Albertinus, Aegidius: Der Landtstörtzer: Gusman von Alfarche oder Picaro genannt. Bd. 1. München, 1615.Der Landtstörtzer. in jhren guten Wercken glorieren/ wie diePfawen/ welche mit der schönheit jhres Schwantzes stoltziren vnd prangen/ aber die schändtlichheit jhres Gesässes vnnd Füssen nicht warnemmen. Einsmals merckte ein Landtsknecht/ daß ein Bettler mit seinem Mantel disputirte vnd jhne gleichsamb pein- lich besprachte/ damit er die warheit auß jhm brächte: Letztlichen antwortete er jhm selbst an statt deß Mantels vnd bekente/ daß vber siben- zig Thaler drinn verborgen oder vernehet we- ren. Als der Landtsknecht solches gehört/ ging er dem Bettler gleichsamb von vngefahr ent- gegen/ stellte sich mitleidig gegen jhm/ vnnd sprach: Mein armer Mann/ gib mir deinen geflickten Mantel ich will dir einen gantz gu- ten darfür geben. Der Bettler reichte jhm den Mantel alsbald dar/ vnd vermeinte daß jhms nur schertz were/ seytemal die Landtskurcht nit so freygebig zusein pflegen mit Allmusen. Er hette auch gern wider zuruck gezuckt/ a- ber der Landtsknecht nam jhm seinen Man- tel sambt dem darin vernehten Gelt. O wie vil dergleichen Narren findt man/ welche/ ob schon
Der Landtſtoͤrtzer. in jhren guten Wercken glorieren/ wie diePfawen/ welche mit der ſchoͤnheit jhres Schwantzes ſtoltziren vnd prangen/ aber die ſchaͤndtlichheit jhres Geſaͤſſes vnnd Fuͤſſen nicht warnemmen. Einsmals merckte ein Landtsknecht/ daß ein Bettler mit ſeinem Mantel diſputirte vnd jhne gleichſamb pein- lich beſprachte/ damit er die warheit auß jhm braͤchte: Letztlichen antwortete er jhm ſelbſt an ſtatt deß Mantels vnd bekente/ daß vber ſiben- zig Thaler drinn verborgen oder vernehet we- ren. Als der Landtsknecht ſolches gehoͤꝛt/ ging er dem Bettler gleichſamb von vngefahr ent- gegen/ ſtellte ſich mitleidig gegen jhm/ vnnd ſprach: Mein armer Mann/ gib mir deinen geflickten Mantel ich will dir einen gantz gu- ten darfuͤr geben. Der Bettler reichte jhm den Mantel alsbald dar/ vnd vermeinte daß jhms nur ſchertz were/ ſeytemal die Landtskurcht nit ſo freygebig zuſein pflegen mit Allmuſen. Er hette auch gern wider zuruck gezuckt/ a- ber der Landtsknecht nam jhm ſeinen Man- tel ſambt dem darin vernehten Gelt. O wie vil dergleichen Narꝛen findt man/ welche/ ob ſchon
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Der Landtſtoͤrtzer.
in jhren guten Wercken glorieren/ wie die
Pfawen/ welche mit der ſchoͤnheit jhres
Schwantzes ſtoltziren vnd prangen/ aber die
ſchaͤndtlichheit jhres Geſaͤſſes vnnd Fuͤſſen
nicht warnemmen. Einsmals merckte ein
Landtsknecht/ daß ein Bettler mit ſeinem
Mantel diſputirte vnd jhne gleichſamb pein-
lich beſprachte/ damit er die warheit auß jhm
braͤchte: Letztlichen antwortete er jhm ſelbſt an
ſtatt deß Mantels vnd bekente/ daß vber ſiben-
zig Thaler drinn verborgen oder vernehet we-
ren. Als der Landtsknecht ſolches gehoͤꝛt/ ging
er dem Bettler gleichſamb von vngefahr ent-
gegen/ ſtellte ſich mitleidig gegen jhm/ vnnd
ſprach: Mein armer Mann/ gib mir deinen
geflickten Mantel ich will dir einen gantz gu-
ten darfuͤr geben. Der Bettler reichte jhm den
Mantel alsbald dar/ vnd vermeinte daß jhms
nur ſchertz were/ ſeytemal die Landtskurcht
nit ſo freygebig zuſein pflegen mit Allmuſen.
Er hette auch gern wider zuruck gezuckt/ a-
ber der Landtsknecht nam jhm ſeinen Man-
tel ſambt dem darin vernehten Gelt. O wie
vil dergleichen Narꝛen findt man/ welche/ ob
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