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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

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Laube. Eine schwarze Wolke fuhr gerade über den
Horizont. Es war sehr heiß, der helle Schweiß
perlte ihm auf der Stirn. Indem er ihn abtrocknete,
verweilte er an den Augen. Er mußte auch da etwas
zu trocknen haben.

"Du helle Sonne, die Du auf ihn scheinst, den
Einzigen, Herr Gott, wenn Du untergesunken wärst
mit dem Licht seiner Augen, und es wäre wirklich
Nacht geworden --"

Er sprachs mit feierlicher, aber zitternder Stimme;
es war nicht was er sprechen wollte. Darum hielt
er wohl inne, das Glas in seiner Hand zitterte. Der
Kriegsrath sah ihn ängstlich an, die Kriegsräthin
nach der Flasche, ob er zu viel getrunken.

Da schmetterte heiter und lustig das Reiterlied
aus dem Kruge. Er fuhr fort:

"Nein -- nein -- es wird wieder Tag werden.
Das alles kann nicht untergegangen sein -- es kann
nicht, es kann nicht. Es schläft nur eine Weile.
Und wir werden aufwachen, und andre Augen werden
strahlen. Unser junger, lieber, bürgerfreundlicher
König, meine Freunde, daß die Sonne Preußens
vor ihm aufgehe, daß sein Auge hell aufgehe, das
Gute vom Bösen zu unterscheiden, daß sein Sinn
sich kräftige und stählern werde gegen die Rathschläge
der Weichherzigen, der Schmeichler und Bösen, unser
guter junger König soll leben hoch in aller Preußen
Herzen!"

Man stieß an, und die Gläser klangen auch ziem¬

Laube. Eine ſchwarze Wolke fuhr gerade über den
Horizont. Es war ſehr heiß, der helle Schweiß
perlte ihm auf der Stirn. Indem er ihn abtrocknete,
verweilte er an den Augen. Er mußte auch da etwas
zu trocknen haben.

„Du helle Sonne, die Du auf ihn ſcheinſt, den
Einzigen, Herr Gott, wenn Du untergeſunken wärſt
mit dem Licht ſeiner Augen, und es wäre wirklich
Nacht geworden —“

Er ſprachs mit feierlicher, aber zitternder Stimme;
es war nicht was er ſprechen wollte. Darum hielt
er wohl inne, das Glas in ſeiner Hand zitterte. Der
Kriegsrath ſah ihn ängſtlich an, die Kriegsräthin
nach der Flaſche, ob er zu viel getrunken.

Da ſchmetterte heiter und luſtig das Reiterlied
aus dem Kruge. Er fuhr fort:

„Nein — nein — es wird wieder Tag werden.
Das alles kann nicht untergegangen ſein — es kann
nicht, es kann nicht. Es ſchläft nur eine Weile.
Und wir werden aufwachen, und andre Augen werden
ſtrahlen. Unſer junger, lieber, bürgerfreundlicher
König, meine Freunde, daß die Sonne Preußens
vor ihm aufgehe, daß ſein Auge hell aufgehe, das
Gute vom Böſen zu unterſcheiden, daß ſein Sinn
ſich kräftige und ſtählern werde gegen die Rathſchläge
der Weichherzigen, der Schmeichler und Böſen, unſer
guter junger König ſoll leben hoch in aller Preußen
Herzen!“

Man ſtieß an, und die Gläſer klangen auch ziem¬

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[146/0160] Laube. Eine ſchwarze Wolke fuhr gerade über den Horizont. Es war ſehr heiß, der helle Schweiß perlte ihm auf der Stirn. Indem er ihn abtrocknete, verweilte er an den Augen. Er mußte auch da etwas zu trocknen haben. „Du helle Sonne, die Du auf ihn ſcheinſt, den Einzigen, Herr Gott, wenn Du untergeſunken wärſt mit dem Licht ſeiner Augen, und es wäre wirklich Nacht geworden —“ Er ſprachs mit feierlicher, aber zitternder Stimme; es war nicht was er ſprechen wollte. Darum hielt er wohl inne, das Glas in ſeiner Hand zitterte. Der Kriegsrath ſah ihn ängſtlich an, die Kriegsräthin nach der Flaſche, ob er zu viel getrunken. Da ſchmetterte heiter und luſtig das Reiterlied aus dem Kruge. Er fuhr fort: „Nein — nein — es wird wieder Tag werden. Das alles kann nicht untergegangen ſein — es kann nicht, es kann nicht. Es ſchläft nur eine Weile. Und wir werden aufwachen, und andre Augen werden ſtrahlen. Unſer junger, lieber, bürgerfreundlicher König, meine Freunde, daß die Sonne Preußens vor ihm aufgehe, daß ſein Auge hell aufgehe, das Gute vom Böſen zu unterſcheiden, daß ſein Sinn ſich kräftige und ſtählern werde gegen die Rathſchläge der Weichherzigen, der Schmeichler und Böſen, unſer guter junger König ſoll leben hoch in aller Preußen Herzen!“ Man ſtieß an, und die Gläſer klangen auch ziem¬

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/160>, abgerufen am 21.11.2024.