Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 2. Berlin, 1852.heilig, es gilt ja das Volk, nicht uns. Ihm sein Während Fuchsius auf der Straße seinen Freund "Was wollen Sie eigentlich?" sagte der Minister. "Ich habe es in der Druckschrift, welche ich "Ich lese nichts Gedrucktes," sagte der Minister. Es war ein kalter Blitzschlag. Aber er zündete "So bitte ich um Verzeihung, daß ich an die Walter hatte übersehen, daß der Olymp, aus heilig, es gilt ja das Volk, nicht uns. Ihm ſein Während Fuchſius auf der Straße ſeinen Freund „Was wollen Sie eigentlich?“ ſagte der Miniſter. „Ich habe es in der Druckſchrift, welche ich „Ich leſe nichts Gedrucktes,“ ſagte der Miniſter. Es war ein kalter Blitzſchlag. Aber er zündete „So bitte ich um Verzeihung, daß ich an die Walter hatte überſehen, daß der Olymp, aus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0293" n="283"/> heilig, es gilt ja das Volk, nicht uns. Ihm ſein<lb/> Alles zu retten, ſeine Sitte, Sprache, Geſchichte, ſein<lb/> ſelbſt eigenes Leben, ſeine Zukunft. Denn alles das<lb/> ſteht auf dem Spiel, nicht wenn wir geſchlagen werden,<lb/> wenn wir nicht ſchlagen. Wir gehn unter in uns,<lb/> und vor uns ſelbſt. Wem dies Schrecklichſte der<lb/> Schrecken klar iſt, der kennt keine Rückſichten mehr!“</p><lb/> <p>Während Fuchſius auf der Straße ſeinen Freund<lb/> bitten mußte, ſich zu mäßigen, um keine Aufmerkſam¬<lb/> keit zu erregen, ſtand Walter van Aſten vor dem<lb/> Miniſter. Wenn er mit Feuer gekommen war, ver¬<lb/> loderte es vor dem aufrechten Mann, der ohne eine<lb/> Miene zu verziehen ſeine Anrede angehört hatte. Er<lb/> war ins Stocken gerathen, er hatte wenigſtens nicht<lb/> das geſagt, nicht alles, was noch auf der Schwelle<lb/> zum H<hi rendition="#aq">ò</hi>tel, noch im Vorzimmer in ſeiner Bruſt, ein<lb/> wohlgeordneter Strom der Ueberzeugung, fertig lag.</p><lb/> <p>„Was wollen Sie eigentlich?“ ſagte der Miniſter.</p><lb/> <p>„Ich habe es in der Druckſchrift, welche ich<lb/> meiner ehrfurchtsvollen Bitte um dieſe Audienz beilegte,<lb/> dargelegt.“</p><lb/> <p>„Ich leſe nichts Gedrucktes,“ ſagte der Miniſter.</p><lb/> <p>Es war ein kalter Blitzſchlag. Aber er zündete<lb/> in Walters Bruſt. Eine Pauſe, dann verbeugte<lb/> er ſich:</p><lb/> <p>„So bitte ich um Verzeihung, daß ich an die<lb/> unrechte Stelle mich wandte.“</p><lb/> <p>Walter hatte überſehen, daß der Olymp, aus<lb/> deſſen Wolken der Blitz kam, ſeine Stirn nicht kräu¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [283/0293]
heilig, es gilt ja das Volk, nicht uns. Ihm ſein
Alles zu retten, ſeine Sitte, Sprache, Geſchichte, ſein
ſelbſt eigenes Leben, ſeine Zukunft. Denn alles das
ſteht auf dem Spiel, nicht wenn wir geſchlagen werden,
wenn wir nicht ſchlagen. Wir gehn unter in uns,
und vor uns ſelbſt. Wem dies Schrecklichſte der
Schrecken klar iſt, der kennt keine Rückſichten mehr!“
Während Fuchſius auf der Straße ſeinen Freund
bitten mußte, ſich zu mäßigen, um keine Aufmerkſam¬
keit zu erregen, ſtand Walter van Aſten vor dem
Miniſter. Wenn er mit Feuer gekommen war, ver¬
loderte es vor dem aufrechten Mann, der ohne eine
Miene zu verziehen ſeine Anrede angehört hatte. Er
war ins Stocken gerathen, er hatte wenigſtens nicht
das geſagt, nicht alles, was noch auf der Schwelle
zum Hòtel, noch im Vorzimmer in ſeiner Bruſt, ein
wohlgeordneter Strom der Ueberzeugung, fertig lag.
„Was wollen Sie eigentlich?“ ſagte der Miniſter.
„Ich habe es in der Druckſchrift, welche ich
meiner ehrfurchtsvollen Bitte um dieſe Audienz beilegte,
dargelegt.“
„Ich leſe nichts Gedrucktes,“ ſagte der Miniſter.
Es war ein kalter Blitzſchlag. Aber er zündete
in Walters Bruſt. Eine Pauſe, dann verbeugte
er ſich:
„So bitte ich um Verzeihung, daß ich an die
unrechte Stelle mich wandte.“
Walter hatte überſehen, daß der Olymp, aus
deſſen Wolken der Blitz kam, ſeine Stirn nicht kräu¬
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