Alexis, Willibald: Iblou. In: Ders.: Gesammelte Novellen. Erster Band. Berlin, 1830, S. 1–100."Meine Herren, ich bitte, um meinet- und unse- Der unterwürfige Ton paßte schlecht mit der gi- Abgemacht! was hängen muß, wird hängen; wir „Meine Herren, ich bitte, um meinet- und unſe- Der unterwürfige Ton paßte ſchlecht mit der gi- Abgemacht! was hängen muß, wird hängen; wir <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0060"/> <p>„Meine Herren, ich bitte, um meinet- und unſe-<lb/> rer heiligen Religion willen, laſſen Sie für diesmal<lb/> die Sache auf ſich beruhen. Mit einem Wort: er iſt<lb/> mein Privatfeind. Jch wünſchte nicht, daß es hieße,<lb/> ich hätte ihn den Feinden des Vaterlandes verrathen.<lb/> Sie wiſſen, in dieſem Lichte iſt eine Faction, die Thron<lb/> und Altar zu erniedrigen ſucht, bemüht, unſere Be-<lb/> freier der verblendeten Nation vorzuſtellen. Es kämen<lb/> vielleicht viele üble Dinge zur Sprache. Gott bewahre<lb/> Sie und Jeden vor denen, die keine Religion haben.“</p><lb/> <p>Der unterwürfige Ton paßte ſchlecht mit der gi-<lb/> gantiſchen Geſtalt und der Stimme des Sprechenden;<lb/> auch war es ſichtlich, daß er einen ganz andern Aus-<lb/> gang erwartet hatte, als der fröhliche Hauptmann die<lb/> ganze Sache mit den Worten ſchloß:</p><lb/> <p>Abgemacht! was hängen muß, wird hängen; wir<lb/> aber wollen trinken und offenherzig ſeyn. Und um<lb/> mit letzterm anzufangen, frage ich Sie: Sind Sie ein<lb/> Engländer oder Franzoſe? Noch immer keine Damen,<lb/> trotz Jhrem Verſprechen, am Tiſche. Sie ſind ein<lb/> vortrefflicher und ein charmanter Mann, aber eine Dame<lb/> ſind Sie darum noch nicht. Jhr Keller iſt auch vor-<lb/> trefflich, aber eine Dame iſt er auch nicht. Und der<lb/> Wein allein vertreibt nicht den Trübſinn in der ver-<lb/> dammten Ardennenſchlucht! Warum erſcheint Jhre<lb/> Nichte nicht bei Tiſche?“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0060]
„Meine Herren, ich bitte, um meinet- und unſe-
rer heiligen Religion willen, laſſen Sie für diesmal
die Sache auf ſich beruhen. Mit einem Wort: er iſt
mein Privatfeind. Jch wünſchte nicht, daß es hieße,
ich hätte ihn den Feinden des Vaterlandes verrathen.
Sie wiſſen, in dieſem Lichte iſt eine Faction, die Thron
und Altar zu erniedrigen ſucht, bemüht, unſere Be-
freier der verblendeten Nation vorzuſtellen. Es kämen
vielleicht viele üble Dinge zur Sprache. Gott bewahre
Sie und Jeden vor denen, die keine Religion haben.“
Der unterwürfige Ton paßte ſchlecht mit der gi-
gantiſchen Geſtalt und der Stimme des Sprechenden;
auch war es ſichtlich, daß er einen ganz andern Aus-
gang erwartet hatte, als der fröhliche Hauptmann die
ganze Sache mit den Worten ſchloß:
Abgemacht! was hängen muß, wird hängen; wir
aber wollen trinken und offenherzig ſeyn. Und um
mit letzterm anzufangen, frage ich Sie: Sind Sie ein
Engländer oder Franzoſe? Noch immer keine Damen,
trotz Jhrem Verſprechen, am Tiſche. Sie ſind ein
vortrefflicher und ein charmanter Mann, aber eine Dame
ſind Sie darum noch nicht. Jhr Keller iſt auch vor-
trefflich, aber eine Dame iſt er auch nicht. Und der
Wein allein vertreibt nicht den Trübſinn in der ver-
dammten Ardennenſchlucht! Warum erſcheint Jhre
Nichte nicht bei Tiſche?“
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Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
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