Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Landtstörtzer.
Absolon gleich/ werden jährlich nur einmal
beschoren vnd jhre Haar wachsen geschwindt
wider. Das ist auch ein Fuchsbeicht/ dann
als der Fuchs solte gehenckt werden/ vnnd der
Dachs jhne nach der Beicht an deß Löwen
Hof führte/ sahe er am selbigen Tag etliche
Hennen bey eines Bawren Hof/ vnd sprach:
das ist der weg/ welchen wir gehen müssen/ na-
he bey disem Hauß müssen wir fürüber. Der
Dachs antwortet: Du armseliger Schelm/
hast mir erst alle deine Sünd gebeicht/ vnnd
bekennt daß du vil Hennen gefressen/ vnd hast
mir verheissen/ daß du es nimmer thun wöl-
lest. Der Fuchs aber gab jhm zur antwortija
du sagst die warheit/ Aber ich habs vergessen
gehabt.

Beschließlichen soll man darumb offt
beichten/ allweil dardurch die Göttliche ge-
nad vermehrt vnnd die verdiente Straff ge-
ringert wirdt. Weil der jenig für einen vn-
erbarn vnsauberen Gesellen gehalten wirdt/
der im jahr seine Händ vnd Füß nur einmahl
waschet/ so ist der jenig für vil vnerbarer/ gott-
loser vnd vnreiner zuhalten/ welcher im Jahr

nur
L l

Der Landtſtoͤrtzer.
Abſolon gleich/ werden jaͤhrlich nur einmal
beſchoren vnd jhꝛe Haar wachſen geſchwindt
wider. Das iſt auch ein Fuchsbeicht/ dann
als der Fuchs ſolte gehenckt werden/ vnnd der
Dachs jhne nach der Beicht an deß Loͤwen
Hof fuͤhrte/ ſahe er am ſelbigen Tag etliche
Hennen bey eines Bawren Hof/ vnd ſprach:
das iſt der weg/ welchen wir gehen muͤſſen/ na-
he bey diſem Hauß muͤſſen wir fuͤruͤber. Der
Dachs antwortet: Du armſeliger Schelm/
haſt mir erſt alle deine Suͤnd gebeicht/ vnnd
bekennt daß du vil Hennen gefreſſen/ vnd haſt
mir verheiſſen/ daß du es nimmer thun woͤl-
leſt. Der Fuchs aber gab jhm zur antwortija
du ſagſt die warheit/ Aber ich habs vergeſſen
gehabt.

Beſchließlichen ſoll man darumb offt
beichten/ allweil dardurch die Goͤttliche ge-
nad vermehrt vnnd die verdiente Straff ge-
ringert wirdt. Weil der jenig fuͤr einen vn-
erbarn vnſauberen Geſellen gehalten wirdt/
der im jahr ſeine Haͤnd vnd Fuͤß nur einmahl
waſchet/ ſo iſt der jenig fuͤr vil vnerbarer/ gott-
loſer vnd vnreiner zuhalten/ welcher im Jahr

nur
L l
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0551" n="529"/><fw place="top" type="header">Der Landt&#x017F;to&#x0364;rtzer.</fw><lb/>
Ab&#x017F;olon gleich/ werden ja&#x0364;hrlich nur einmal<lb/>
be&#x017F;choren vnd jh&#xA75B;e Haar wach&#x017F;en ge&#x017F;chwindt<lb/>
wider. Das i&#x017F;t auch ein Fuchsbeicht/ dann<lb/>
als der Fuchs &#x017F;olte gehenckt werden/ vnnd der<lb/>
Dachs jhne nach der Beicht an deß Lo&#x0364;wen<lb/>
Hof fu&#x0364;hrte/ &#x017F;ahe er am &#x017F;elbigen Tag etliche<lb/>
Hennen bey eines Bawren Hof/ vnd &#x017F;prach:<lb/>
das i&#x017F;t der weg/ welchen wir gehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ na-<lb/>
he bey di&#x017F;em Hauß mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir fu&#x0364;ru&#x0364;ber. Der<lb/>
Dachs antwortet: Du arm&#x017F;eliger Schelm/<lb/>
ha&#x017F;t mir er&#x017F;t alle deine Su&#x0364;nd gebeicht/ vnnd<lb/>
bekennt daß du vil Hennen gefre&#x017F;&#x017F;en/ vnd ha&#x017F;t<lb/>
mir verhei&#x017F;&#x017F;en/ daß du es nimmer thun wo&#x0364;l-<lb/>
le&#x017F;t. Der Fuchs aber gab jhm zur antwortija<lb/>
du &#x017F;ag&#x017F;t die warheit/ Aber ich habs verge&#x017F;&#x017F;en<lb/>
gehabt.</p><lb/>
          <p>Be&#x017F;chließlichen &#x017F;oll man darumb offt<lb/>
beichten/ allweil dardurch die Go&#x0364;ttliche ge-<lb/>
nad vermehrt vnnd die verdiente Straff ge-<lb/>
ringert wirdt. Weil der jenig fu&#x0364;r einen vn-<lb/>
erbarn vn&#x017F;auberen Ge&#x017F;ellen gehalten wirdt/<lb/>
der im jahr &#x017F;eine Ha&#x0364;nd vnd Fu&#x0364;ß nur einmahl<lb/>
wa&#x017F;chet/ &#x017F;o i&#x017F;t der jenig fu&#x0364;r vil vnerbarer/ gott-<lb/>
lo&#x017F;er vnd vnreiner zuhalten/ welcher im Jahr<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L l</fw><fw place="bottom" type="catch">nur</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[529/0551] Der Landtſtoͤrtzer. Abſolon gleich/ werden jaͤhrlich nur einmal beſchoren vnd jhꝛe Haar wachſen geſchwindt wider. Das iſt auch ein Fuchsbeicht/ dann als der Fuchs ſolte gehenckt werden/ vnnd der Dachs jhne nach der Beicht an deß Loͤwen Hof fuͤhrte/ ſahe er am ſelbigen Tag etliche Hennen bey eines Bawren Hof/ vnd ſprach: das iſt der weg/ welchen wir gehen muͤſſen/ na- he bey diſem Hauß muͤſſen wir fuͤruͤber. Der Dachs antwortet: Du armſeliger Schelm/ haſt mir erſt alle deine Suͤnd gebeicht/ vnnd bekennt daß du vil Hennen gefreſſen/ vnd haſt mir verheiſſen/ daß du es nimmer thun woͤl- leſt. Der Fuchs aber gab jhm zur antwortija du ſagſt die warheit/ Aber ich habs vergeſſen gehabt. Beſchließlichen ſoll man darumb offt beichten/ allweil dardurch die Goͤttliche ge- nad vermehrt vnnd die verdiente Straff ge- ringert wirdt. Weil der jenig fuͤr einen vn- erbarn vnſauberen Geſellen gehalten wirdt/ der im jahr ſeine Haͤnd vnd Fuͤß nur einmahl waſchet/ ſo iſt der jenig fuͤr vil vnerbarer/ gott- loſer vnd vnreiner zuhalten/ welcher im Jahr nur L l

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/551
Zitationshilfe: Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/albertinus_landtstoertzer01_1615/551>, abgerufen am 22.11.2024.