exogene Ätiologie<lb/> — schon dem Namen nach — ausgeschlossen erscheint. Hierher sind<lb/> zu rechnen, wenn man alle anderen unterscheidenden Merkmale beiseite<lb/> läßt: genuine Schrumpfniere, Nierengeschwülste, lokalisierte Lues und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0013]
Einleitung.
Eine Betrachtung der Erkrankungen des Harnapparates kann in
der weitläufigsten Weise angestellt werden, solange die Symptomato-
logie in Frage steht. Wie bei allen anderen Krankheiten ist auch in
der Nierenpathologie die Lehre von den Symptomen auf reiner Em-
pirie aufgebaut, ruht also auf sicherem Fundament und ist reich ge-
nug ausgestattet, um die Diagnostik der Nierenerkrankungen auf sichere
Wege zu leiten. Der Rahmen verengt sich aber sofort, wenn sich die
Betrachtung der Ätiologie zuwendet. Die Lehre von den Ursachen der
Nierenerkrankungen liest sich wie eine kurzgefaßte Sammlung von Ge-
meinplätzen, in der Begriffe, wie Disposition, Erkältung, Gifte, Infek-
tion, Kreislaufstörung immer wiederkehren und ihre Rolle spielen, wie
bei anderen Organerkrankungen auch.
Daß mehrere dieser ursächlichen Momente selbst in hohem Grade
einer Begriffsbestimmung bedürftig sind, soll nicht einmal besonders
hervorgehoben werden. Schwerer fällt ins Gewicht, wie wenig fest-
stehendes Material verfügbar ist, um die Frage nach der Krankheits-
lokalisation in der Niere zu erledigen. Am ehesten entspricht noch den
Grundbegriffen der Pathologie die Hervorhebung von Miterkrankungen
der Niere bei Vergiftung und Infektion sowie von konsekutiven Ver-
änderungen bei Erkrankungen des Kreislaufapparates, von denen die
Harnorgane wie andere Organe auch gemäß ihrer Relation zu den
Krankheitsherden befallen werden.
Weniger klar liegen die Verhältnisse in bezug auf jene Fälle, die
man als „genuine“ oder „primäre“ Erkrankungen der Niere zu be-
zeichnen gezwungen ist. Eine große Reihe von Krankheiten fällt unter
diesen Namen. Sie alle haben das Gemeinsame, daß die letzte Ursache
ihrer pathologischen Gestaltung nicht über das Nierenorgan hinaus ver-
folgt werden kann und daß eine entferntere oder gar exogene Ätiologie
— schon dem Namen nach — ausgeschlossen erscheint. Hierher sind
zu rechnen, wenn man alle anderen unterscheidenden Merkmale beiseite
läßt: genuine Schrumpfniere, Nierengeschwülste, lokalisierte Lues und
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