Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100.im Lager seit dieser Zeit eine allgemeine Wuth gegen Die Tage wurden kürzer und die Nachtkälte in Es war ein schönes Schauspiel vor mir. Der im Lager ſeit dieſer Zeit eine allgemeine Wuth gegen Die Tage wurden kürzer und die Nachtkälte in Es war ein ſchönes Schauſpiel vor mir. Der <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0029"/> im Lager ſeit dieſer Zeit eine allgemeine Wuth gegen<lb/> den unſichtbaren Franzoſen, wie man meinen Terrori-<lb/> ſten von nun an benannte.</p><lb/> <p>Die Tage wurden kürzer und die Nachtkälte in<lb/> den leichten Strohhütten immer empfindlicher; aber<lb/> Givet wollte ſich nicht ergeben. Sehnſuchtsvoll blickte<lb/> ich oft am Tage von einem Berggipfel herab auf die<lb/> ſchöne von der Sonne beleuchtete Stadt, aber noch<lb/> weit ſehnſüchtiger in einer Nacht, als ich am Abhange<lb/> eines Hügels an einem von hohen Pappeln umkränz-<lb/> ten Forellenteiche, Wache ſtand, und hinter der weiten<lb/> Mondfläche die dunklere Stadt, aus welcher hie und<lb/> dort ein Licht flimmerte, vor mir liegen ſah. Ach,<lb/> dachte ich, wie warm muß es drinnen ſeyn, und wie<lb/> ſüß ſich’s in einem Bette ſchlafen laſſen! Wenn man<lb/> drei Monate auf faulendem Stroh und Steinhaufen,<lb/> unter offenem Himmel, oder unter einem Dach gele-<lb/> gen, das jeder ſtärkere Regenguß abzuſpühlen drohete,<lb/> iſt es wohl vergönnt, einen ſolchen Wunſch nicht allein<lb/> zu hegen, ſondern auch auszuſprechen. Ueberhaupt<lb/> war die Stadt ein gelobtes Land, das man kaum zu<lb/> betreten hoffte. Man drückte ſich die Hände, und<lb/> wenn man etwas Liebes und Gutes einem Freunde<lb/> wünſchte, ſagte man: „Wenn wir drin ſind!“ —</p><lb/> <p>Es war ein ſchönes Schauſpiel vor mir. Der<lb/> Mond ſpiegelte ſich im Teiche und goß ſeinen kalten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0029]
im Lager ſeit dieſer Zeit eine allgemeine Wuth gegen
den unſichtbaren Franzoſen, wie man meinen Terrori-
ſten von nun an benannte.
Die Tage wurden kürzer und die Nachtkälte in
den leichten Strohhütten immer empfindlicher; aber
Givet wollte ſich nicht ergeben. Sehnſuchtsvoll blickte
ich oft am Tage von einem Berggipfel herab auf die
ſchöne von der Sonne beleuchtete Stadt, aber noch
weit ſehnſüchtiger in einer Nacht, als ich am Abhange
eines Hügels an einem von hohen Pappeln umkränz-
ten Forellenteiche, Wache ſtand, und hinter der weiten
Mondfläche die dunklere Stadt, aus welcher hie und
dort ein Licht flimmerte, vor mir liegen ſah. Ach,
dachte ich, wie warm muß es drinnen ſeyn, und wie
ſüß ſich’s in einem Bette ſchlafen laſſen! Wenn man
drei Monate auf faulendem Stroh und Steinhaufen,
unter offenem Himmel, oder unter einem Dach gele-
gen, das jeder ſtärkere Regenguß abzuſpühlen drohete,
iſt es wohl vergönnt, einen ſolchen Wunſch nicht allein
zu hegen, ſondern auch auszuſprechen. Ueberhaupt
war die Stadt ein gelobtes Land, das man kaum zu
betreten hoffte. Man drückte ſich die Hände, und
wenn man etwas Liebes und Gutes einem Freunde
wünſchte, ſagte man: „Wenn wir drin ſind!“ —
Es war ein ſchönes Schauſpiel vor mir. Der
Mond ſpiegelte ſich im Teiche und goß ſeinen kalten
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Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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