Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

Der Landtstörtzer.

ni: zu voll ziehen/ sie jhre grauitet, studia vnd
weiß heit hin dan setzen/ die torheit vmbfahen vnd
mit den weibern schertzen müssen/ dann sie ist der
brunquel/ auß welchem die weise Philosophi,
die ernsthafftige Juristen/ die andächtige reli-
giosen, die ehrwürdige Praelaten/ die groß-
mächtige Herren/ Fürsten/ König/ Keyser/ vnd
aller heiligste Bäpst entspringen/ dann woferrn
die torheit vnd der will deß Menschen nit zusa-
men stimmeten vnd eins wären/ so würden wenig
Menschen erzeugt vnd geboren werden. Die wei-
ber/ welche den grossen schmertzen/ mühseligkeit
vnd die gefahr deß gebehrens einmal versucht
haben/ wurden sich gewißlich nicht widerumm
zu den Männern legen/ woferrn sie nicht biß-
weilen närrisch vnd schier wütig wären.

Die nutzbarkeit der thorheit ist der massen
groß/ daß ohne sie/ vnser Leben gewißlich nichts
anders/ als ein pur lautere armseligkeit sein
würde/ dann dz die junge kindlein so sehr geliebt
vnd gezärtelt/ ja so gar von den wilden Thie-
ren verschont vnd bißweilen ernehrt werden/
daran ist gewißlich nichts anders schuldig/
als eben jhre Vnschuldt vnnd Einfalt/ dann

die

A a 2

Der Landtſtoͤrtzer.

ni: zu voll ziehen/ ſie jhꝛe grauitet, ſtudia vnd
weiß heit hin dan ſetzẽ/ die toꝛheit vmbfahen vñ
mit den weibern ſchertzẽ muͤſſen/ dañ ſie iſt der
brunquel/ auß welchem die weiſe Philoſophi,
die ernſthafftige Juriſten/ die andaͤchtige reli-
gioſen, die ehꝛwuͤrdige Prælaten/ die groß-
maͤchtige Herꝛen/ Fuͤrſtẽ/ Koͤnig/ Keyſer/ vnd
aller heiligſte Baͤpſt entſpringen/ dañ woferꝛn
die torheit vñ der will deß Menſchen nit zuſa-
men ſtim̃eten vñ eins waͤren/ ſo wuͤrden wenig
Menſchẽ erzeugt vñ geboꝛen werdẽ. Die wei-
ber/ welche den groſſen ſchmertzẽ/ muͤhſeligkeit
vnd die gefahr deß gebehꝛens einmal verſucht
haben/ wurden ſich gewißlich nicht widerum̃
zu den Maͤnnern legen/ woferꝛn ſie nicht biß-
weilen naͤrꝛiſch vnd ſchier wuͤtig waͤren.

Die nutzbarkeit der thoꝛheit iſt der maſſen
groß/ daß ohne ſie/ vnſer Lebẽ gewißlich nichts
anders/ als ein pur lautere armſeligkeit ſein
wuͤrde/ dañ dz die junge kindlein ſo ſehꝛ geliebt
vnd gezaͤrtelt/ ja ſo gar von den wilden Thie-
ren verſchont vnd bißweilen ernehrt werden/
daran iſt gewißlich nichts anders ſchuldig/
als eben jhre Vnſchuldt vnnd Einfalt/ dann

die

A a 2

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0393" n="371"/><fw place="top" type="header">Der Landt&#x017F;to&#x0364;rtzer.</fw><lb/><hi rendition="#aq">ni:</hi> zu voll ziehen/ &#x017F;ie jh&#xA75B;e <hi rendition="#aq">grauitet, &#x017F;tudia</hi> vnd<lb/>
weiß heit hin dan &#x017F;etze&#x0303;/ die to&#xA75B;heit vmbfahen vn&#x0303;<lb/>
mit den weibern &#x017F;chertze&#x0303; mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ dan&#x0303; &#x017F;ie i&#x017F;t der<lb/>
brunquel/ auß welchem die wei&#x017F;e <hi rendition="#aq">Philo&#x017F;ophi,</hi><lb/>
die ern&#x017F;thafftige Juri&#x017F;ten/ die anda&#x0364;chtige <hi rendition="#aq">reli-<lb/>
gio&#x017F;en,</hi> die eh&#xA75B;wu&#x0364;rdige Pr<hi rendition="#aq">æ</hi>laten/ die groß-<lb/>
ma&#x0364;chtige Her&#xA75B;en/ Fu&#x0364;r&#x017F;te&#x0303;/ Ko&#x0364;nig/ Key&#x017F;er/ vnd<lb/>
aller heilig&#x017F;te Ba&#x0364;p&#x017F;t ent&#x017F;pringen/ dan&#x0303; wofer&#xA75B;n<lb/>
die torheit vn&#x0303; der will deß Men&#x017F;chen nit zu&#x017F;a-<lb/>
men &#x017F;tim&#x0303;eten vn&#x0303; eins wa&#x0364;ren/ &#x017F;o wu&#x0364;rden wenig<lb/>
Men&#x017F;che&#x0303; erzeugt vn&#x0303; gebo&#xA75B;en werde&#x0303;. Die wei-<lb/>
ber/ welche den gro&#x017F;&#x017F;en &#x017F;chmertze&#x0303;/ mu&#x0364;h&#x017F;eligkeit<lb/>
vnd die gefahr deß gebeh&#xA75B;ens einmal ver&#x017F;ucht<lb/>
haben/ wurden &#x017F;ich gewißlich nicht widerum&#x0303;<lb/>
zu den Ma&#x0364;nnern legen/ wofer&#xA75B;n &#x017F;ie nicht biß-<lb/>
weilen na&#x0364;r&#xA75B;i&#x017F;ch vnd &#x017F;chier wu&#x0364;tig wa&#x0364;ren.</p><lb/>
          <p>Die nutzbarkeit der tho&#xA75B;heit i&#x017F;t der ma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
groß/ daß ohne &#x017F;ie/ vn&#x017F;er Lebe&#x0303; gewißlich nichts<lb/>
anders/ als ein pur lautere arm&#x017F;eligkeit &#x017F;ein<lb/>
wu&#x0364;rde/ dan&#x0303; dz die junge kindlein &#x017F;o &#x017F;eh&#xA75B; geliebt<lb/>
vnd geza&#x0364;rtelt/ ja &#x017F;o gar von den wilden Thie-<lb/>
ren ver&#x017F;chont vnd bißweilen ernehrt werden/<lb/>
daran i&#x017F;t gewißlich nichts anders &#x017F;chuldig/<lb/>
als eben jhre Vn&#x017F;chuldt vnnd Einfalt/ dann<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 2</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[371/0393] Der Landtſtoͤrtzer. ni: zu voll ziehen/ ſie jhꝛe grauitet, ſtudia vnd weiß heit hin dan ſetzẽ/ die toꝛheit vmbfahen vñ mit den weibern ſchertzẽ muͤſſen/ dañ ſie iſt der brunquel/ auß welchem die weiſe Philoſophi, die ernſthafftige Juriſten/ die andaͤchtige reli- gioſen, die ehꝛwuͤrdige Prælaten/ die groß- maͤchtige Herꝛen/ Fuͤrſtẽ/ Koͤnig/ Keyſer/ vnd aller heiligſte Baͤpſt entſpringen/ dañ woferꝛn die torheit vñ der will deß Menſchen nit zuſa- men ſtim̃eten vñ eins waͤren/ ſo wuͤrden wenig Menſchẽ erzeugt vñ geboꝛen werdẽ. Die wei- ber/ welche den groſſen ſchmertzẽ/ muͤhſeligkeit vnd die gefahr deß gebehꝛens einmal verſucht haben/ wurden ſich gewißlich nicht widerum̃ zu den Maͤnnern legen/ woferꝛn ſie nicht biß- weilen naͤrꝛiſch vnd ſchier wuͤtig waͤren. Die nutzbarkeit der thoꝛheit iſt der maſſen groß/ daß ohne ſie/ vnſer Lebẽ gewißlich nichts anders/ als ein pur lautere armſeligkeit ſein wuͤrde/ dañ dz die junge kindlein ſo ſehꝛ geliebt vnd gezaͤrtelt/ ja ſo gar von den wilden Thie- ren verſchont vnd bißweilen ernehrt werden/ daran iſt gewißlich nichts anders ſchuldig/ als eben jhre Vnſchuldt vnnd Einfalt/ dann die A a 2

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/393
Zitationshilfe:	Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/393>, abgerufen am 23.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.