Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Landtstörtzer.
schafften/ die ich jm hin vnd wider bey grossen
Herrn vnd schönen Frawen außrichtete. Er
gab vnd benente mir keinen eigentlichen dienst
noch Besoldung sonder ich diente jhm gene-
raliter,
vnnd er belohnte mich generaliter,
dann man hielt mich gleichsamo für seinen
Schalcksnarren vnd Kupler: Wann auch er
Gäst hatte/ brauchte er mich für ein Auff-
warter vnnd kurtzweiligen Tischrath: Vnd
weil bißweilen sich etliche vngeschickte/ grobe
vngeschmackige vnd vnannembliche Gesellen
vnnd Knöpff selbst zu Gast luden/ vnnd vn-
beruffen kamen/ so erwise ich denselbigen
allerhandt Possen/ dann etliche ließ ich oh-
ne Tranck sitzen/ vnnd gewehnte sie wie die
dürre Melonen: andern gab ich nur gar
wenig zu trincken auß gar kleinen Gläsern:
andern gab ich den gewässerten Wein/ vnnd
andern einen gar warmen Wein. Wann
ich vermerckte/ daß jhnen ein Speise wol
schmeckte/ so ruckte ich die Schüssel von jnen
hinweg/ vnnd setzte jhnen was anders vn-
geschmackiges für: Allerhandt mittel ersann
ich/ damit jhnen die Mahlzeit vbel be-

käme/

Der Landtſtoͤrtzer.
ſchafften/ die ich jm hin vnd wider bey groſſen
Herꝛn vnd ſchoͤnen Frawen außrichtete. Er
gab vñ benente mir keinen eigentlichen dienſt
noch Beſoldung ſonder ich diente jhm gene-
raliter,
vnnd er belohnte mich generaliter,
dann man hielt mich gleichſamo fuͤr ſeinen
Schalcksnarꝛen vnd Kupler: Wann auch er
Gaͤſt hatte/ brauchte er mich fuͤr ein Auff-
warter vnnd kurtzweiligen Tiſchrath: Vnd
weil bißweilen ſich etliche vngeſchickte/ grobe
vngeſchmackige vnd vnannembliche Geſellen
vnnd Knoͤpff ſelbſt zu Gaſt luden/ vnnd vn-
beruffen kamen/ ſo erwiſe ich denſelbigen
allerhandt Poſſen/ dann etliche ließ ich oh-
ne Tranck ſitzen/ vnnd gewehnte ſie wie die
duͤrꝛe Melonen: andern gab ich nur gar
wenig zu trincken auß gar kleinen Glaͤſern:
andern gab ich den gewaͤſſerten Wein/ vnnd
andern einen gar warmen Wein. Wann
ich vermerckte/ daß jhnen ein Speiſe wol
ſchmeckte/ ſo ruckte ich die Schuͤſſel von jnen
hinweg/ vnnd ſetzte jhnen was anders vn-
geſchmackiges fuͤr: Allerhandt mittel erſann
ich/ damit jhnen die Mahlzeit vbel be-

kaͤme/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0160" n="138"/><fw place="top" type="header">Der Landt&#x017F;to&#x0364;rtzer.</fw><lb/>
&#x017F;chafften/ die ich jm hin vnd wider bey gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Her&#xA75B;n vnd &#x017F;cho&#x0364;nen Frawen außrichtete. Er<lb/>
gab vn&#x0303; benente mir keinen eigentlichen dien&#x017F;t<lb/>
noch Be&#x017F;oldung &#x017F;onder ich diente jhm <hi rendition="#aq">gene-<lb/>
raliter,</hi> vnnd er belohnte mich <hi rendition="#aq">generaliter,</hi><lb/>
dann man hielt mich gleich&#x017F;amo fu&#x0364;r &#x017F;einen<lb/>
Schalcksnar&#xA75B;en vnd Kupler: Wann auch er<lb/>
Ga&#x0364;&#x017F;t hatte/ brauchte er mich fu&#x0364;r ein Auff-<lb/>
warter vnnd kurtzweiligen Ti&#x017F;chrath: Vnd<lb/>
weil bißweilen &#x017F;ich etliche vnge&#x017F;chickte/ grobe<lb/>
vnge&#x017F;chmackige vnd vnannembliche Ge&#x017F;ellen<lb/>
vnnd Kno&#x0364;pff &#x017F;elb&#x017F;t zu Ga&#x017F;t luden/ vnnd vn-<lb/>
beruffen kamen/ &#x017F;o erwi&#x017F;e ich den&#x017F;elbigen<lb/>
allerhandt Po&#x017F;&#x017F;en/ dann etliche ließ ich oh-<lb/>
ne Tranck &#x017F;itzen/ vnnd gewehnte &#x017F;ie wie die<lb/>
du&#x0364;r&#xA75B;e Melonen: andern gab ich nur gar<lb/>
wenig zu trincken auß gar kleinen Gla&#x0364;&#x017F;ern:<lb/>
andern gab ich den gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erten Wein/ vnnd<lb/>
andern einen gar warmen Wein. Wann<lb/>
ich vermerckte/ daß jhnen ein Spei&#x017F;e wol<lb/>
&#x017F;chmeckte/ &#x017F;o ruckte ich die Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;el von jnen<lb/>
hinweg/ vnnd &#x017F;etzte jhnen was anders vn-<lb/>
ge&#x017F;chmackiges fu&#x0364;r: Allerhandt mittel er&#x017F;ann<lb/>
ich/ damit jhnen die Mahlzeit vbel be-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ka&#x0364;me/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[138/0160] Der Landtſtoͤrtzer. ſchafften/ die ich jm hin vnd wider bey groſſen Herꝛn vnd ſchoͤnen Frawen außrichtete. Er gab vñ benente mir keinen eigentlichen dienſt noch Beſoldung ſonder ich diente jhm gene- raliter, vnnd er belohnte mich generaliter, dann man hielt mich gleichſamo fuͤr ſeinen Schalcksnarꝛen vnd Kupler: Wann auch er Gaͤſt hatte/ brauchte er mich fuͤr ein Auff- warter vnnd kurtzweiligen Tiſchrath: Vnd weil bißweilen ſich etliche vngeſchickte/ grobe vngeſchmackige vnd vnannembliche Geſellen vnnd Knoͤpff ſelbſt zu Gaſt luden/ vnnd vn- beruffen kamen/ ſo erwiſe ich denſelbigen allerhandt Poſſen/ dann etliche ließ ich oh- ne Tranck ſitzen/ vnnd gewehnte ſie wie die duͤrꝛe Melonen: andern gab ich nur gar wenig zu trincken auß gar kleinen Glaͤſern: andern gab ich den gewaͤſſerten Wein/ vnnd andern einen gar warmen Wein. Wann ich vermerckte/ daß jhnen ein Speiſe wol ſchmeckte/ ſo ruckte ich die Schuͤſſel von jnen hinweg/ vnnd ſetzte jhnen was anders vn- geſchmackiges fuͤr: Allerhandt mittel erſann ich/ damit jhnen die Mahlzeit vbel be- kaͤme/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/160
Zitationshilfe: Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/160>, abgerufen am 24.11.2024.