bis die anderen angriffen, dann hätte der liebe Gott ihm auch nicht beigestanden, und was aus unserem Preußen geworden, das weiß der Teufel."
Ein herzlicher Händeschlag folgte dem Schulter¬ schlag. Auch mit der Frau Kriegsräthin: "Reden Sie meinem Manne nur ein Bischen ins Gewissen rein; Herr Major, 's thut zuweilen Noth, wenn er gar zu zipp ist. Sonst ist's ein guter Mann. Und zu Tisch bleiben Sie doch unser lieber Gast? Es wird gleich angerichtet."
"Danke schönstens, Frau Kriegsräthin, habe meinen Speckeierkuchen schon im Kruge verzehrt, aber ein Gläschen Wein, da ich so was im Korbe flim¬ mern sehe, und auf des Königs Gesundheit, das schlägt ein guter Soldat und Unterthan niemals aus."
Der Invalide konnte doch nicht lange stehen, zum einen Schemel unter der Linde war ein zweiter gerückt, und als die Wirthin sich empfahl, um in der Küche nachzusehen, dampften schon zwei Pfeifen.
"Es kann doch nicht Dein Ernst sein, sagte der Kriegsrath. Denn wer kennt besser unsere Officiere als Du!"
"Freilich kenne ich sie, ich habe sie jedoch auch gekannt, als sie noch andere waren. Aber das weiß ich auch, je mehr Ihr Euch von ihnen zurückzieht, so schlimmer wird's. Auch die Soldaten waren nicht so arg, als Friedrichs Auge noch über sie wachte. Doch das thut's nicht allein. Wenn Ihr nicht vor ihrem Anblick liefet und die Thüren zuschlügt, wo
bis die anderen angriffen, dann hätte der liebe Gott ihm auch nicht beigeſtanden, und was aus unſerem Preußen geworden, das weiß der Teufel.“
Ein herzlicher Händeſchlag folgte dem Schulter¬ ſchlag. Auch mit der Frau Kriegsräthin: „Reden Sie meinem Manne nur ein Biſchen ins Gewiſſen rein; Herr Major, 's thut zuweilen Noth, wenn er gar zu zipp iſt. Sonſt iſt's ein guter Mann. Und zu Tiſch bleiben Sie doch unſer lieber Gaſt? Es wird gleich angerichtet.“
„Danke ſchönſtens, Frau Kriegsräthin, habe meinen Speckeierkuchen ſchon im Kruge verzehrt, aber ein Gläschen Wein, da ich ſo was im Korbe flim¬ mern ſehe, und auf des Königs Geſundheit, das ſchlägt ein guter Soldat und Unterthan niemals aus.“
Der Invalide konnte doch nicht lange ſtehen, zum einen Schemel unter der Linde war ein zweiter gerückt, und als die Wirthin ſich empfahl, um in der Küche nachzuſehen, dampften ſchon zwei Pfeifen.
„Es kann doch nicht Dein Ernſt ſein, ſagte der Kriegsrath. Denn wer kennt beſſer unſere Officiere als Du!“
„Freilich kenne ich ſie, ich habe ſie jedoch auch gekannt, als ſie noch andere waren. Aber das weiß ich auch, je mehr Ihr Euch von ihnen zurückzieht, ſo ſchlimmer wird's. Auch die Soldaten waren nicht ſo arg, als Friedrichs Auge noch über ſie wachte. Doch das thut's nicht allein. Wenn Ihr nicht vor ihrem Anblick liefet und die Thüren zuſchlügt, wo
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bis die anderen angriffen, dann hätte der liebe Gott
ihm auch nicht beigeſtanden, und was aus unſerem
Preußen geworden, das weiß der Teufel.“
Ein herzlicher Händeſchlag folgte dem Schulter¬
ſchlag. Auch mit der Frau Kriegsräthin: „Reden
Sie meinem Manne nur ein Biſchen ins Gewiſſen
rein; Herr Major, 's thut zuweilen Noth, wenn er
gar zu zipp iſt. Sonſt iſt's ein guter Mann. Und
zu Tiſch bleiben Sie doch unſer lieber Gaſt? Es
wird gleich angerichtet.“
„Danke ſchönſtens, Frau Kriegsräthin, habe
meinen Speckeierkuchen ſchon im Kruge verzehrt, aber
ein Gläschen Wein, da ich ſo was im Korbe flim¬
mern ſehe, und auf des Königs Geſundheit, das
ſchlägt ein guter Soldat und Unterthan niemals aus.“
Der Invalide konnte doch nicht lange ſtehen,
zum einen Schemel unter der Linde war ein zweiter
gerückt, und als die Wirthin ſich empfahl, um in
der Küche nachzuſehen, dampften ſchon zwei Pfeifen.
„Es kann doch nicht Dein Ernſt ſein, ſagte der
Kriegsrath. Denn wer kennt beſſer unſere Officiere
als Du!“
„Freilich kenne ich ſie, ich habe ſie jedoch auch
gekannt, als ſie noch andere waren. Aber das weiß
ich auch, je mehr Ihr Euch von ihnen zurückzieht,
ſo ſchlimmer wird's. Auch die Soldaten waren nicht
ſo arg, als Friedrichs Auge noch über ſie wachte.
Doch das thut's nicht allein. Wenn Ihr nicht vor
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/149>, abgerufen am 22.11.2024.
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