Agricola, Johann Jacob: Schau-Platz deß Allgemeinen Hauß-Halten. Bd. 1. Nördlingen, 1677.Die Erde/ da man sie verpflantzen will/ muß 2. Fuß von unten mit Küh-Mist gedünget werden/ und das schichtweiß oder in Furchen/ nemlich eine schicht Mist/ und eine schicht Erde/ auf daß das Wasser desto besser durchtringen kan. Wann nun die Pflantzen also darauff gesetzet/ so werffet ungefehr drey Finger hoch Erde darüber/ lasset sie drey Jahr nach einander wachsen/ ehe ihr sie schneidet/ so werden die Schösse ungleich dicker; deß Winters bedecket sie / wiewol es etliche für unnöthig achten/ mit gutem Schaf-Miste. Von dessen Bereitung und Tugend wird im April gedacht werden. Artischocken Werden nun auch gesäet/ sind aber ungleich besser von den Neben-Schossen der alten Pflantzen sortzubringen/ und umb diese Zeit zwey Fuß von einander in fette Erde zu versetzen. Derer finden sich wohl fünff und mehr Sorten, die Englischen werden für die besten gehalten. Sie werden aufs späteste gegen den Winter biß auf einen Fuß von der Erde abgeschnitten; Das Fuß hoch noch stehen bliebende Kraut/ gleich wie man die Endivien zu weissen pflegt/ oben zusammen gebunden/ mit Erde so hoch bedecket/ daß das Kraut zwey Finger am Ende oben herauß bleibet/ und dann mit Pferde-Mist rund um beleget/ welches verursachet/ daß die Pflantzen so leicht nicht ersticken können. Ist ein Essen für junge Eheleute/ geben sonst kein gut Geblüt noch Nahrung/ hie zu Land/ wann sie gesotten/ werden sie mit Fleisch-Brühe und Pfeffer genossen / nach deren Genoß gehet ins gemein viel stinck end Wasser von den Menschen. Wenn sie aber lange auf dem Stiel gestanden/ sind sie gar ungesund/ schwerlich zu verdauen/ und machen unreine Feuchtigkeiten/ wovon der Mensch krafftloß und schwach wird. Sind auch denen sehr schädlich/ die mit Haupt-Schmertzen geplaget sind. Bey noch wachsendem Liecht pflantzet wider/ und säet nach folgende Petersilige So zum abschneiden gekrauchet wird/ muß nun in die Erde/ von deren Wartung folget Bericht bey den Petersilgen-Wurzeln. Die Erde/ da man sie verpflantzen will/ muß 2. Fuß von unten mit Küh-Mist gedünget werden/ und das schichtweiß oder in Furchen/ nemlich eine schicht Mist/ und eine schicht Erde/ auf daß das Wasser desto besser durchtringen kan. Wann nun die Pflantzen also darauff gesetzet/ so werffet ungefehr drey Finger hoch Erde darüber/ lasset sie drey Jahr nach einander wachsen/ ehe ihr sie schneidet/ so werden die Schösse ungleich dicker; deß Winters bedecket sie / wiewol es etliche für unnöthig achten/ mit gutem Schaf-Miste. Von dessen Bereitung und Tugend wird im April gedacht werden. Artischocken Werden nun auch gesäet/ sind aber ungleich besser von den Neben-Schossen der alten Pflantzen sortzubringen/ und umb diese Zeit zwey Fuß von einander in fette Erde zu versetzen. Derer finden sich wohl fünff und mehr Sorten, die Englischen werden für die besten gehalten. Sie werden aufs späteste gegen den Winter biß auf einen Fuß von der Erde abgeschnitten; Das Fuß hoch noch stehen bliebende Kraut/ gleich wie man die Endivien zu weissen pflegt/ oben zusam̃en gebunden/ mit Erde so hoch bedecket/ daß das Kraut zwey Finger am Ende oben herauß bleibet/ und dann mit Pferde-Mist rund um beleget/ welches verursachet/ daß die Pflantzen so leicht nicht ersticken können. Ist ein Essen für junge Eheleute/ geben sonst kein gut Geblüt noch Nahrung/ hie zu Land/ wann sie gesotten/ werden sie mit Fleisch-Brühe und Pfeffer genossen / nach deren Genoß gehet ins gemein viel stinck end Wasser von den Menschen. Wenn sie aber lange auf dem Stiel gestanden/ sind sie gar ungesund/ schwerlich zu verdauen/ und machen unreine Feuchtigkeiten/ wovon der Mensch krafftloß und schwach wird. Sind auch denen sehr schädlich/ die mit Haupt-Schmertzen geplaget sind. Bey noch wachsendem Liecht pflantzet wider/ und säet nach folgende Petersilige So zum abschneiden gekrauchet wird/ muß nun in die Erde/ von deren Wartung folget Bericht bey den Petersilgen-Wurzeln. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0092" n="58"/> <p>Die Erde/ da man sie verpflantzen will/ muß 2. Fuß von unten mit Küh-Mist gedünget werden/ und das schichtweiß oder in Furchen/ nemlich eine schicht Mist/ und eine schicht Erde/ auf daß das Wasser desto besser durchtringen kan.</p> <p>Wann nun die Pflantzen also darauff gesetzet/ so werffet ungefehr drey Finger hoch Erde darüber/ lasset sie drey Jahr nach einander wachsen/ ehe ihr sie schneidet/ so werden die Schösse ungleich dicker; deß Winters bedecket sie / wiewol es etliche für unnöthig achten/ mit gutem Schaf-Miste.</p> <p>Von dessen Bereitung und Tugend wird im April gedacht werden.</p> <p>Artischocken</p> <p>Werden nun auch gesäet/ sind aber ungleich besser von den Neben-Schossen der alten Pflantzen sortzubringen/ und umb diese Zeit zwey Fuß von einander in fette Erde zu versetzen. Derer finden sich wohl fünff und mehr Sorten, die Englischen werden für die besten gehalten. Sie werden aufs späteste gegen den Winter biß auf einen Fuß von der Erde abgeschnitten; Das Fuß hoch noch stehen bliebende Kraut/ gleich wie man die Endivien zu weissen pflegt/ oben zusam̃en gebunden/ mit Erde so hoch bedecket/ daß das Kraut zwey Finger am Ende oben herauß bleibet/ und dann mit Pferde-Mist rund um beleget/ welches verursachet/ daß die Pflantzen so leicht nicht ersticken können.</p> <p>Ist ein Essen für junge Eheleute/ geben sonst kein gut Geblüt noch Nahrung/ hie zu Land/ wann sie gesotten/ werden sie mit Fleisch-Brühe und Pfeffer genossen / nach deren Genoß gehet ins gemein viel stinck end Wasser von den Menschen. Wenn sie aber lange auf dem Stiel gestanden/ sind sie gar ungesund/ schwerlich zu verdauen/ und machen unreine Feuchtigkeiten/ wovon der Mensch krafftloß und schwach wird. Sind auch denen sehr schädlich/ die mit Haupt-Schmertzen geplaget sind.</p> <p>Bey noch wachsendem Liecht pflantzet wider/ und säet nach folgende</p> <p>Petersilige</p> <p>So zum abschneiden gekrauchet wird/ muß nun in die Erde/ von deren Wartung folget Bericht bey den Petersilgen-Wurzeln.</p> </div> </body> </text> </TEI> [58/0092]
Die Erde/ da man sie verpflantzen will/ muß 2. Fuß von unten mit Küh-Mist gedünget werden/ und das schichtweiß oder in Furchen/ nemlich eine schicht Mist/ und eine schicht Erde/ auf daß das Wasser desto besser durchtringen kan.
Wann nun die Pflantzen also darauff gesetzet/ so werffet ungefehr drey Finger hoch Erde darüber/ lasset sie drey Jahr nach einander wachsen/ ehe ihr sie schneidet/ so werden die Schösse ungleich dicker; deß Winters bedecket sie / wiewol es etliche für unnöthig achten/ mit gutem Schaf-Miste.
Von dessen Bereitung und Tugend wird im April gedacht werden.
Artischocken
Werden nun auch gesäet/ sind aber ungleich besser von den Neben-Schossen der alten Pflantzen sortzubringen/ und umb diese Zeit zwey Fuß von einander in fette Erde zu versetzen. Derer finden sich wohl fünff und mehr Sorten, die Englischen werden für die besten gehalten. Sie werden aufs späteste gegen den Winter biß auf einen Fuß von der Erde abgeschnitten; Das Fuß hoch noch stehen bliebende Kraut/ gleich wie man die Endivien zu weissen pflegt/ oben zusam̃en gebunden/ mit Erde so hoch bedecket/ daß das Kraut zwey Finger am Ende oben herauß bleibet/ und dann mit Pferde-Mist rund um beleget/ welches verursachet/ daß die Pflantzen so leicht nicht ersticken können.
Ist ein Essen für junge Eheleute/ geben sonst kein gut Geblüt noch Nahrung/ hie zu Land/ wann sie gesotten/ werden sie mit Fleisch-Brühe und Pfeffer genossen / nach deren Genoß gehet ins gemein viel stinck end Wasser von den Menschen. Wenn sie aber lange auf dem Stiel gestanden/ sind sie gar ungesund/ schwerlich zu verdauen/ und machen unreine Feuchtigkeiten/ wovon der Mensch krafftloß und schwach wird. Sind auch denen sehr schädlich/ die mit Haupt-Schmertzen geplaget sind.
Bey noch wachsendem Liecht pflantzet wider/ und säet nach folgende
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