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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852.

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die zu ermatten anfing; und der Funke hatte gezündet.
Einen liebenswürdigern, einen freundlicheren Mann
als diesen vornehmen Gast konnte man sich nicht
denken. Wie wußte er jedem, der ihm vorgestellt ward,
etwas Angenehmes zu sagen, wie wandte er sich mit
Theilnahme und Herablassung zu ganz unbedeutenden
Personen. Für jeden hatte er ein verbindliches Wort.

Die Tasse in der einen Hand, den Biscuit in
der andern, wie gerieth er plötzlich in's Feuer und
erzählte mit hinreißender Lebendigkeit irgend ein gleich¬
gültiges Ereigniß, das er am Hofe erlebt. Der sub¬
alterne Zuhörerkreis war in Entzücken über die
Vertraulichkeit eines so hochgestellten Mannes. Ebenso
plötzlich konnte er freilich einen andern am Arm er¬
greifen, und ohne sich zu kümmern um die, welche
er eben an seine Fersen gebannt und um sich als
Trabanten gezaubert, ihn mit einem: a propos, wissen
Sie schon? beiseit ziehen. Er flüsterte ihm etwas
in's Ohr, er setzte die Tasse fort, die Hand vor dem
Munde sprach er noch leiser, aber mit faunischem
Lächeln; nein er lächelte nicht mehr, er lachte, er
kicherte, wenn sich das für einen wirklichen Geheime¬
rath geschickt hätte. Der Andere natürlich lächelte
auch, er lachte, er versuchte zu kichern.

Die Lorgnette am Auge, und das Gesicht halb
über die Schulter gewandt, konnte man glauben, daß
er nach dem Gegenstande suche, den sein beißender
Witz eben getroffen. Aber er lorgnettirte nur ein
hübsches Gesicht und sprach seine Admiration aus,

die zu ermatten anfing; und der Funke hatte gezündet.
Einen liebenswürdigern, einen freundlicheren Mann
als dieſen vornehmen Gaſt konnte man ſich nicht
denken. Wie wußte er jedem, der ihm vorgeſtellt ward,
etwas Angenehmes zu ſagen, wie wandte er ſich mit
Theilnahme und Herablaſſung zu ganz unbedeutenden
Perſonen. Für jeden hatte er ein verbindliches Wort.

Die Taſſe in der einen Hand, den Biscuit in
der andern, wie gerieth er plötzlich in's Feuer und
erzählte mit hinreißender Lebendigkeit irgend ein gleich¬
gültiges Ereigniß, das er am Hofe erlebt. Der ſub¬
alterne Zuhörerkreis war in Entzücken über die
Vertraulichkeit eines ſo hochgeſtellten Mannes. Ebenſo
plötzlich konnte er freilich einen andern am Arm er¬
greifen, und ohne ſich zu kümmern um die, welche
er eben an ſeine Ferſen gebannt und um ſich als
Trabanten gezaubert, ihn mit einem: à propos, wiſſen
Sie ſchon? beiſeit ziehen. Er flüſterte ihm etwas
in's Ohr, er ſetzte die Taſſe fort, die Hand vor dem
Munde ſprach er noch leiſer, aber mit fauniſchem
Lächeln; nein er lächelte nicht mehr, er lachte, er
kicherte, wenn ſich das für einen wirklichen Geheime¬
rath geſchickt hätte. Der Andere natürlich lächelte
auch, er lachte, er verſuchte zu kichern.

Die Lorgnette am Auge, und das Geſicht halb
über die Schulter gewandt, konnte man glauben, daß
er nach dem Gegenſtande ſuche, den ſein beißender
Witz eben getroffen. Aber er lorgnettirte nur ein
hübſches Geſicht und ſprach ſeine Admiration aus,

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[54/0068] die zu ermatten anfing; und der Funke hatte gezündet. Einen liebenswürdigern, einen freundlicheren Mann als dieſen vornehmen Gaſt konnte man ſich nicht denken. Wie wußte er jedem, der ihm vorgeſtellt ward, etwas Angenehmes zu ſagen, wie wandte er ſich mit Theilnahme und Herablaſſung zu ganz unbedeutenden Perſonen. Für jeden hatte er ein verbindliches Wort. Die Taſſe in der einen Hand, den Biscuit in der andern, wie gerieth er plötzlich in's Feuer und erzählte mit hinreißender Lebendigkeit irgend ein gleich¬ gültiges Ereigniß, das er am Hofe erlebt. Der ſub¬ alterne Zuhörerkreis war in Entzücken über die Vertraulichkeit eines ſo hochgeſtellten Mannes. Ebenſo plötzlich konnte er freilich einen andern am Arm er¬ greifen, und ohne ſich zu kümmern um die, welche er eben an ſeine Ferſen gebannt und um ſich als Trabanten gezaubert, ihn mit einem: à propos, wiſſen Sie ſchon? beiſeit ziehen. Er flüſterte ihm etwas in's Ohr, er ſetzte die Taſſe fort, die Hand vor dem Munde ſprach er noch leiſer, aber mit fauniſchem Lächeln; nein er lächelte nicht mehr, er lachte, er kicherte, wenn ſich das für einen wirklichen Geheime¬ rath geſchickt hätte. Der Andere natürlich lächelte auch, er lachte, er verſuchte zu kichern. Die Lorgnette am Auge, und das Geſicht halb über die Schulter gewandt, konnte man glauben, daß er nach dem Gegenſtande ſuche, den ſein beißender Witz eben getroffen. Aber er lorgnettirte nur ein hübſches Geſicht und ſprach ſeine Admiration aus,

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/68>, abgerufen am 24.11.2024.