bildeten; und hatte wohl die Absicht, daß ich dann avanciren sollte. Ich ließ gehorsamst mich bedanken für die gnädige Attention, mein ganzes Leben aber wäre regulair gewesen, und so möcht ich's auch gern zu Ende bringen. Da hat Friedrich gelacht, ich weiß es, und hat gesagt: "Der ist ein Starrkopf, so soll er's haben! --" Siehst Du, das war so viel für mich als ein Orden! -- Nachher hat er mich wohl ver¬ gessen. Aber ich habe noch einen Orden von ihm."
"Du!"
"Es war sein Sterbejahr. Mir ahnte es. Da hatte ich keine Ruhe mehr. Wenn ich ihn noch ein Mal sehen könnte! Hatte längst meinen Abschied, wie Du weißt. Jetzt war ich nun Major, ein Invaliden¬ major. Reiste nach Potsdam und ging nach Sans¬ souci hinaus. Das Glück wollte mir wohl. Ein alter Kammerdiener, den ich kannte, ließ mich auf die Terrasse. Es war ein sonniger, schöner Nach¬ mittag, wie heut; nur noch schöner, es spielte so was wie der Duft in den Orangenbäumen, die Sperlinge zwitscherten. Der König saß an der offenen Glas¬ thür in seinem Lehnstuhl, den Pelz übergedeckt. Sie wollten ihn zum letzten Mal die Luft dieser Erde recht frisch kosten lassen. Vor sich sah er nun, was er geschaffen hatte, und darüber hinaus den blauen Himmel, den der liebe Gott geschaffen hat. Die Kieferwälder in der Ferne bewegten sich. Mir war's als hätt' ich beten mögen. Und ich muß auch wohl die Hände gefaltet haben. Wollte stehen bleiben
bildeten; und hatte wohl die Abſicht, daß ich dann avanciren ſollte. Ich ließ gehorſamſt mich bedanken für die gnädige Attention, mein ganzes Leben aber wäre regulair geweſen, und ſo möcht ich's auch gern zu Ende bringen. Da hat Friedrich gelacht, ich weiß es, und hat geſagt: „Der iſt ein Starrkopf, ſo ſoll er's haben! —“ Siehſt Du, das war ſo viel für mich als ein Orden! — Nachher hat er mich wohl ver¬ geſſen. Aber ich habe noch einen Orden von ihm.“
„Du!“
„Es war ſein Sterbejahr. Mir ahnte es. Da hatte ich keine Ruhe mehr. Wenn ich ihn noch ein Mal ſehen könnte! Hatte längſt meinen Abſchied, wie Du weißt. Jetzt war ich nun Major, ein Invaliden¬ major. Reiſte nach Potsdam und ging nach Sans¬ ſouci hinaus. Das Glück wollte mir wohl. Ein alter Kammerdiener, den ich kannte, ließ mich auf die Terraſſe. Es war ein ſonniger, ſchöner Nach¬ mittag, wie heut; nur noch ſchöner, es ſpielte ſo was wie der Duft in den Orangenbäumen, die Sperlinge zwitſcherten. Der König ſaß an der offenen Glas¬ thür in ſeinem Lehnſtuhl, den Pelz übergedeckt. Sie wollten ihn zum letzten Mal die Luft dieſer Erde recht friſch koſten laſſen. Vor ſich ſah er nun, was er geſchaffen hatte, und darüber hinaus den blauen Himmel, den der liebe Gott geſchaffen hat. Die Kieferwälder in der Ferne bewegten ſich. Mir war's als hätt' ich beten mögen. Und ich muß auch wohl die Hände gefaltet haben. Wollte ſtehen bleiben
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bildeten; und hatte wohl die Abſicht, daß ich dann
avanciren ſollte. Ich ließ gehorſamſt mich bedanken
für die gnädige Attention, mein ganzes Leben aber
wäre regulair geweſen, und ſo möcht ich's auch gern
zu Ende bringen. Da hat Friedrich gelacht, ich weiß
es, und hat geſagt: „Der iſt ein Starrkopf, ſo ſoll
er's haben! —“ Siehſt Du, das war ſo viel für mich
als ein Orden! — Nachher hat er mich wohl ver¬
geſſen. Aber ich habe noch einen Orden von ihm.“
„Du!“
„Es war ſein Sterbejahr. Mir ahnte es. Da
hatte ich keine Ruhe mehr. Wenn ich ihn noch ein
Mal ſehen könnte! Hatte längſt meinen Abſchied, wie
Du weißt. Jetzt war ich nun Major, ein Invaliden¬
major. Reiſte nach Potsdam und ging nach Sans¬
ſouci hinaus. Das Glück wollte mir wohl. Ein
alter Kammerdiener, den ich kannte, ließ mich auf
die Terraſſe. Es war ein ſonniger, ſchöner Nach¬
mittag, wie heut; nur noch ſchöner, es ſpielte ſo was
wie der Duft in den Orangenbäumen, die Sperlinge
zwitſcherten. Der König ſaß an der offenen Glas¬
thür in ſeinem Lehnſtuhl, den Pelz übergedeckt. Sie
wollten ihn zum letzten Mal die Luft dieſer Erde
recht friſch koſten laſſen. Vor ſich ſah er nun, was
er geſchaffen hatte, und darüber hinaus den blauen
Himmel, den der liebe Gott geſchaffen hat. Die
Kieferwälder in der Ferne bewegten ſich. Mir
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/153>, abgerufen am 24.11.2024.
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