Adler, Alfred: Studie über Minderwertigkeit von Organen. Berlin u. a., 1907.nach meinen Erfahrungen in diesen Rahmen hineingehören, Die gleiche Bedeutung haben Hernien und Stigmen, die sich um Albert F., 32 Jahre, Gesangskomiker, hat vor 4 Jahren Lues er- Typisch erscheint mir folgender Fall: Ignaz C., Kaufmann, 50 Jahre nach meinen Erfahrungen in diesen Rahmen hineingehören, Die gleiche Bedeutung haben Hernien und Stigmen, die sich um Albert F., 32 Jahre, Gesangskomiker, hat vor 4 Jahren Lues er- Typisch erscheint mir folgender Fall: Ignaz C., Kaufmann, 50 Jahre <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0048" n="36"/> nach meinen Erfahrungen in diesen Rahmen hineingehören,<lb/> und daß die gleiche Argumentation für Karzinome und andere Ge-<lb/> schwülste des Nahrungstraktes Geltung haben muß. Einiges von diesen<lb/> Zusammenhängen ist in der Medizin bereits Gemeinplatz geworden,<lb/> wenn auch die Deutung meines Erachtens unvollkommen geblieben ist<lb/> und erst der Minderwertigkeitslehre entnommen werden kann. So der<lb/> Zusammenhang von schlechten Zähnen und Magendarmstörungen. Oder<lb/> die neuerdings von <hi rendition="#i">Kretz</hi> betonte Verbindung von <hi rendition="#g">Angina und Appen-<lb/> dizitis, die von uns als koordinierte Erkrankungen an einem<lb/> minderwertigen Organ angesehen werden. Ebenso ist die be-<lb/> legte Zunge bei Magen-Darmaffektionen zu deuten.</hi></p><lb/> <p>Die gleiche Bedeutung haben Hernien und Stigmen, die sich um<lb/> den Anus gruppieren, wie Hämorrhoiden, Fissuren, Prolaps, deren Zu-<lb/> sammenhang mit Organminderwertigkeit, also auch mit oralen Stigmen,<lb/> Kinderfehlern, Reflexanomalien, Neurosen am Stammbaum häufig nach-<lb/> zuweisen ist, deren Zusammenhang mit Erkrankungen am stigmatisierten<lb/> Organ zumindest in der Familie oft in der oben dargelegten Weise zu<lb/> erkennen ist.</p><lb/> <p>Albert F., 32 Jahre, Gesangskomiker, hat vor 4 Jahren Lues er-<lb/> worben und ist seit der Zeit von hypochondrischen Stimmungen gequält.<lb/> Sein Vater litt viele Jahre an Gallensteinkoliken, die Mutter starb an<lb/> Magenkarzinom. Patient war früher stets gesund und stand bloß ein-<lb/> mal wegen eines „Sängerknötchens“ in spezialistischer Behandlung.<lb/> Gegenwärtig findet sich an der Oberlippe ein Herpes, der, wie Patient<lb/> angibt, öfters rezidiviert. Gaumenreflex fehlt, Rachenreflex zeigt sich<lb/> vermindert. Die Schneidezähne des Patienten sind sämtliche schief gestellt,<lb/> zwei obere Schneidezähne fehlen. — Diese Zahnanomalien sind als äußeres<lb/> Degenerationszeichen zu betrachten, dem eine Minderwertigkeit des Ver-<lb/> dauungstraktes im Familienstammbaum entspricht: Vater und Mutter litten<lb/> an schweren Erkrankungen dieses Apparates. Die Bedeutung des Herpes<lb/> wurde schon berührt, die Schlundreflexanomalien weisen auf die gleiche<lb/> Minderwertigkeit des Atmungsapparates hin, zu denen sich als weiteres<lb/> Minderwertigkeitszeichen Sängerknötchen und Mangel des Gaumenreflexes<lb/> gesellen. In die gleiche Richtung deutet der Beruf des Patienten. Die Be-<lb/> deutung des „Sängerknötchens“ müssen wir analog vielen anderen Ano-<lb/> malien in seiner Rolle als Stigma erblicken, welches uns das minder-<lb/> wertige Organ verrät, dasselbe Organ, das andrerseits seinen Besitzer<lb/> in den Beruf eines Sängers oder Redners drängt.</p><lb/> <p>Typisch erscheint mir folgender Fall: Ignaz C., Kaufmann, 50 Jahre<lb/> alt, leidet seit vielen Jahren an hartnäckiger Obstipation. Er stammt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0048]
nach meinen Erfahrungen in diesen Rahmen hineingehören,
und daß die gleiche Argumentation für Karzinome und andere Ge-
schwülste des Nahrungstraktes Geltung haben muß. Einiges von diesen
Zusammenhängen ist in der Medizin bereits Gemeinplatz geworden,
wenn auch die Deutung meines Erachtens unvollkommen geblieben ist
und erst der Minderwertigkeitslehre entnommen werden kann. So der
Zusammenhang von schlechten Zähnen und Magendarmstörungen. Oder
die neuerdings von Kretz betonte Verbindung von Angina und Appen-
dizitis, die von uns als koordinierte Erkrankungen an einem
minderwertigen Organ angesehen werden. Ebenso ist die be-
legte Zunge bei Magen-Darmaffektionen zu deuten.
Die gleiche Bedeutung haben Hernien und Stigmen, die sich um
den Anus gruppieren, wie Hämorrhoiden, Fissuren, Prolaps, deren Zu-
sammenhang mit Organminderwertigkeit, also auch mit oralen Stigmen,
Kinderfehlern, Reflexanomalien, Neurosen am Stammbaum häufig nach-
zuweisen ist, deren Zusammenhang mit Erkrankungen am stigmatisierten
Organ zumindest in der Familie oft in der oben dargelegten Weise zu
erkennen ist.
Albert F., 32 Jahre, Gesangskomiker, hat vor 4 Jahren Lues er-
worben und ist seit der Zeit von hypochondrischen Stimmungen gequält.
Sein Vater litt viele Jahre an Gallensteinkoliken, die Mutter starb an
Magenkarzinom. Patient war früher stets gesund und stand bloß ein-
mal wegen eines „Sängerknötchens“ in spezialistischer Behandlung.
Gegenwärtig findet sich an der Oberlippe ein Herpes, der, wie Patient
angibt, öfters rezidiviert. Gaumenreflex fehlt, Rachenreflex zeigt sich
vermindert. Die Schneidezähne des Patienten sind sämtliche schief gestellt,
zwei obere Schneidezähne fehlen. — Diese Zahnanomalien sind als äußeres
Degenerationszeichen zu betrachten, dem eine Minderwertigkeit des Ver-
dauungstraktes im Familienstammbaum entspricht: Vater und Mutter litten
an schweren Erkrankungen dieses Apparates. Die Bedeutung des Herpes
wurde schon berührt, die Schlundreflexanomalien weisen auf die gleiche
Minderwertigkeit des Atmungsapparates hin, zu denen sich als weiteres
Minderwertigkeitszeichen Sängerknötchen und Mangel des Gaumenreflexes
gesellen. In die gleiche Richtung deutet der Beruf des Patienten. Die Be-
deutung des „Sängerknötchens“ müssen wir analog vielen anderen Ano-
malien in seiner Rolle als Stigma erblicken, welches uns das minder-
wertige Organ verrät, dasselbe Organ, das andrerseits seinen Besitzer
in den Beruf eines Sängers oder Redners drängt.
Typisch erscheint mir folgender Fall: Ignaz C., Kaufmann, 50 Jahre
alt, leidet seit vielen Jahren an hartnäckiger Obstipation. Er stammt
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