durchdringend freundlichen Blicke hinzu. -- Das bleibt natürlich unter uns, und Lombard that natürlich das Seinige dagegen zu protestiren und auf seine unter¬ geordnete Stellung zu weisen. -- Wie Sie wollen, sagte Napoleon lächelnd, ich nehme die Menschen wie sie sind, respectire aber auch den Schein, den sie her¬ vorzukehren für nöthig halten. -- Und nun floß das Gespräch anmuthig hin, wie zwischen Zweien, die, wie Schiller sagt, auf der Menschheit Höhen stehen, und parteilos und affectlos das Getriebe tief unter sich betrachten."
"Und bei dem Gespräche blieb es?"
"Lombard kann nicht genug sein Entzücken über den reichen Geist ausdrücken. Er schüttete seine An¬ schauungen über die Weltverhältnisse wie eine Fee aus ihrem Füllhorn. Unser Freund sagt, er hat in dieser einen Stunde viel gelernt."
"Dazu ward er indeß nicht hingeschickt. -- Und noch gar keine positiven Resultate?"
"Wir können ganz beruhigt sein. Bonaparte hegt eine Achtung vor Preußen, die mich wirklich über¬ rascht hat. Wenn er von Friedrich spricht -- nun das versteht sich von einem Genius, wie seiner von selbst. Er mahlte seine Schlachten; als er die von Hochkirch schilderte, gerieth er in eine wahre Begeiste¬ rung: "Die gewonnenen Schlachten wolle er dem großen Todten lassen, rief er aus, aber er gebe drei seiner eigenen Siege für den Rückzug von Hochkirch."
"Lombards Mission war aber doch nicht eigent¬
durchdringend freundlichen Blicke hinzu. — Das bleibt natürlich unter uns, und Lombard that natürlich das Seinige dagegen zu proteſtiren und auf ſeine unter¬ geordnete Stellung zu weiſen. — Wie Sie wollen, ſagte Napoleon lächelnd, ich nehme die Menſchen wie ſie ſind, reſpectire aber auch den Schein, den ſie her¬ vorzukehren für nöthig halten. — Und nun floß das Geſpräch anmuthig hin, wie zwiſchen Zweien, die, wie Schiller ſagt, auf der Menſchheit Höhen ſtehen, und parteilos und affectlos das Getriebe tief unter ſich betrachten.“
„Und bei dem Geſpräche blieb es?“
„Lombard kann nicht genug ſein Entzücken über den reichen Geiſt ausdrücken. Er ſchüttete ſeine An¬ ſchauungen über die Weltverhältniſſe wie eine Fee aus ihrem Füllhorn. Unſer Freund ſagt, er hat in dieſer einen Stunde viel gelernt.“
„Dazu ward er indeß nicht hingeſchickt. — Und noch gar keine poſitiven Reſultate?“
„Wir können ganz beruhigt ſein. Bonaparte hegt eine Achtung vor Preußen, die mich wirklich über¬ raſcht hat. Wenn er von Friedrich ſpricht — nun das verſteht ſich von einem Genius, wie ſeiner von ſelbſt. Er mahlte ſeine Schlachten; als er die von Hochkirch ſchilderte, gerieth er in eine wahre Begeiſte¬ rung: „Die gewonnenen Schlachten wolle er dem großen Todten laſſen, rief er aus, aber er gebe drei ſeiner eigenen Siege für den Rückzug von Hochkirch.“
„Lombards Miſſion war aber doch nicht eigent¬
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durchdringend freundlichen Blicke hinzu. — Das bleibt
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Seinige dagegen zu proteſtiren und auf ſeine unter¬
geordnete Stellung zu weiſen. — Wie Sie wollen,
ſagte Napoleon lächelnd, ich nehme die Menſchen wie
ſie ſind, reſpectire aber auch den Schein, den ſie her¬
vorzukehren für nöthig halten. — Und nun floß das
Geſpräch anmuthig hin, wie zwiſchen Zweien, die,
wie Schiller ſagt, auf der Menſchheit Höhen ſtehen,
und parteilos und affectlos das Getriebe tief unter
ſich betrachten.“
„Und bei dem Geſpräche blieb es?“
„Lombard kann nicht genug ſein Entzücken über
den reichen Geiſt ausdrücken. Er ſchüttete ſeine An¬
ſchauungen über die Weltverhältniſſe wie eine Fee
aus ihrem Füllhorn. Unſer Freund ſagt, er hat in
dieſer einen Stunde viel gelernt.“
„Dazu ward er indeß nicht hingeſchickt. — Und
noch gar keine poſitiven Reſultate?“
„Wir können ganz beruhigt ſein. Bonaparte hegt
eine Achtung vor Preußen, die mich wirklich über¬
raſcht hat. Wenn er von Friedrich ſpricht — nun
das verſteht ſich von einem Genius, wie ſeiner von
ſelbſt. Er mahlte ſeine Schlachten; als er die von
Hochkirch ſchilderte, gerieth er in eine wahre Begeiſte¬
rung: „Die gewonnenen Schlachten wolle er dem
großen Todten laſſen, rief er aus, aber er gebe drei
ſeiner eigenen Siege für den Rückzug von Hochkirch.“
„Lombards Miſſion war aber doch nicht eigent¬
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/105>, abgerufen am 18.05.2024.
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