[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.

jhrer Buler gebainen/ nit allein wirdt die
Seel/ sonder auch so gar das leben vnnd das
gut bey jhnen verloren. Ein trawriges spe-
ctackel ists/ wann man in einer Statt die vom
feindt erschlagene Todte leiber auf den gassen
hin vnnd wider zerstrewt ligen sihet/ vnnd
niemandt verhanden ist/ der sie begräbt/ aber
ein vil kläglicher handel ists/ wann ein hertz-
allerliebste die Gebain jhres Bulers in jhren
garten begräbt. Kein wunder wars/ daß
die Hund der Königin Iezabel fleisch fras-
sen/ aber ein wunder ists/ daß ein Bulerin
vil grausamer ist/ weder die Hund/ vnd daß
sie nach jhres Bulers todt seiner Gebain
nit verschonet/ noch sein schandt bedecket/
sonder seine Gebain vnder die Blumen auß-
strewet: Dann lieber/ was thun die fetlen
in jhren conuersationen vnd zusamenkunff-
ten anders/ als an die armseligkeiten jhrer
Buler gedencken? Kombstu zu einer sol-
chen Venus Tochter/ so berühmet sie sich/
vnd sagt dir/ wie es jhr mit disem vnd jenem
jhrem Liebhaber ergangen/ was gestalt der-
selb von jhrentwegen am Narrensail gefaren vnd
mit der Leimstangen geloffen sey/ was er für

grosse

D d 4

Hirnſchleiffer.

jhrer Buler gebainen/ nit allein wirdt die
Seel/ ſonder auch ſo gar das leben vnnd das
gut bey jhnen verloren. Ein trawriges ſpe-
ctackel iſts/ wann man in einer Statt die vom
feindt erſchlagene Todte leiber auf den gaſſen
hin vnnd wider zerſtrewt ligen ſihet/ vnnd
niemandt verhanden iſt/ der ſie begraͤbt/ aber
ein vil klaͤglicher handel iſts/ wann ein hertz-
allerliebſte die Gebain jhres Bulers in jhren
garten begraͤbt. Kein wunder wars/ daß
die Hund der Koͤnigin Iezabel fleiſch fraſ-
ſen/ aber ein wunder iſts/ daß ein Bulerin
vil grauſamer iſt/ weder die Hund/ vnd daß
ſie nach jhres Bulers todt ſeiner Gebain
nit verſchonet/ noch ſein ſchandt bedecket/
ſonder ſeine Gebain vnder die Blumen auß-
ſtrewet: Dann lieber/ was thun die fetlen
in jhren conuerſationen vnd zuſamenkunff-
ten anders/ als an die armſeligkeiten jhrer
Buler gedencken? Kombſtu zu einer ſol-
chen Venus Tochter/ ſo berühmet ſie ſich/
vnd ſagt dir/ wie es jhr mit diſem vnd jenem
jhrem Liebhaber ergangen/ was geſtalt der-
ſelb von jhrentwegẽ am Narꝛenſail gefarẽ vñ
mit der Leimſtangen geloffen ſey/ was er fuͤr

groſſe

D d 4

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[424[423]/0439] Hirnſchleiffer. jhrer Buler gebainen/ nit allein wirdt die Seel/ ſonder auch ſo gar das leben vnnd das gut bey jhnen verloren. Ein trawriges ſpe- ctackel iſts/ wann man in einer Statt die vom feindt erſchlagene Todte leiber auf den gaſſen hin vnnd wider zerſtrewt ligen ſihet/ vnnd niemandt verhanden iſt/ der ſie begraͤbt/ aber ein vil klaͤglicher handel iſts/ wann ein hertz- allerliebſte die Gebain jhres Bulers in jhren garten begraͤbt. Kein wunder wars/ daß die Hund der Koͤnigin Iezabel fleiſch fraſ- ſen/ aber ein wunder iſts/ daß ein Bulerin vil grauſamer iſt/ weder die Hund/ vnd daß ſie nach jhres Bulers todt ſeiner Gebain nit verſchonet/ noch ſein ſchandt bedecket/ ſonder ſeine Gebain vnder die Blumen auß- ſtrewet: Dann lieber/ was thun die fetlen in jhren conuerſationen vnd zuſamenkunff- ten anders/ als an die armſeligkeiten jhrer Buler gedencken? Kombſtu zu einer ſol- chen Venus Tochter/ ſo berühmet ſie ſich/ vnd ſagt dir/ wie es jhr mit diſem vnd jenem jhrem Liebhaber ergangen/ was geſtalt der- ſelb von jhrentwegẽ am Narꝛenſail gefarẽ vñ mit der Leimſtangen geloffen ſey/ was er fuͤr groſſe D d 4

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Zitationshilfe:	[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 424[423]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/439>, abgerufen am 22.11.2024.

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