Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618].

Bild:
<< vorherige Seite

Hirnschleiffer.
bekandter Vogel im Königlichen Saal her-
umb/ der setzte sich letztlichen in deß Königs
Schoß/ legte jhme ein Ey darein/ vnd flohe
wider hinweg: Auß disem Ey kroche alßbald
ein kleiner Wurm/ vnd zwar nur einmal vmb
das Ey herumb/ vnd als er widerumb in das
loch/ darauß er gekrochen war/ kriechen wol-
te/ konte er nit/ sonder starb. Hierüber ver-
wunderte vnnd betrübte sich Alexander zum
hochsten/ vnd kondte die gantze Nacht nicht
schlaffen: In derselben Nacht auch gebar ein
Weib ein Meerwunder/ das war oberhalb
der Gürtel ein todter Mensch/ vnderhalb a-
ber ein lebendiges Thier: Alexander sahe di-
ses Meerwunder/ förchtete sich vnd berath-
schlagte sich mit seinen Astrologis od Stern
erkundigern/ was doch dises alles bedeuten
möchte? Nun war einer vnder jhnen/ der er-
klärte es nachfolgender gestallt vnnd sagte:
Das Ey bedeute die gantze Welt/ der drumb
kriechende Wurm bedeut dich Alexandrum,
der du allber ait die gantze Welt vmb vnd vmm
geraist vnnd anjetzo widerumb ins Nest deß
Griechenlandts kommen bist/ derwegen wir-
stu daselbst sterben vnd dein Leben vollenden

vnd

Hirnſchleiffer.
bekandter Vogel im Koͤniglichen Saal her-
umb/ der ſetzte ſich letztlichen in deß Koͤnigs
Schoß/ legte jhme ein Ey darein/ vnd flohe
wider hinweg: Auß diſem Ey kroche alßbald
ein kleiner Wurm/ vnd zwar nur einmal vmb
das Ey herumb/ vnd als er widerumb in das
loch/ darauß er gekrochen war/ kriechen wol-
te/ konte er nit/ ſonder ſtarb. Hieruͤber ver-
wunderte vnnd betruͤbte ſich Alexander zum
hochſten/ vnd kondte die gantze Nacht nicht
ſchlaffen: In derſelben Nacht auch gebar ein
Weib ein Meerwunder/ das war oberhalb
der Guͤrtel ein todter Menſch/ vnderhalb a-
ber ein lebendiges Thier: Alexander ſahe di-
ſes Meerwunder/ foͤꝛchtete ſich vnd berath-
ſchlagte ſich mit ſeinen Aſtrologis oď Stern
erkundigern/ was doch diſes alles bedeuten
moͤchte? Nun war einer vnder jhnen/ der er-
klaͤrte es nachfolgender geſtallt vnnd ſagte:
Das Ey bedeute die gantze Welt/ der drumb
kriechende Wurm bedeut dich Alexandrum,
der du allber ait die gantze Welt vmb vnd vm̃
geraiſt vnnd anjetzo widerumb ins Neſt deß
Griechenlandts kommen biſt/ derwegen wir-
ſtu daſelbſt ſterben vnd dein Leben vollenden

vnd
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0714" n="699[698]"/><fw place="top" type="header">Hirn&#x017F;chleiffer.</fw><lb/>
bekandter Vogel im Ko&#x0364;niglichen Saal her-<lb/>
umb/ der &#x017F;etzte &#x017F;ich letztlichen in deß Ko&#x0364;nigs<lb/>
Schoß/ legte jhme ein Ey darein/ vnd flohe<lb/>
wider hinweg: Auß di&#x017F;em Ey kroche alßbald<lb/>
ein kleiner Wurm/ vnd zwar nur einmal vmb<lb/>
das Ey herumb/ vnd als er widerumb in das<lb/>
loch/ darauß er gekrochen war/ kriechen wol-<lb/>
te/ konte er nit/ &#x017F;onder &#x017F;tarb. Hieru&#x0364;ber ver-<lb/>
wunderte vnnd betru&#x0364;bte &#x017F;ich Alexander zum<lb/>
hoch&#x017F;ten/ vnd kondte die gantze Nacht nicht<lb/>
&#x017F;chlaffen: In der&#x017F;elben Nacht auch gebar ein<lb/>
Weib ein Meerwunder/ das war oberhalb<lb/>
der Gu&#x0364;rtel ein todter Men&#x017F;ch/ vnderhalb a-<lb/>
ber ein lebendiges Thier: Alexander &#x017F;ahe di-<lb/>
&#x017F;es Meerwunder/ fo&#x0364;&#xA75B;chtete &#x017F;ich vnd berath-<lb/>
&#x017F;chlagte &#x017F;ich mit &#x017F;einen <hi rendition="#aq">A&#x017F;trologis</hi> o&#x010F; Stern<lb/>
erkundigern/ was doch di&#x017F;es alles bedeuten<lb/>
mo&#x0364;chte? Nun war einer vnder jhnen/ der er-<lb/>
kla&#x0364;rte es nachfolgender ge&#x017F;tallt vnnd &#x017F;agte:<lb/>
Das Ey bedeute die gantze Welt/ der drumb<lb/>
kriechende Wurm bedeut dich <hi rendition="#aq">Alexandrum,</hi><lb/>
der du allber ait die gantze Welt vmb vnd vm&#x0303;<lb/>
gerai&#x017F;t vnnd anjetzo widerumb ins Ne&#x017F;t deß<lb/>
Griechenlandts kommen bi&#x017F;t/ derwegen wir-<lb/>
&#x017F;tu da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;terben vnd dein Leben vollenden<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">vnd</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[699[698]/0714] Hirnſchleiffer. bekandter Vogel im Koͤniglichen Saal her- umb/ der ſetzte ſich letztlichen in deß Koͤnigs Schoß/ legte jhme ein Ey darein/ vnd flohe wider hinweg: Auß diſem Ey kroche alßbald ein kleiner Wurm/ vnd zwar nur einmal vmb das Ey herumb/ vnd als er widerumb in das loch/ darauß er gekrochen war/ kriechen wol- te/ konte er nit/ ſonder ſtarb. Hieruͤber ver- wunderte vnnd betruͤbte ſich Alexander zum hochſten/ vnd kondte die gantze Nacht nicht ſchlaffen: In derſelben Nacht auch gebar ein Weib ein Meerwunder/ das war oberhalb der Guͤrtel ein todter Menſch/ vnderhalb a- ber ein lebendiges Thier: Alexander ſahe di- ſes Meerwunder/ foͤꝛchtete ſich vnd berath- ſchlagte ſich mit ſeinen Aſtrologis oď Stern erkundigern/ was doch diſes alles bedeuten moͤchte? Nun war einer vnder jhnen/ der er- klaͤrte es nachfolgender geſtallt vnnd ſagte: Das Ey bedeute die gantze Welt/ der drumb kriechende Wurm bedeut dich Alexandrum, der du allber ait die gantze Welt vmb vnd vm̃ geraiſt vnnd anjetzo widerumb ins Neſt deß Griechenlandts kommen biſt/ derwegen wir- ſtu daſelbſt ſterben vnd dein Leben vollenden vnd

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/714
Zitationshilfe: [Albertinus, Aegidius]: Hiren schleifer. München, [1618], S. 699[698]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_hirnschleifer_1618/714>, abgerufen am 24.11.2024.