[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].Hirnschleiffer. seyndt die allerreichesten. Als Democri-tus' gefragt wardt/ durch was mittel einer reich werden köndte/ antwortet er: si cupi- ditatum pauper fuerit, das ist: wann du arm an begirden bist/ Dann wer das hat/ der ist zu friden/ vnd wer zu friden ist/ der ist reich. Ferrner ist nur der jenig reich/ welcher reich in Gott ist: welcher vil reicher in der Barm- hertzigkeit/ denn in Reichthummen ist: welcher seine Reichthumb vnd Güter mit den armen theilet: welcher gedencket/ daß jhm die reich- thumb nur darumb verlihen seyndt worden/ daß er die Armen in Christo speise vnd klaide: welcher seine Reichthumm/ Güter vnd Schätz voran gen Himmel schicket/ vnd mit den Witt- wen vnd Waisen ein mitleiden hat/ wer sich diser gestalt befleisset reich zu werden in guten wercken/ der wird sambt den Irrdischen auch die Geistliche vnd ewige reichthumm erlangen. Beschließlichen wer begeret reich zu werden/ der muß sich nit befleissen seine reichthumm zu- uermehren/ sonder seinen geitz vnd begird mehr zu haben/ zuringern. Dann wer seiner begirlich- keit kein ziel noch maß setzet/ der ist allzeit arm vnd hat einen lären zerlöcherten Beutel. Ande- T 2
Hirnſchleiffer. ſeyndt die allerꝛeicheſten. Als Democri-tus’ gefragt wardt/ durch was mittel einer reich werden koͤndte/ antwortet er: ſi cupi- ditatum pauper fuerit, das iſt: wann du arm an begirden biſt/ Dann wer das hat/ der iſt zu friden/ vnd wer zu friden iſt/ der iſt reich. Ferꝛner iſt nur der jenig reich/ welcher reich in Gott iſt: welcher vil reicher in der Barm- hertzigkeit/ denn in Reichthum̃en iſt: welcher ſeine Reichthumb vnd Guͤter mit den armen theilet: welcher gedencket/ daß jhm die reich- thumb nur darumb verlihen ſeyndt worden/ daß er die Armen in Chriſto ſpeiſe vnd klaide: welcher ſeine Reichthum̃/ Guͤter vnd Schaͤtz voran gen Him̃el ſchicket/ vnd mit den Witt- wen vnd Waiſen ein mitleiden hat/ wer ſich diſer geſtalt befleiſſet reich zu werden in guten wercken/ der wird ſambt den Irꝛdiſchen auch die Geiſtliche vnd ewige reichthum̃ erlangen. Beſchließlichen wer begeret reich zu werden/ der muß ſich nit befleiſſen ſeine reichthum̃ zu- uermehren/ ſonder ſeinen geitz vñ begird mehr zu haben/ zuringern. Dañ wer ſeiner begiꝛlich- keit kein ziel noch maß ſetzet/ der iſt allzeit arm vnd hat einen laͤren zerloͤcherten Beutel. Ande- T 2
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Hirnſchleiffer.
ſeyndt die allerꝛeicheſten. Als Democri-
tus’ gefragt wardt/ durch was mittel einer
reich werden koͤndte/ antwortet er: ſi cupi-
ditatum pauper fuerit, das iſt: wann du
arm an begirden biſt/ Dann wer das hat/ der
iſt zu friden/ vnd wer zu friden iſt/ der iſt reich.
Ferꝛner iſt nur der jenig reich/ welcher reich
in Gott iſt: welcher vil reicher in der Barm-
hertzigkeit/ denn in Reichthum̃en iſt: welcher
ſeine Reichthumb vnd Guͤter mit den armen
theilet: welcher gedencket/ daß jhm die reich-
thumb nur darumb verlihen ſeyndt worden/
daß er die Armen in Chriſto ſpeiſe vnd klaide:
welcher ſeine Reichthum̃/ Guͤter vnd Schaͤtz
voran gen Him̃el ſchicket/ vnd mit den Witt-
wen vnd Waiſen ein mitleiden hat/ wer ſich
diſer geſtalt befleiſſet reich zu werden in guten
wercken/ der wird ſambt den Irꝛdiſchen auch
die Geiſtliche vnd ewige reichthum̃ erlangen.
Beſchließlichen wer begeret reich zu werden/
der muß ſich nit befleiſſen ſeine reichthum̃ zu-
uermehren/ ſonder ſeinen geitz vñ begird mehr
zu haben/ zuringern. Dañ wer ſeiner begiꝛlich-
keit kein ziel noch maß ſetzet/ der iſt allzeit arm
vnd hat einen laͤren zerloͤcherten Beutel.
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