[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.

ten veracht. Daher sagt Esaias am 59. cap.
nit vnrecht: Das Recht ist hindersich ge-
wichen/ vnd die gerechtigkeit ist weit ge-
standen: die warheit ist auff der Gassen
nidergefallen/ vnnd die billichkeit mocht
nit herfürkommen: die warheit ist vergessen.
Eben dise wort kan man auch sagen vom jetzi-
gen Weltlauff/ dann die boßheit hat ein so ho-
hes ansehen gewunnen/ daß die aller verecht-
lichste vnd gefressigste Leut biß in Himmel erhebt
werden/ aber wann einer sich der armut vnd
messigkeit befleist/ so wird er von männiglich
veracht/ vnd für einen heuchler vnd gleißner
gehalten: Je mehr einer sich im koth der la-
stern vmbweltzet/ je mehr glorieret vnd frewet
er sich dessen/ ist aber einer verhanden/ der jhn
straffet/ ermahnet vnd auff den rechten weeg
zubringen begeret/ der wird verhast/ geschendt
vnd geschmecht/ derwegen kan man von diser
Welt billich sagen/ wz Ier. am 3. c. sagt: pro-
hibitae sunt stille plu uiarun & serotinus im-
ber non fluit, frons mulieris meretricis fa-
cta est tibi, noluisti erubescere: als wolte d
der Prophet sagen: darumm ist dir der regen ver-
sagt vnd der Abentregen außbliben/ du hast
ein Hurnstirn vnd wilt dich nit mehr schemen.

Als-

Hirnſchleiffer.

ten veracht. Daher ſagt Eſaias am 59. cap.
nit vnrecht: Das Recht iſt hinderſich ge-
wichen/ vnd die gerechtigkeit iſt weit ge-
ſtanden: die warheit iſt auff der Gaſſen
nidergefallen/ vnnd die billichkeit mocht
nit herfuͤrkom̃en: die warheit iſt vergeſſẽ.
Eben diſe wort kan man auch ſagen vom jetzi-
gen Weltlauff/ dann die boßheit hat ein ſo ho-
hes anſehen gewunnen/ daß die aller verecht-
lichſte vñ gefreſſigſte Leut biß in Him̃el erhebt
werden/ aber wann einer ſich der armut vnd
meſſigkeit befleiſt/ ſo wird er von maͤnniglich
veracht/ vnd fuͤr einen heuchler vnd gleißner
gehalten: Je mehr einer ſich im koth der la-
ſtern vmbweltzet/ je mehr glorieret vnd frewet
er ſich deſſen/ iſt aber einer verhanden/ der jhn
ſtraffet/ ermahnet vnd auff den rechten weeg
zubringen begeret/ der wird verhaſt/ geſchendt
vnd geſchmecht/ derwegen kan man von diſer
Welt billich ſagen/ wz Ier. am 3. c. ſagt: pro-
hibitæ ſunt ſtillę plu uiarũ & ſerotinus im-
ber non fluit, frons mulieris meretricis fa-
cta eſt tibi, noluiſti erubeſcere: als wolte ď
der Prophet ſagẽ: darum̃ iſt dir der regen ver-
ſagt vnd der Abentregen außbliben/ du haſt
ein Hurnſtirn vnd wilt dich nit mehr ſchemen.

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[123/0139] Hirnſchleiffer. ten veracht. Daher ſagt Eſaias am 59. cap. nit vnrecht: Das Recht iſt hinderſich ge- wichen/ vnd die gerechtigkeit iſt weit ge- ſtanden: die warheit iſt auff der Gaſſen nidergefallen/ vnnd die billichkeit mocht nit herfuͤrkom̃en: die warheit iſt vergeſſẽ. Eben diſe wort kan man auch ſagen vom jetzi- gen Weltlauff/ dann die boßheit hat ein ſo ho- hes anſehen gewunnen/ daß die aller verecht- lichſte vñ gefreſſigſte Leut biß in Him̃el erhebt werden/ aber wann einer ſich der armut vnd meſſigkeit befleiſt/ ſo wird er von maͤnniglich veracht/ vnd fuͤr einen heuchler vnd gleißner gehalten: Je mehr einer ſich im koth der la- ſtern vmbweltzet/ je mehr glorieret vnd frewet er ſich deſſen/ iſt aber einer verhanden/ der jhn ſtraffet/ ermahnet vnd auff den rechten weeg zubringen begeret/ der wird verhaſt/ geſchendt vnd geſchmecht/ derwegen kan man von diſer Welt billich ſagen/ wz Ier. am 3. c. ſagt: pro- hibitæ ſunt ſtillę plu uiarũ & ſerotinus im- ber non fluit, frons mulieris meretricis fa- cta eſt tibi, noluiſti erubeſcere: als wolte ď der Prophet ſagẽ: darum̃ iſt dir der regen ver- ſagt vnd der Abentregen außbliben/ du haſt ein Hurnſtirn vnd wilt dich nit mehr ſchemen. Als-

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Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/139>, abgerufen am 24.11.2024.

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