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Adler, Alfred: Studie über Minderwertigkeit von Organen. Berlin u. a., 1907.

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Käthe H. (s. III.), Gouvernante, 24 Jahre alt, wurde vor 6 Mo-
naten wegen Appendizitis operiert. Vor 4 Jahren Hämatemesis. Die
Zähne des Oberkiefers fehlen, Gaumenreflex ist gesteigert.

Ebenso finden wir bei Friederike U. (s. III.) und ihren beiden Schwe-
stern Steigerung des Gaumenreflexes bis zum Verschwinden der
Uvula
, bei Friederike Appendizitis, Prognathie, adenoide Vegetationen,
Sprachfehler, bei ihrer ältesten Schwester Prognathie, Magenneurose
und Fissura ani.

Hugo R., Schriftsteller, 34 Jahre alt, erkrankte anfangs der
zwanziger Jahre an Lungentuberkulose, die sich ziemlich bedenklich
anließ und häufig Hämoptoe mit sich brachte. Nach zirka zwei-
jährigem Aufenthalte in der Heilstätte Alland nahm er vor 3 Jahren
wesentlich gebessert seinen Beruf wieder auf und ist seither ununter-
brochen tätig. Er zeigt vollständigen Mangel des Gaumen-
reflexes
. Patient stammt aus einer Familie, die uns einige hervor-
ragende Schauspieler (orale Minderwertigkeit) geliefert hat. Auch
seine Schwester, die an Lungentuberkulose starb, war einige Zeit als
Schauspielerin tätig.

Marie A., 24 Jahre, Gouvernante, kommt wegen Hämoptoe
in Behandlung. Linksseitige Spitzeninfiltration. Eine Schwester leidet
gleichfalls seit längerer Zeit an Tuberculosis pulmonum, die anschei-
nend einen leichten Verlauf nimmt. Bei beiden fehlt der Konjunk-
tival- und Gaumenrachenreflex
. Die Patientin litt längere Zeit
an häufigem lauten Aufstoßen und Singultus und hat als Kind häufig
und leicht erbrochen. Noch bis auf den heutigen Tag bekommt
sie Brechreiz beim Zähneputzen
. (Trotz mangelnden Gaumen-
reflexes!) Globusgefühl tritt öfters auf, ebenso Kopfschmerzen. Einzelne
Familienmitglieder, insbesondere der Vater (Techniker), besitzen zeich-
nerische Fähigkeiten (Mangel des Konjunktivalreflexes, Minderwertig-
keit des Sehorganes, psychische Überkompensation). Der Mangel des
Gaumenreflexes ist hier nicht allein auf die Minderwertigkeit des
Atmungsapparates zu beziehen. Der fehlende Rachenreflex steht offen-
bar mit den hysterischen Manifestationen des Ernährungsapparates im
Zusammenhang. Ekel als Affekt und Brechneigung bei Kindern und
Erwachsenen konnte ich öfters mit mangelhaftem Gaumenreflex ver-
bunden beobachten.

Um nicht mit Aufzählungen und Beschreibungen zu ermüden,
führe ich noch kurz einige Fälle an und will das Charakteristische
daran hervorheben. Die Analyse jedes einzelnen Falles ist nach dem
Bisherigen leicht zu machen.

Käthe H. (s. III.), Gouvernante, 24 Jahre alt, wurde vor 6 Mo-
naten wegen Appendizitis operiert. Vor 4 Jahren Hämatemesis. Die
Zähne des Oberkiefers fehlen, Gaumenreflex ist gesteigert.

Ebenso finden wir bei Friederike U. (s. III.) und ihren beiden Schwe-
stern Steigerung des Gaumenreflexes bis zum Verschwinden der
Uvula
, bei Friederike Appendizitis, Prognathie, adenoide Vegetationen,
Sprachfehler, bei ihrer ältesten Schwester Prognathie, Magenneurose
und Fissura ani.

Hugo R., Schriftsteller, 34 Jahre alt, erkrankte anfangs der
zwanziger Jahre an Lungentuberkulose, die sich ziemlich bedenklich
anließ und häufig Hämoptoe mit sich brachte. Nach zirka zwei-
jährigem Aufenthalte in der Heilstätte Alland nahm er vor 3 Jahren
wesentlich gebessert seinen Beruf wieder auf und ist seither ununter-
brochen tätig. Er zeigt vollständigen Mangel des Gaumen-
reflexes
. Patient stammt aus einer Familie, die uns einige hervor-
ragende Schauspieler (orale Minderwertigkeit) geliefert hat. Auch
seine Schwester, die an Lungentuberkulose starb, war einige Zeit als
Schauspielerin tätig.

Marie A., 24 Jahre, Gouvernante, kommt wegen Hämoptoe
in Behandlung. Linksseitige Spitzeninfiltration. Eine Schwester leidet
gleichfalls seit längerer Zeit an Tuberculosis pulmonum, die anschei-
nend einen leichten Verlauf nimmt. Bei beiden fehlt der Konjunk-
tival- und Gaumenrachenreflex
. Die Patientin litt längere Zeit
an häufigem lauten Aufstoßen und Singultus und hat als Kind häufig
und leicht erbrochen. Noch bis auf den heutigen Tag bekommt
sie Brechreiz beim Zähneputzen
. (Trotz mangelnden Gaumen-
reflexes!) Globusgefühl tritt öfters auf, ebenso Kopfschmerzen. Einzelne
Familienmitglieder, insbesondere der Vater (Techniker), besitzen zeich-
nerische Fähigkeiten (Mangel des Konjunktivalreflexes, Minderwertig-
keit des Sehorganes, psychische Überkompensation). Der Mangel des
Gaumenreflexes ist hier nicht allein auf die Minderwertigkeit des
Atmungsapparates zu beziehen. Der fehlende Rachenreflex steht offen-
bar mit den hysterischen Manifestationen des Ernährungsapparates im
Zusammenhang. Ekel als Affekt und Brechneigung bei Kindern und
Erwachsenen konnte ich öfters mit mangelhaftem Gaumenreflex ver-
bunden beobachten.

Um nicht mit Aufzählungen und Beschreibungen zu ermüden,
führe ich noch kurz einige Fälle an und will das Charakteristische
daran hervorheben. Die Analyse jedes einzelnen Falles ist nach dem
Bisherigen leicht zu machen.

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[51/0063] Käthe H. (s. III.), Gouvernante, 24 Jahre alt, wurde vor 6 Mo- naten wegen Appendizitis operiert. Vor 4 Jahren Hämatemesis. Die Zähne des Oberkiefers fehlen, Gaumenreflex ist gesteigert. Ebenso finden wir bei Friederike U. (s. III.) und ihren beiden Schwe- stern Steigerung des Gaumenreflexes bis zum Verschwinden der Uvula, bei Friederike Appendizitis, Prognathie, adenoide Vegetationen, Sprachfehler, bei ihrer ältesten Schwester Prognathie, Magenneurose und Fissura ani. Hugo R., Schriftsteller, 34 Jahre alt, erkrankte anfangs der zwanziger Jahre an Lungentuberkulose, die sich ziemlich bedenklich anließ und häufig Hämoptoe mit sich brachte. Nach zirka zwei- jährigem Aufenthalte in der Heilstätte Alland nahm er vor 3 Jahren wesentlich gebessert seinen Beruf wieder auf und ist seither ununter- brochen tätig. Er zeigt vollständigen Mangel des Gaumen- reflexes. Patient stammt aus einer Familie, die uns einige hervor- ragende Schauspieler (orale Minderwertigkeit) geliefert hat. Auch seine Schwester, die an Lungentuberkulose starb, war einige Zeit als Schauspielerin tätig. Marie A., 24 Jahre, Gouvernante, kommt wegen Hämoptoe in Behandlung. Linksseitige Spitzeninfiltration. Eine Schwester leidet gleichfalls seit längerer Zeit an Tuberculosis pulmonum, die anschei- nend einen leichten Verlauf nimmt. Bei beiden fehlt der Konjunk- tival- und Gaumenrachenreflex. Die Patientin litt längere Zeit an häufigem lauten Aufstoßen und Singultus und hat als Kind häufig und leicht erbrochen. Noch bis auf den heutigen Tag bekommt sie Brechreiz beim Zähneputzen. (Trotz mangelnden Gaumen- reflexes!) Globusgefühl tritt öfters auf, ebenso Kopfschmerzen. Einzelne Familienmitglieder, insbesondere der Vater (Techniker), besitzen zeich- nerische Fähigkeiten (Mangel des Konjunktivalreflexes, Minderwertig- keit des Sehorganes, psychische Überkompensation). Der Mangel des Gaumenreflexes ist hier nicht allein auf die Minderwertigkeit des Atmungsapparates zu beziehen. Der fehlende Rachenreflex steht offen- bar mit den hysterischen Manifestationen des Ernährungsapparates im Zusammenhang. Ekel als Affekt und Brechneigung bei Kindern und Erwachsenen konnte ich öfters mit mangelhaftem Gaumenreflex ver- bunden beobachten. Um nicht mit Aufzählungen und Beschreibungen zu ermüden, führe ich noch kurz einige Fälle an und will das Charakteristische daran hervorheben. Die Analyse jedes einzelnen Falles ist nach dem Bisherigen leicht zu machen.

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Zitationshilfe: Adler, Alfred: Studie über Minderwertigkeit von Organen. Berlin u. a., 1907, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/adler_studie_1907/63>, abgerufen am 29.11.2024.