war es ihr, als ob sie auflachen müsse; im nächsten, als müßten die Thränen ihr aus den Augen stürzen. Sollte sie ihn anreden? Das hieße einen Nacht¬ wandler aus seinem Traum aufrufen. Erst als sie sich wandte, um hinauszugehen, wehte er mit der Hand. Es war als ob instinktartig eine Ahnung ihn überkommen, daß ein Wesen in der Nähe sei, daß ihn stören könnte.
Leise hatte sie die Thür wieder zugedrückt. Durch das Flurfenster schien der Mond auf die Rumpel¬ kammer, durch die der Weg nach ihrem Schlafzimmer führte. Die wunderlichen Ecken und Spitzen der alten Möbel starrten sie im Mondenlicht eigenthüm¬ lich an. Es überfuhr sie ein Schauer, sie lachte um sich Luft zu machen, hell auf. Aus den Winkeln schien es ihr zu antworten.
Die Jungfer hatte die Nachtlampe in ihrer Schlafstube hingestellt. Der Geheimräthin war es zu dunkel. Sie mußte die Kerzen auf dem Arm¬ leuchter anzünden. Die Geheimräthin war beim Entkleiden ungehalten, sie behauptete, die Jungfer ver¬ fahre mit Absicht ungeschickt. Sogar entfuhr der sanften Frau der Vorwurf: sie steche sie aus Bosheit. Die Jungfer weinte. Die Geheimräthin hielt ihr eine ernste Vorhaltung, ob das ein Grund sei, um Thränen zu vergießen? Sie erinnerte sie an die vie¬ len leidenden Creaturen, denen der Schöpfer nicht einmal eine Stimme gegeben, um zu klagen. Wenn jeder klagen wollte, was ihn drückte, ob es in der
war es ihr, als ob ſie auflachen müſſe; im nächſten, als müßten die Thränen ihr aus den Augen ſtürzen. Sollte ſie ihn anreden? Das hieße einen Nacht¬ wandler aus ſeinem Traum aufrufen. Erſt als ſie ſich wandte, um hinauszugehen, wehte er mit der Hand. Es war als ob inſtinktartig eine Ahnung ihn überkommen, daß ein Weſen in der Nähe ſei, daß ihn ſtören könnte.
Leiſe hatte ſie die Thür wieder zugedrückt. Durch das Flurfenſter ſchien der Mond auf die Rumpel¬ kammer, durch die der Weg nach ihrem Schlafzimmer führte. Die wunderlichen Ecken und Spitzen der alten Möbel ſtarrten ſie im Mondenlicht eigenthüm¬ lich an. Es überfuhr ſie ein Schauer, ſie lachte um ſich Luft zu machen, hell auf. Aus den Winkeln ſchien es ihr zu antworten.
Die Jungfer hatte die Nachtlampe in ihrer Schlafſtube hingeſtellt. Der Geheimräthin war es zu dunkel. Sie mußte die Kerzen auf dem Arm¬ leuchter anzünden. Die Geheimräthin war beim Entkleiden ungehalten, ſie behauptete, die Jungfer ver¬ fahre mit Abſicht ungeſchickt. Sogar entfuhr der ſanften Frau der Vorwurf: ſie ſteche ſie aus Bosheit. Die Jungfer weinte. Die Geheimräthin hielt ihr eine ernſte Vorhaltung, ob das ein Grund ſei, um Thränen zu vergießen? Sie erinnerte ſie an die vie¬ len leidenden Creaturen, denen der Schöpfer nicht einmal eine Stimme gegeben, um zu klagen. Wenn jeder klagen wollte, was ihn drückte, ob es in der
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war es ihr, als ob ſie auflachen müſſe; im nächſten,
als müßten die Thränen ihr aus den Augen ſtürzen.
Sollte ſie ihn anreden? Das hieße einen Nacht¬
wandler aus ſeinem Traum aufrufen. Erſt als ſie
ſich wandte, um hinauszugehen, wehte er mit der
Hand. Es war als ob inſtinktartig eine Ahnung
ihn überkommen, daß ein Weſen in der Nähe ſei,
daß ihn ſtören könnte.
Leiſe hatte ſie die Thür wieder zugedrückt. Durch
das Flurfenſter ſchien der Mond auf die Rumpel¬
kammer, durch die der Weg nach ihrem Schlafzimmer
führte. Die wunderlichen Ecken und Spitzen der
alten Möbel ſtarrten ſie im Mondenlicht eigenthüm¬
lich an. Es überfuhr ſie ein Schauer, ſie lachte um
ſich Luft zu machen, hell auf. Aus den Winkeln
ſchien es ihr zu antworten.
Die Jungfer hatte die Nachtlampe in ihrer
Schlafſtube hingeſtellt. Der Geheimräthin war es
zu dunkel. Sie mußte die Kerzen auf dem Arm¬
leuchter anzünden. Die Geheimräthin war beim
Entkleiden ungehalten, ſie behauptete, die Jungfer ver¬
fahre mit Abſicht ungeſchickt. Sogar entfuhr der
ſanften Frau der Vorwurf: ſie ſteche ſie aus Bosheit.
Die Jungfer weinte. Die Geheimräthin hielt ihr
eine ernſte Vorhaltung, ob das ein Grund ſei, um
Thränen zu vergießen? Sie erinnerte ſie an die vie¬
len leidenden Creaturen, denen der Schöpfer nicht
einmal eine Stimme gegeben, um zu klagen. Wenn
jeder klagen wollte, was ihn drückte, ob es in der
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 1. Berlin, 1852, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe01_1852/84>, abgerufen am 24.11.2024.
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