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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

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ken Sie ein Glas Champagner um sich aufzu¬
heitern."

"Nicht nöthig Excellenz! hier das Concept,
brauche nur ein Paar Striche zu ändern."

Mit Secretair und Bote war man in Ordnung,
natürlich, nachdem man es einigermaßen mit der
Toilette geworden, zwei Krystallflaschen mit frischem
Brunnenwasser standen auf dem Tische und der Ge¬
heimrath schrieb an der Ecke, während der Minister
ein Gespräch mit dem Kammerherrn führte. St. Real
hatte sichtlich am wenigsten von dem süßen Trauben¬
saft genossen, oder es darin zu einer Virtuosität ge¬
bracht, daß man die Wirkungen nicht merkte. Der
Minister hörte ihn, im Armstuhl zurückgesunken, mit
einiger Anstrengung an, während der Kammerherr
halb vor ihm stand, halb auf dem Tische saß. Wir
hören, da das Gespräch halblaut geführt wird, nur
einiges heraus.

"Malchen -- Malchen? Der Name kommt mir
bekannt vor."

"Erinnern sich Excellenz vielleicht des Wald¬
kindes, das der Höchstselige auf einer Promenade
finden mußte?"

"Das ist lange her -- spielte sie nicht die Gurly?
Die war freilich noch nicht geschrieben."

"Einer der hübschesten Züge von der Lichtenau;
wie überhaupt, es war doch eine seltene Frau. Der
Höchstselige hatte die ersten Brustbeklemmungen, und
empfand eine Sehnsucht nach etwas Natürlichem und

ken Sie ein Glas Champagner um ſich aufzu¬
heitern.“

„Nicht nöthig Excellenz! hier das Concept,
brauche nur ein Paar Striche zu ändern.“

Mit Secretair und Bote war man in Ordnung,
natürlich, nachdem man es einigermaßen mit der
Toilette geworden, zwei Kryſtallflaſchen mit friſchem
Brunnenwaſſer ſtanden auf dem Tiſche und der Ge¬
heimrath ſchrieb an der Ecke, während der Miniſter
ein Geſpräch mit dem Kammerherrn führte. St. Real
hatte ſichtlich am wenigſten von dem ſüßen Trauben¬
ſaft genoſſen, oder es darin zu einer Virtuoſität ge¬
bracht, daß man die Wirkungen nicht merkte. Der
Miniſter hörte ihn, im Armſtuhl zurückgeſunken, mit
einiger Anſtrengung an, während der Kammerherr
halb vor ihm ſtand, halb auf dem Tiſche ſaß. Wir
hören, da das Geſpräch halblaut geführt wird, nur
einiges heraus.

„Malchen — Malchen? Der Name kommt mir
bekannt vor.“

„Erinnern ſich Excellenz vielleicht des Wald¬
kindes, das der Höchſtſelige auf einer Promenade
finden mußte?“

„Das iſt lange her — ſpielte ſie nicht die Gurly?
Die war freilich noch nicht geſchrieben.“

„Einer der hübſcheſten Züge von der Lichtenau;
wie überhaupt, es war doch eine ſeltene Frau. Der
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[266/0280] ken Sie ein Glas Champagner um ſich aufzu¬ heitern.“ „Nicht nöthig Excellenz! hier das Concept, brauche nur ein Paar Striche zu ändern.“ Mit Secretair und Bote war man in Ordnung, natürlich, nachdem man es einigermaßen mit der Toilette geworden, zwei Kryſtallflaſchen mit friſchem Brunnenwaſſer ſtanden auf dem Tiſche und der Ge¬ heimrath ſchrieb an der Ecke, während der Miniſter ein Geſpräch mit dem Kammerherrn führte. St. Real hatte ſichtlich am wenigſten von dem ſüßen Trauben¬ ſaft genoſſen, oder es darin zu einer Virtuoſität ge¬ bracht, daß man die Wirkungen nicht merkte. Der Miniſter hörte ihn, im Armſtuhl zurückgeſunken, mit einiger Anſtrengung an, während der Kammerherr halb vor ihm ſtand, halb auf dem Tiſche ſaß. Wir hören, da das Geſpräch halblaut geführt wird, nur einiges heraus. „Malchen — Malchen? Der Name kommt mir bekannt vor.“ „Erinnern ſich Excellenz vielleicht des Wald¬ kindes, das der Höchſtſelige auf einer Promenade finden mußte?“ „Das iſt lange her — ſpielte ſie nicht die Gurly? Die war freilich noch nicht geſchrieben.“ „Einer der hübſcheſten Züge von der Lichtenau; wie überhaupt, es war doch eine ſeltene Frau. Der Höchſtſelige hatte die erſten Bruſtbeklemmungen, und empfand eine Sehnſucht nach etwas Natürlichem und

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/280>, abgerufen am 24.11.2024.