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[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

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Hirnschleiffer.
sesten vnd zierlichsten Redner/ das klägliche
wainen vnnd schreyen der Weiber/ er achtet
kein schmaichlen noch liebkosen.

Drittens wirdt er ohne Nasen gemahlt/
dann er fragt wenig nach dem Bisem/ Amber
vnd köstlichen Salben der zarten vnd gailen
Weiber vnd Männer/ dann wann er kompt/
alßdann wird/ sagt Esaias am 3. gestanck/
für gut geruch sein.

Der liebliche geruch wirdt jhne nit abwen-
dig machen/ sonder er wird ein frewd haben
an deinem stinckenden Leib/ vnd wann die wür-
men darauß kriechen/ was werden alßdann
den Menschen helffen die profumirte Klai-
der/ köstliche salben vnd distilirte wasser?

Viertens nackendt/ dann er verachtet alle
Irrdische vnnd Zeitliche Reichthumb vnnd
schanckungen: non miseretur inopiae, nec
veretur diuitias:
Er erbarmet sich weder
der Armut/ noch verehret die Reichthumb:
Er läßt sich weder durch Goldt noch Silber
noch Güter abkauffen.

Fünfftens ohne Haut/ ohne Fleisch/ ohne
Blut/ dann er fragt nichts nach der schön-
heit/ holdseligkeit vnnd annemblichheit der

Wei-
X x 4

Hirnſchleiffer.
ſeſten vnd zierlichſten Redner/ das klaͤgliche
wainen vnnd ſchreyen der Weiber/ er achtet
kein ſchmaichlen noch liebkoſen.

Drittens wirdt er ohne Naſen gemahlt/
dann er fragt wenig nach dem Biſem/ Amber
vnd koͤſtlichen Salben der zarten vnd gailen
Weiber vnd Maͤnner/ dann wann er kompt/
alßdann wird/ ſagt Eſaias am 3. geſtanck/
fuͤr gut geruch ſein.

Der liebliche geruch wirdt jhne nit abwen-
dig machen/ ſonder er wird ein frewd haben
an deinem ſtinckenden Leib/ vnd wañ die wuͤr-
men darauß kriechen/ was werden alßdann
den Menſchen helffen die profumirte Klai-
der/ koͤſtliche ſalben vnd diſtilirte waſſer?

Viertens nackendt/ dann er verachtet alle
Irꝛdiſche vnnd Zeitliche Reichthumb vnnd
ſchanckungen: non miſeretur inopiæ, nec
veretur diuitias:
Er erbarmet ſich weder
der Armut/ noch verehꝛet die Reichthumb:
Er laͤßt ſich weder durch Goldt noch Silber
noch Guͤter abkauffen.

Fuͤnfftens ohne Haut/ ohne Fleiſch/ ohne
Blut/ dann er fragt nichts nach der ſchoͤn-
heit/ holdſeligkeit vnnd annemblichheit der

Wei-
X x 4
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[696[695]/0711] Hirnſchleiffer. ſeſten vnd zierlichſten Redner/ das klaͤgliche wainen vnnd ſchreyen der Weiber/ er achtet kein ſchmaichlen noch liebkoſen. Drittens wirdt er ohne Naſen gemahlt/ dann er fragt wenig nach dem Biſem/ Amber vnd koͤſtlichen Salben der zarten vnd gailen Weiber vnd Maͤnner/ dann wann er kompt/ alßdann wird/ ſagt Eſaias am 3. geſtanck/ fuͤr gut geruch ſein. Der liebliche geruch wirdt jhne nit abwen- dig machen/ ſonder er wird ein frewd haben an deinem ſtinckenden Leib/ vnd wañ die wuͤr- men darauß kriechen/ was werden alßdann den Menſchen helffen die profumirte Klai- der/ koͤſtliche ſalben vnd diſtilirte waſſer? Viertens nackendt/ dann er verachtet alle Irꝛdiſche vnnd Zeitliche Reichthumb vnnd ſchanckungen: non miſeretur inopiæ, nec veretur diuitias: Er erbarmet ſich weder der Armut/ noch verehꝛet die Reichthumb: Er laͤßt ſich weder durch Goldt noch Silber noch Guͤter abkauffen. Fuͤnfftens ohne Haut/ ohne Fleiſch/ ohne Blut/ dann er fragt nichts nach der ſchoͤn- heit/ holdſeligkeit vnnd annemblichheit der Wei- X x 4

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Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 696[695]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/711>, abgerufen am 24.11.2024.