Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.Der Landtstörtzer. wie der Teuffel/ jhren nechsten offentlich vndohne einige vermummung vorliegen vnd be- triegen: Welchen du für deinen freund heltst/ der ist der jenig/ der dich verkauffet: Welchen du vermeinest/ daß er die warheit auffrecht vnd redlich mit dir rede vnnd handle/ der ist der je- nig/ der dich verrahtet vnnd betrieget: Wel- chen du vermeinest/ daß er dir langes Leben wünsche/ der ist der jenig/ der dir den Tode pro- turiret: wer dir die Händ thut kussen/ der wol- te sie dir vil lieber abhacken: Wer dich thut freundlich anlächlen/ der wolte dir vil lieber die Augen außkratzen: non enim est veritas, & non est misericordia, & non est scientia Dei in terra. O wie vil Lugen vnd falschheiten sindt man in den Weltmenschen: Menkommt bißweilen in ein lustiges gehültz) dessen grüne bäum vnd gestreuß vnsere Augen erlustigen/ vnd vns reitzen vnd locken vnder jrem schatten zu ru- hen/ woferrn aber schlangen/ wölff vnd Bären darinn verhanden seind/ so begert keiner (der anderst einen Verstandt hat) im schatten sol- cher bäum zu schläffen: Dise Welt/ die wir so sehr lieben/ ist dz gehültz oder wald/ sie scheinet/ dem
Der Landtſtoͤrtzer. wie der Teuffel/ jhren nechſten offentlich vndohne einige vermummung vorliegen vnd be- triegen: Welchen du fuͤr deinen freund heltſt/ der iſt der jenig/ der dich verkauffet: Welchen du vermeineſt/ daß er die warheit auffrecht vñ redlich mit dir rede vnnd handle/ der iſt der je- nig/ der dich verꝛahtet vnnd betrieget: Wel- chen du vermeineſt/ daß er dir langes Leben wuͤnſche/ der iſt der jenig/ der dir dẽ Tode pro- turiret: wer dir die Haͤnd thut kuſſen/ der wol- te ſie dir vil lieber abhacken: Wer dich thut freundlich anlaͤchlẽ/ der wolte dir vil lieber die Augen außkratzen: non enim eſt veritas, & non eſt miſericordia, & non eſt ſcientia Dei in terra. O wie vil Lugen vñ falſchheitẽ ſindt man in den Weltmenſchen: Menkom̃t bißweilen in ein luſtiges gehuͤltz) deſſen gruͤne baͤum vñ geſtreuß vnſere Augen erluſtigen/ vñ vns reitzen vñ locken vnder jrem ſchattẽ zu ru- hen/ woferꝛn aber ſchlangen/ woͤlff vnd Baͤren darinn verhanden ſeind/ ſo begert keiner (der anderſt einen Verſtandt hat) im ſchatten ſol- cher baͤum zu ſchlaͤffen: Diſe Welt/ die wir ſo ſehꝛ lieben/ iſt dz gehuͤltz oder wald/ ſie ſcheinet/ dem
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Der Landtſtoͤrtzer.
wie der Teuffel/ jhren nechſten offentlich vnd
ohne einige vermummung vorliegen vnd be-
triegen: Welchen du fuͤr deinen freund heltſt/
der iſt der jenig/ der dich verkauffet: Welchen
du vermeineſt/ daß er die warheit auffrecht vñ
redlich mit dir rede vnnd handle/ der iſt der je-
nig/ der dich verꝛahtet vnnd betrieget: Wel-
chen du vermeineſt/ daß er dir langes Leben
wuͤnſche/ der iſt der jenig/ der dir dẽ Tode pro-
turiret: wer dir die Haͤnd thut kuſſen/ der wol-
te ſie dir vil lieber abhacken: Wer dich thut
freundlich anlaͤchlẽ/ der wolte dir vil lieber die
Augen außkratzen: non enim eſt veritas, &
non eſt miſericordia, & non eſt ſcientia
Dei in terra. O wie vil Lugen vñ falſchheitẽ
ſindt man in den Weltmenſchen: Menkom̃t
bißweilen in ein luſtiges gehuͤltz) deſſen gruͤne
baͤum vñ geſtreuß vnſere Augen erluſtigen/ vñ
vns reitzen vñ locken vnder jrem ſchattẽ zu ru-
hen/ woferꝛn aber ſchlangen/ woͤlff vnd Baͤren
darinn verhanden ſeind/ ſo begert keiner (der
anderſt einen Verſtandt hat) im ſchatten ſol-
cher baͤum zu ſchlaͤffen: Diſe Welt/ die wir ſo
ſehꝛ lieben/ iſt dz gehuͤltz oder wald/ ſie ſcheinet/
dem
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