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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.

Keuschheit vnd Rainigkeit/ aber jhr Gemüt
ist heßlich vnd vnrain. Jene zween Richter
hatten schneeweisse Bärth vnd Haar/ vnnd
bulten vmb die keusche Susannam, aber
Daniel zaigte dem Volck jhr schendlichs vnd
stinckendes Fleisch.

Ferrner ob schon der Adler ein König vn-
der den Vögeln ist/ vnnd sie allesambt in der
grösse/ zierd vnd sterck vbertrifft/ vnnd beyne-
bens nicht erblindet/ vnangesehen er die glan-
tzende Sonn noch so eigentlich anschawet:
Nit destoweniger verwirfft jhne GOtt/ weil
er seiner Hochheit gleichsamb selbst vergist/
sich auff die Erden begibt/ vnd Schlangen vnd
Mäuß frist: Hierdurch werden nun die jeni-
ge Gleißner bedeut/ welche die fürnembsten
vnder allen seyn wöllen/ vnnd doch in jhren
eignen sachen hinlässig seynd vnd sich selbst so
verächtlich halten/ daß sie nur nach schlim-
men zergenglichen vnnd jrrdischen dingen
trachten/ grob vnd vnbarmhertzig seynd.

Der Miluus oder Weyhe ist gleichfals ein
schöner Vogel/ vnnd fliehet hoch vnnd ge-
schwind/ aber doch wendet er allzeit seine Au-
gen abwertz/ damit er die junge Hüner vnnd

Schlan-

Hirnſchleiffer.

Keuſchheit vnd Rainigkeit/ aber jhr Gemuͤt
iſt heßlich vnd vnrain. Jene zween Richter
hatten ſchneeweiſſe Baͤrth vnd Haar/ vnnd
bulten vmb die keuſche Suſannam, aber
Daniel zaigte dem Volck jhr ſchendlichs vnd
ſtinckendes Fleiſch.

Ferꝛner ob ſchon der Adler ein Koͤnig vn-
der den Voͤgeln iſt/ vnnd ſie alleſambt in der
groͤſſe/ zierd vnd ſterck vbertrifft/ vnnd beyne-
bens nicht erblindet/ vnangeſehen er die glan-
tzende Sonn noch ſo eigentlich anſchawet:
Nit deſtoweniger verwirfft jhne GOtt/ weil
er ſeiner Hochheit gleichſamb ſelbſt vergiſt/
ſich auff die Erden begibt/ vnd Schlangen vñ
Maͤuß friſt: Hierdurch werden nun die jeni-
ge Gleißner bedeut/ welche die fuͤrnembſten
vnder allen ſeyn woͤllen/ vnnd doch in jhren
eignen ſachen hinlaͤſſig ſeynd vnd ſich ſelbſt ſo
veraͤchtlich halten/ daß ſie nur nach ſchlim-
men zergenglichen vnnd jrꝛdiſchen dingen
trachten/ grob vnd vnbarmhertzig ſeynd.

Der Miluus oder Weyhe iſt gleichfals ein
ſchoͤner Vogel/ vnnd fliehet hoch vnnd ge-
ſchwind/ aber doch wendet er allzeit ſeine Au-
gen abwertz/ damit er die junge Huͤner vnnd

Schlan-

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[118/0134] Hirnſchleiffer. Keuſchheit vnd Rainigkeit/ aber jhr Gemuͤt iſt heßlich vnd vnrain. Jene zween Richter hatten ſchneeweiſſe Baͤrth vnd Haar/ vnnd bulten vmb die keuſche Suſannam, aber Daniel zaigte dem Volck jhr ſchendlichs vnd ſtinckendes Fleiſch. Ferꝛner ob ſchon der Adler ein Koͤnig vn- der den Voͤgeln iſt/ vnnd ſie alleſambt in der groͤſſe/ zierd vnd ſterck vbertrifft/ vnnd beyne- bens nicht erblindet/ vnangeſehen er die glan- tzende Sonn noch ſo eigentlich anſchawet: Nit deſtoweniger verwirfft jhne GOtt/ weil er ſeiner Hochheit gleichſamb ſelbſt vergiſt/ ſich auff die Erden begibt/ vnd Schlangen vñ Maͤuß friſt: Hierdurch werden nun die jeni- ge Gleißner bedeut/ welche die fuͤrnembſten vnder allen ſeyn woͤllen/ vnnd doch in jhren eignen ſachen hinlaͤſſig ſeynd vnd ſich ſelbſt ſo veraͤchtlich halten/ daß ſie nur nach ſchlim- men zergenglichen vnnd jrꝛdiſchen dingen trachten/ grob vnd vnbarmhertzig ſeynd. Der Miluus oder Weyhe iſt gleichfals ein ſchoͤner Vogel/ vnnd fliehet hoch vnnd ge- ſchwind/ aber doch wendet er allzeit ſeine Au- gen abwertz/ damit er die junge Huͤner vnnd Schlan-

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Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/134>, abgerufen am 24.11.2024.

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