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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
Christus vnser Erlöser hatte in seinem Ange-
sicht scheinbarliche zeichen der Gottheit/ ver-
mög der wort Dauids/ da er im 144. Psalm
sagt: Du bist der schönest vnder den
Menschenkindern/ die Gnad ist außge-
gossen in deine Lefftzen.
Sein allerheili-
gist[e] Mutter hatte in jhrem Angesicht die
Stralen der Göttlichen tugenten. Nachdem
Moyses lang mit dem HErrn auffm Berg
Sinai geiedt hatte/ vberkam er ein so herrlichs
glantzendes Göttliches Angesicht/ daß das
Volck jhne nit anschawen kondte/ derwegen
ward er verursacht/ sein Angesicht mit einem
Schlair zubedecken: Also/ daß Moyses der
allererst gewest ist/ der sein Angesicht mit ei-
ner Laruen bedeckt hat/ nit zwar auß mutwil-
len oder falschheit/ sonder auß noth vnnd
zwang: Aber laider/ wir brauchen anjetzo
die Laruen nit auß noth/ sonder auß mutwil-
ligkeit: Wir seyndt nur homines perso-
nati,
wir haben vnd führen das Angesicht ei-
nes Menschen/ seynd aber dem Vogel Har-
pyae
gleich/ derselb wohnet an den eussersten
enden der Welt beym Meer/ ist sehr grausam
vnd vnersetlich/ vnd hat ein Gesicht wie ein

Mensch

Hirnſchleiffer.
Chriſtus vnſer Erloͤſer hatte in ſeinem Ange-
ſicht ſcheinbarliche zeichen der Gottheit/ ver-
moͤg der wort Dauids/ da er im 144. Pſalm
ſagt: Du biſt der ſchoͤneſt vnder den
Menſchenkindern/ die Gnad iſt außge-
goſſen in deine Lefftzen.
Sein allerheili-
giſt[e] Mutter hatte in jhrem Angeſicht die
Stralen der Goͤttlichen tugenten. Nachdem
Moyſes lang mit dem HErꝛn auffm Berg
Sinai geiedt hatte/ vberkam er ein ſo herꝛlichs
glantzendes Goͤttliches Angeſicht/ daß das
Volck jhne nit anſchawen kondte/ derwegen
ward er verurſacht/ ſein Angeſicht mit einem
Schlair zubedecken: Alſo/ daß Moyſes der
allererſt geweſt iſt/ der ſein Angeſicht mit ei-
ner Laruen bedeckt hat/ nit zwar auß mutwil-
len oder falſchheit/ ſonder auß noth vnnd
zwang: Aber laider/ wir brauchen anjetzo
die Laruen nit auß noth/ ſonder auß mutwil-
ligkeit: Wir ſeyndt nur homines perſo-
nati,
wir haben vnd fuͤhren das Angeſicht ei-
nes Menſchen/ ſeynd aber dem Vogel Har-
pyæ
gleich/ derſelb wohnet an den euſſerſten
enden der Welt beym Meer/ iſt ſehr grauſam
vnd vnerſetlich/ vnd hat ein Geſicht wie ein

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[109/0125] Hirnſchleiffer. Chriſtus vnſer Erloͤſer hatte in ſeinem Ange- ſicht ſcheinbarliche zeichen der Gottheit/ ver- moͤg der wort Dauids/ da er im 144. Pſalm ſagt: Du biſt der ſchoͤneſt vnder den Menſchenkindern/ die Gnad iſt außge- goſſen in deine Lefftzen. Sein allerheili- giſte Mutter hatte in jhrem Angeſicht die Stralen der Goͤttlichen tugenten. Nachdem Moyſes lang mit dem HErꝛn auffm Berg Sinai geiedt hatte/ vberkam er ein ſo herꝛlichs glantzendes Goͤttliches Angeſicht/ daß das Volck jhne nit anſchawen kondte/ derwegen ward er verurſacht/ ſein Angeſicht mit einem Schlair zubedecken: Alſo/ daß Moyſes der allererſt geweſt iſt/ der ſein Angeſicht mit ei- ner Laruen bedeckt hat/ nit zwar auß mutwil- len oder falſchheit/ ſonder auß noth vnnd zwang: Aber laider/ wir brauchen anjetzo die Laruen nit auß noth/ ſonder auß mutwil- ligkeit: Wir ſeyndt nur homines perſo- nati, wir haben vnd fuͤhren das Angeſicht ei- nes Menſchen/ ſeynd aber dem Vogel Har- pyæ gleich/ derſelb wohnet an den euſſerſten enden der Welt beym Meer/ iſt ſehr grauſam vnd vnerſetlich/ vnd hat ein Geſicht wie ein Menſch

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/125>, abgerufen am 24.11.2024.